Schwedens Oberstaatsanwältin Ingrid Isgren vor der ecuadorianischen Botschaft in London.

Foto: APA/AFP/Tallis

Botschaftskater James hat sich für den Besuch herausgeputzt.

Foto: APA/AFP/Leal

London – Mehr als vier Jahre nach seiner Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London wird Wikileaks-Gründer Julian Assange dort erstmals zu Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn vernommen.

Die schwedische Oberstaatsanwältin Ingrid Isgren traf am Montag in der Botschaft ein. Sie kann ihre Fragen über einen ecuadorianischen Kollegen stellen, der die Antworten später nach Schweden übermittelt. Die Befragung soll voraussichtlich bis Dienstag oder Mittwoch dauern.

Vergewaltigungsvorwürfe zurückgewiesen

Der Australier hatte die US-Regierung im Jahr 2010 wegen der Veröffentlichung hunderttausender geheimer Nachrichten gegen sich aufgebracht. Er wehrt sich gegen eine Auslieferung nach Schweden, weil er von dort nach eigenen Worten in die USA gebracht werden könnte, wo im Zusammenhang mit dem Wikileaks-Fall ermittelt wird. Die Vergewaltigungsvorwürfe aus Schweden hat der 45-Jährige zurückgewiesen.

Assange war im August 2012 in die Botschaft geflohen, um der Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Seitdem sind die Bemühungen um eine Lösung des Falles kaum vorangekommen. UN-Experten kritisierten im Februar, dass Assanges Aufenthalt in der Botschaft einer willkürlichen Verhaftung gleichkomme und er auf freien Fuß gesetzt werden sollte. Bereits mehr als 19.000 seiner Anhänger fordern in einer Online-Petition vom designierten US-Präsidenten Donald Trump, Ermittlungen gegen Assange einstellen zu lassen.

Selbst wenn Schweden die Ermittlungen einstellen sollte, ist nicht ausgemacht, dass Assange freikommt. Die britischen Behörden könnten ihn festnehmen lassen. Hintergrund sind Verstöße gegen die Auflagen, die sie ihm 2012 für seine vorläufige Freilassung gemacht hatten. (APA, Reuters, 14.11.2016)