Die Testkugel hat einen Durchmesser von etwa drei Metern.

Foto: Fromknecht/HOCHTIEF Engineering

Sollte das Experiment vielversprechende Ergebnisse liefern, könnten die kugelförmigen Pumpspeicher künftig in mehreren hundert Metern Meerestiefe eingesetzt werden.

Illustr.: HOCHTIEF Solutions

Konstanz – Deutsche Wissenschafter forschen an einer ungewöhnlichen Methode, um Energie zu speichern: Seit Dienstagvormittag lassen die Forscher des Kassler Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik eine riesige Betonkugel langsam am Bodensee ins Wasser. In den nächsten vier Wochen sollen Tests und Messungen an der Kugel zeigen, ob das Verfahren zukunftsträchtig ist.

Dafür soll die Betonkugel mit drei Metern Durchmesser am Mittwoch mit Hilfe von Luftkissen über den See gezogen und dann vor Überlingen 100 Meter tief im Wasser versenkt werden. Die hohle Kugel funktioniert nach Angaben der Forscher nach dem Prinzip eines Pumpspeicherkraftwerks: Einströmendes Wasser treibt eine Turbine an, die Strom erzeugt.

Bei einem Überschuss an elektrischer Leistung wird das Wasser wieder teils oder ganz aus der Hohlkugel gepumpt. Damit könnte Energie beispielsweise in der Nähe von Offshore-Windparks im Meer zwischengelagert werden – die Speicherung überschüssigen Stroms ist bisher ein zentrales Problem der Windenergie.

30-Meter-Kugeln im Meer

Vorerst sollen die Experimente nur zeigen, ob sich die Methode tatsächlich bewährt. Gelingt der Test, könnten in Zukunft Speicherkugeln mit 30 Metern Durchmesser in größerer Tiefe Energie liefern. "Sicher ist, dass das Konzept erst ab 600 bis 800 Metern Wassertiefe im Meer wirtschaftlich anwendbar sein kann", erklärt Projektleiter Matthias Puchta. "Es gibt ein großes Potenzial für die Anwendung der Technologie in küstennahen Standorten, insbesondere auch vor großen, bevölkerungsdichten Regionen, beispielsweise vor Norwegen, aber auch Spanien, USA und Japan." (APA, red, 8.11.2016)