In der oberösterreichischen Baubranche ist am Dienstag eine Millionenpleite bekannt geworden: Für die GLS Bau und Montage aus der Stadt Perg wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Linz beantragt, für die Tochter RW Montage ein Konkursverfahren, wie KSV und Creditreform berichteten. Insgesamt sind gut 280 Dienstnehmer und ca. 1.130 Gläubiger betroffen.

GLS Bau: Praterbrücke ist Insolvenzgrund

Die Insolvenzursachen liegen vor allem in den immensen Mehrkosten der gemeinsamen Großbaustelle zur Generalsanierung der Wiener Praterbrücke. Laut KSV handelt es sich um die größte Pleite in Oberösterreich heuer – sowohl was die Mitarbeiter betrifft als auch hinsichtlich der Schulden.

Bei der GLS stehen mehr als 50 Mio. Euro Passiva rund 26,4 Mio. Euro Aktiva gegenüber. Bei der RW Montage liegen die Aktiva etwa bei 10,5 Mio. Euro, die Angaben zu den Passiva schwanken zwischen 8,3 und 10,5 Mio. Euro. Hier wurde der drohende Verlust offenbar noch nicht schlagend.

Asfinag stellt Insolvenzgründe in Abrede

Dass sich die GLS Bau und Montage GmbH bei ihrem Insolvenzantrag auf Mehrkosten bei der Sanierung der Wiener Praterbrücke (A23) beruft, passt der Asfinag aber gar nicht. Einerseits betonte die Asfinag, dass sie die Sanierung der Praterbrücke korrekt beglichen habe. Andererseits sei die Sanierung der Brücke auf der Südosttangente sowohl zeitlich als auch bei den Kosten im Plan gelegen.

"Für eine ursprünglich mit 175.000 Euro angebotene Teil-Leistung bei der Sanierung hat die GLS, bald nach Beginn der Arbeiten, der Asfinag Mehrkosten in Höhe von 176 Millionen Euro in Aussicht gestellt – also mehr als das Tausendfache", heißt es in einer Aussendung der Asfinag Bau Management GmbH Dienstagabend. "Die GLS hat diese Mehrkosten in mehreren Gesprächsrunden schrittweise auf letztlich 9,5 Millionen Euro reduziert – das ist immer noch rund das Vierzigfache des marktüblichen Preises." Das sei so "nicht nachvollziehbar", so der Geschäftsführer der Asfinang Baumanagement, Gernot Brandtner.

Mediation gescheitert

"Die Mehrkostenforderungen wurden umfassend geprüft und haben sich in dieser Höhe als keinesfalls gerechtfertigt erwiesen", so die Asfinag weiter. "Im Fall GLS sind zum Bedauern der Asfinag überdies bereits mehrere Mediationsgespräche gescheitert. Die Gesprächsbereitschaft der Asfinag ist weiterhin vorhanden." (APA, 8.11.2016)