Unwahrscheinlich, dass Österreich von den Wahlversprechen Donald Trumps wirtschaftlich profitieren wird, sollte er sie auch nur zur Hälfte erfüllen. Es lässt sich daher nur mit patriotischem Masochismus erklären, wenn Österreichs Freiheitliche nun über den Erfolg ihres Gesinnungsfreundes auf der anderen Seite des Atlantiks jubeln. Sein Kreuzzugsaufruf "Make America great again" auf Kosten des Rests der Welt entspricht zwar der engstirnigen Auffassung von Politik, wie sie die Programme der europäischen Rechtsextremen durchzieht, wird aber kaum der Übel Herr werden, die zu bekämpfen sie vorgibt, wenn alle Staaten – jeder für sich – danach handeln. Es war im Gegenteil der Beitritt zur Europäischen Union, der Österreichs Wohlstand gehoben hat, und nur die Hofers plädieren für einen Austritt, sollte sich diese nicht im Geist vorgestrigen Heimatkitsches renationalisieren lassen.

Jetzt plagt die Frage, welche Auswirkungen die Wahl Trumps auf jene haben könnte, die Österreich am 4. Dezember bevorsteht. Wird sie die Sehnsucht nach einer großen Rechtswende in Österreich beflügeln, oder setzen die hiesigen Wählerinnen und Wähler in diesem historischen Augenblick wachsender Ungewissheit doch wieder auf Bewährtes statt auf unkalkulierbares Risiko und verschieben die Antwort auf diese Frage bis zu den Nationalratswahlen? Viel wird man in den verbleibenden Wochen nicht mehr tun können, um sie auf diese oder jene Seite zu ziehen, und alle Fehler, die zu der gegenwärtigen Situation geführt haben, wurden schon von Anfang an gemacht.

SPÖ und ÖVP haben den Irrtum der amerikanischen Demokraten vorweggenommen, Kandidaten aufzustellen, deren Ablehnung vorprogrammiert war, weil sie in der Wählerschaft als unbeliebte Repräsentanten einander behindernder bis handlungsunfähiger Koalitionäre wahrgenommen wurden. Nur dass es hier fast schon wie demonstratives Desinteresse wirkte, gespeist von der Illusion, einer von beiden werde es schon in die Stichwahl schaffen.

Leichter konnte man es einer Partei gar nicht machen, die angetreten ist, das verkrustete "System" zu beseitigen, und damit schrittweise auf ähnliche Weise erfolgreich ist, die Trump zum Erfolg verholfen hat: mit der Hetze gegen Ausländer und Flüchtlinge, mit der geistigen Verengung auf das eigene Land, mit der Begeisterung für Diktatoren und solche, die es werden wollen, mit verhaltenen Drohungen, man werde sich wundern, was ihr Kandidat, einmal gewählt, möglich machen würde – und alles unterfüttert mit großem Verständnis für politische Unkorrektheit.

Der einzige Erfolg freiheitlicher Regierungskunst bestand darin, ein Bundesland in den wirtschaftlichen Ruin geführt und die Schuld anderen aufgebürdet zu haben, was ihnen dort nur vorübergehend geschadet hat. Mit dem Wundern muss man übrigens nicht bis nach der Präsidentenwahl warten, absolviert Hofer schon vorbeugend Auslandsbesuche und Einladungen, die verkünden, in welche Richtung die politische Reise gehen soll. Österreich wird dieser Geist sicher nicht groß machen, ob Donald Trump Amerika wieder groß machen wird, bleibt noch ein wenig abzuwarten. (Günter Traxler, 10.11.2016)