Proteste gegen die Verhaftung von "Cumhuriyet"-Journalisten Anfang November in Istanbul.

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Istanbul/Ankara – Der Herausgeber der türkischen Oppositionszeitung "Cumhuriyet" (Republik) ist laut deren Angaben am Freitag in Istanbul festgenommen worden. Akın Atalay sei auf dem Atatürk-Flughafen festgenommen worden, als er dort aus Deutschland eintraf, berichtete die Zeitung auf ihrer Website.

Die türkische Führung geht seit dem Putschversuch Mitte Juli massiv gegen oppositionelle Medien vor und ließ vergangene Woche neun Mitarbeiter der Zeitung wegen "terroristischer Aktivitäten" inhaftieren.

Putsch "legitimiert"

Bei der Festnahmewelle gegen "Cumhuriyet" am 31. Oktober berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, dass nach Atalay gefahndet werde. Die türkische Staatsanwaltschaft wirft "Cumhuriyet" vor, in ihrer Berichterstattung den Putschversuch Mitte Juli "legitimiert" und Straftaten zugunsten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen begangen zu haben. Gülen wird von der türkischen Regierung für den Putschversuch verantwortlich gemacht.

Der frühere "Cumhuriyet"-Chefredakteur Can Dündar wurde im Mai nach der Veröffentlichung eines Artikels über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts an die in Syrien operierende Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Im Februar wurde er bis zum Berufungsverfahren auf freien Fuß gesetzt, im Juli verließ er die Türkei und lebt seither in Deutschland.

Berater verhaftet

Eine Woche nach der Festnahme von Abgeordneten der prokurdischen Oppositionspartei HDP wurden unterdessen auch fünf Berater der Partei festgenommen. Darunter sei der Berater der inhaftierten HDP-Vorsitzenden Figen Yüksekdağ, sagte HDP-Sprecherin Bermali Demirdögen der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Am Freitag vergangener Woche waren mehrere HDP-Abgeordnete, darunter die Parteichefs Yüksekdağ und Selahattin Demirtaş, festgenommen worden. Inzwischen sitzen die Vorsitzenden und acht weitere HDP-Abgeordnete in Untersuchungshaft. Ihnen wird unter anderem Unterstützung der PKK vorgeworfen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan betrachtet die HDP als verlängerten Arm der PKK.

Die Behörden gehen seit dem Putschversuch vom 15. Juli vermehrt gegen die kurdische Opposition vor. In den vergangenen Wochen hat die Regierung in mehr als zwei Dutzend kurdischen Gemeinden die Bürgermeister durch Zwangsverwalter ersetzt. (APA, 11.11.2016)