Kronehit-Chef Ernst Swoboda.

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Wien – Was hält Kronehit-Chef Ernst Swoboda vom Vorschlag des Digitalradio-Verbandes, dem ORF doch zwei zusätzliche, aber werbefreie Radioprogramme auf DAB+ zu erlauben? Nichts ist eher eine Untertreibung: "Das bringt Privatradio um", sagt der Vorsitzende des Privatsenderverbandes VÖP auf STANDARD-Anfrage – und erklärt seine Sorge so:

Einziger Vorteil der Privatradios gegenüber dem ORF sei derzeit, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nur jene Programme digital, also insbesondere im Web, ausstrahlen darf, die er auch über Antenne verbreitet. Kronehit etwa stellt im Web 30 Programme bereit, auch Energy und andere Radiosender seien hier hoch aktiv.

Erlaube man dem ORF über die gesetzlich festgelegten Programme hinaus eigene digitale Kanäle, dann falle dieser eine Wettbewerbsvorteil der Privatsender weg, warnt Swoboda.

Werbefreiheit als Vorteil

Der Vorschlag, diesen digitalen Kanälen Werbung zu untersagen, würde den – ohnehin wesentlich gebührenfinanzierten – ORF nicht treffen. Sehr wohl aber die kommerziellen Mitbewerber, die sich zum allergrößten Teil aus Werbung finanzieren, argumentiert der Präsident des Privatsenderverbandes. Werbefreiheit könnte ein wesentlicher Vorteil beim Publikum für diese ORF-Kanäle sein. Swoboda drastisch: "Das bringt Privatradio um."

Der Interessenverband Digitalradio Austria wollte den ORF mit dem Vorschlag bewegen, sich doch an DAB+ zu beteiligen, das 2017 ausgeschrieben wird. ORF-Chef Alexander Wrabetz hatte diese Woche angekündigt, es werde keine ORF-Programme auf DAB+ geben – nach der geltenden Gesetzeslage, die dort keine zusätzlichen neuen Kanäle erlaubt.

Programme verlegen

Privatradioverbandspräsident Swoboda verweist auf seinen früheren Vorschlag, wenn man schon DAB+ mit ORF-Programmen attraktiver machen wolle: Der ORF sollte zwei seiner Ukw-Programme, etwa Ö1 und FM4, in DAB+ verlegen; die Frequenzen könnten für nationales Ukw-Privatradio ausgeschrieben werden. Kronehit würde davon nicht profitieren, betont Swoboda – der Sender von "Krone" und "Kurier" hat schon eine nationale Privatradiolizenz, die bisher einzige in Österreich.

Im klassischen Ukw-Radio verfüge der ORF derzeit über rund 75 Prozent der Übertragungskapazitäten, sagt Swoboda. Eine solche Ausschreibung bisher vom ORF genützter Frequenzen könnte das Verhältnis ausgeglichener gestalten. Bei den Finanzmitteln stehe es zwischen ORF und Privatsendern etwa 78 zu 22 Prozent, sagt Swoboda. (fid, 11.11.2016)