Vor langer Zeit hat ein bekannter deutscher Schriftsteller darauf hingewiesen, dass es Naturvölker gebe, die das Denken für eine Krankheit des Kopfes halten. Recht haben sie! Wenn es nämlich blöd hergeht, kann Denken schnell in mühsamen Differenzierungsprozessen münden, in einem öden Abwägungsgetue, in einem gehirnzermürbenden Hin und Her.

Seien wir also dankbar für die Leistung von genialen Simplifikatoren wie Donald Trump (Mexikaner = Sexualverbrecher; Muslim = Terrorist; Ausländer = raus!). Seien wir aber auch, gendermäßig korrekt, dankbar für die Leistung von genialen Simplifikatorinnen wie Alice Schwarzer, welche nach der US-Wahl in einer deutschen Talkshow das wahrhafte Problem in Amerika geortet hat. Das denn da wäre: der weiße Mann!

Nun gut, das Analyseraster ist etwas grob, weil man unter dem Rubrum "weißer Mann" problemlos Einstein, Hitler, Shakespeare, Goethe und Goebbels subsumieren kann (Donald Trump eher nicht, weil der ist kein weißer, sondern ein oranger Mann).

Im Sinne eines angenehm schlichten Weltbildes (Weiß sehr schlecht! Pussy sehr gut! Schniedel unter jeder Sau!) wollen wir das aber ebenso außer Acht lassen wie den Umstand, dass 53 Prozent weißer US-Frauen ungeniert für den Muschigreifer votiert haben. Egal: Simplify your life! So komfortabel wie in der selbstfabrizierten Denkbox lebt es sich sonst nirgendwo. (Christoph Winder, 13.11.2016)