Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Rosneft-Anlage auf einem westsibirischen Ölfeld. Weil es plötzlich schnell gehen muss, wird der geplante Teilverkauf für die russische Regierung zum Schritt ins Ungewisse.

Foto: Reuters/Sergei Karpukhin

Moskau – Die russische Regierung drückt aufs Tempo: Bis zum 5. Dezember soll der Verkauf des 19,5-Prozent-Pakets an Rosneft abgeschlossen, das Geld spätestens zehn Tage später überwiesen sein, teilte Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew Anfang der Woche mit. Seinen Angaben zufolge ist das Kabinett bereit, dem Käufer einen Rabatt von fünf Prozent gegenüber dem Marktpreis einzuräumen.

Als Stichtag hierbei gilt der 11. Oktober. An dem Tag wurde bekannt, dass Branchenprimus Rosneft auch noch den Zuschlag für die Übernahme von Russlands sechstgrößtem Ölkonzern Baschneft bekommen hat. Wegen der erhofften Synergieeffekte legte der Aktienkurs von Rosneft an dem Tag deutlich zu. Damit ergibt sich laut Uljukajew ein Kaufpreis von 711 Milliarden Rubel – gut zehn Milliarden Euro – für das zum Verkauf stehende Paket.

Bislang galten das kasachische Staatsunternehmen Kasmunaigas, die chinesische Sinopec und die russischen Ölkonzerne Surguteftegas und Lukoil als mögliche Käufer – Letzterer wurde angeblich von Präsident Wladimir Putin selbst ins Gespräch gebracht. Doch inzwischen ist der Verkauf des Rosneft-Pakets an Rosneft selbst die wahrscheinlichste Variante.

Setschin als Öl-Zar

Sergey Rozhenko, Manager der Consultingagentur Arup, begründete dies mit der Dringlichkeit der Geschäftsabwicklung. Die Einnahmen aus dem Verkauf sind fest in die Haushaltsplanungen für das laufende Jahr eingerechnet. Wird der Deal nicht bis zum Jahresende abgeschlossen, verfehlt die Regierung das von Putin vorgegebene Defizitziel von 3,7 Prozent deutlich.

Für Rosneft und dessen Minderheitsaktionär BP wäre das Geschäft ebenfalls vorteilhaft, ist doch geplant, die Aktien später weiterzuverkaufen – wenn der Ölpreis auf einem höheren Niveau liegt, so Rozhenko. Rosneft-Chef Igor Setschin bietet das Szenario zudem die Möglichkeit zur weiteren Konsolidierung der Ölbranche in seinen Händen. Als langjähriger Vertrauter Putins leitete der Staatsbeamte vor 13 Jahren die Zerschlagung des Yukos-Konzerns, auf dessen Trümmern er Rosneft aufbaute. Später kaufte er weitere Konkurrenten auf, erst TNK-BP, dann den Gasproduzenten Itera und zuletzt – trotz Widerstands aus der Regierung und eines laut Medien höheren Angebots der Konkurrenz – Baschneft.

Wenn die Rosneft-Aktien dem Konzern zukommen, dürfte ein Teil davon auch an das Management gehen, meint Ex-Energieminister Igor Jussufow. Jussufow sieht das Optionsprogramm als Teil einer langfristigen Stimulierung des Top-Managements. Durch das Bonusprogramm gehören Setschin bereits jetzt 0,1273 Prozent von Rosneft. Der auf den ersten Blick unscheinbare Anteil entspricht einem Wert von immerhin 66 Millionen Euro. (André Ballin aus Moskau, 9.11.2016)