Link

>>> "Im Zentrum" zum Nachsehen in der TV-Thek des ORF

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Natürlich war es peinlich, dass seitens der SPÖ kein Minister zugegen war. Im Mittagsjournal hatte Sozialminister Alois Stöger angedeutet, seinem Verhandlungspartner ÖVP hätte es nicht ausgereicht, ihm beim Thema Mindestsicherung alles – inklusive die Unterhosen – auszuziehen. Stöger mutmaßte, die ÖVP wäre womöglich erst zufrieden, würde sich der nackte Stöger in seiner Kompromissbereitschaft auch noch selbst die Haut abziehen – bildhaft gesprochen natürlich.

Zu erleben, wie der Minister mit Reinhold Lopatka "Im Zentrum" plaudert, wäre also interessant gewesen. Andererseits: Julia Herr (Sozialistische Jugend) war eine kluge Diskutantin, die Lopatka ärgerte. Und auch den früheren Sozialminister Erwin Buchinger wieder zu sehen, hatte nostalgischen Charme.

Der Knüller jedoch der FPÖ-Mann: Irgendwie wirkte er beflügelt durch die Ehre, den Küniglberg besteigen zu dürfen, der Manfred Haimbuchner (Landeshauptmann-Stellvertreter, Oberösterreich). Nachdem sein Versuch, mit konzentriertem, stechenden Blick seine Umgebung argumentativ auf seine Seite zu ziehen, nur bei Lopatka fruchtete, zog er alle Register subtiler Rhetorik, um zumindest Abwesende zu überzeugen. Stöger nannte er dabei "Klassenkampftarzan".

Dass "Nichtverantwortungsträger" bei der Diskussion mitwirkten, wühlte ihn zwar auf. Einen emotionalen Gipfelpunkt erreichte er aber mit dem Satz "Geld ist gedruckte Freiheit!" Haimbuchner kennt aber nicht nur Dostojewski; er kann auch Stille. Milde Ruhe überkam ihn, als Lopatka von einem Hassprediger erzählte, der 4000 Euro (samt Kinderbeihilfe) bezogen hätte. Er musste aber hinnehmen, dass Lopatka hier wie der bessere FPÖler wirkte. (Ljubiša Tošić, 7.11.2016)