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Melania Trump.

Foto: REUTERS/Allegri

Glaubt man den heimischen Leitmedien, dann hat Österreich jetzt einen Fuß im Weißen Haus. Zurückhaltend wie "Österreich" schon ist, hieß es dort ausnahmsweise einmal nicht: Unsere Melania ist First Lady! Nein, da gab es nur die zarte Andeutung über eine Doppelseite Melania: Die First Lady aus Wien. Die First Lady ist zwar aus einem Kaff in Slowenien, aber wenn ein seriöses Blatt wie die "New York Post" unter exclusive Photos schreibt You’ve never seen a potential First Lady like this, gibt es für "Österreich" kein Halten mehr. Sie modelte seit Kinder tagen, lebte in Wien, will jetzt Charity-Lady werden: So tickt Melania. So tickt Fellner.

Es gibt ja im Zeitalter der Emanzipation keine höhere Berufung für eine Frau als die zur Charity-Lady. Und im vorliegenden Fall brennen bei "Österreich" alle Sicherungen durch. Ex-Model, Luxusgirl, Glamour-Queen: Mit Melania Trump (46) zieht die wohl ungewöhnlichste First Lady ins Weiße Haus ein, die die Welt je erlebt hat. Dabei ist das Ungewöhnlichste an ihr ihre Gewöhnlichkeit: Nicht nur die Tatsache, dass die bereits dritte Ehefrau des US-Präsidenten ein Vierteljahrhundert jünger ist als er selbst, was vielleicht eher auf seine Ungewöhnlichkeit hindeutet – Melania lebt noch dazu ein öffentliches Luxusleben wie Showgirls aus dem Trash-TV. Nacktskandal im Wahlkampf inklusive.

Gipfelpunkt des Ungewöhnlichsten: In Wien modelte Melania sogar für Lauda Air. Und von Wien aus eroberte Melania die Model-Welt, einschließlich das Präsidenten-Model Donald. Und wie könnte es anders sein: Ihre Karriere im Rampenlicht verdankt Melania übrigens einem Österreicher. Schon als Kind schickte ihre Mutter – eine sorgfältig planende Frau – sie zu Modelagenturen. Mit 17 wurde sie von einem Fotografen entdeckt. Agenturchef Wolfgang Schwarz schließlich holte sie nach Wien und pushte ihre Karriere.

Der Push kann nicht allzu kräftig gewesen sein, hieß es doch dazu in "Heute": 2000 ließ die gebürtige Slowenin für das Magazin "GQ" die Hüllen fallen – bereits 1995 warb das ehemalige Model für Lauda Air. Ihr damaliger Agent und Entdecker, der Wiener Wolfgang Schwarz, erinnert sich: "Sie war eher belanglos", gefolgt von der kryptischen Anmerkung: "Was das Styling betrifft, ging sie damals schon in Richtung First Lady" – und das in Wien 1995! Offenbar hat sie den einen oder anderen US-Präsidenten verpasst. Klar – "die gesellschaftliche ,Karriereleiter‘ hängt vom Zufall ab, aber in diese Richtung war sie sicher sehr ziel strebig".

Der Umzug, ein Abstieg

Und wofür das alles? Auch wenn es schlechtere Adressen als das Weiße Haus gibt – für Melania Trump ist der Umzug fast ein Abstieg. Noch bewohnt das First Couple nämlich ein 100-Millionen-Dollar-Penthouse an der 5th Avenue in Manhattan, mit Blick auf den Central Park. Das traute Heim ist Schloss Versailles nachempfunden: Marmor, kostbarste Ausstattungen, Deckengemälde, Gold. Da kann Pennsylvania Avenue nicht mithalten – und "Österreich" kann es nicht fassen. Wir werden von der First Lady aus Wien sicher noch viel lesen, hoffentlich Besseres als von ihrem Mann.

Die "Kronen Zeitung" legte Donnerstag ungewöhnliche Noblesse an den Tag, indem sie mit keinem Wort auf die gesellschaftliche Karriereleiter der First Lady aus Wien einging. Sie hatte für ihren Adabei Besseres zu bieten. Immobilienexperte Ehlmaier lud zum Fest: Ganslessen beim Plachutta. Im Bild zu sehen waren Gastgeber Michael Ehlmaier mit "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, dessen Ehefrau und Mario Plachutta.

Die Exklusivität eines Ganslessens beim Plachutta steht außer Frage und jedenfalls um einiges über der einer First Lady aus Wien. Das beweist der begleitende Text. In ist, wer drin ist! Für die Immo-Elite ist es im November der Fixpunkt – das Ganslessen in Wien, zu dem EHL-Immobilien-Boss Michael Ehlmaier bittet. Dann "brummt" Mario Plachuttas Gasthaus zur Oper – viel Lob für dessen Kochkünste inklusive.

Christoph Dichand und seine Ehefrau Eva haben vor einiger Zeit nicht versäumt, so laut von ihrem Jahr in Amerika zu künden, dass es die ganze Stadt mitbekam. Aber von einem Gansl essen mit dem Immobilienboss Donald Trump hat man nichts gehört, was beweist, dass es mit der dortigen Immo-Elite nicht weit her sein kann. Schade, hätte man doch in "Österreich" gern vom Zusammentreffen der First Lady aus Wien mit der First Lady von "Heute" gelesen – natürlich ohne den Begriff Ganslessen überzustrapazieren. (Günter Traxler, 13.11.2016)