Altach ist ernst zu nehmen. Das wissen spätestens jetzt alle Bundesligisten in der oberen Tabellenhälfte.

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Wien – Der SCR Altach war der große Sieger der 14. Bundesliga-Runde. Die Vorarlberger deklassierten am Sonntag Austria Wien mit 5:1, haben als einzige Mannschaft aus dem Spitzen-Quintett gepunktet und zu Sturm Graz aufgeschlossen. Der Tabellenführer (1:2 gegen St. Pölten), Meister Red Bull Salzburg (1:2 gegen Mattersburg), Rapid (0:1 gegen WAC) und eben die Austria blieben punktelos.

Dass die aktuellen "Großen Vier" im österreichischen Fußball allesamt verloren, hat schon fast eine historische Dimension. Zuletzt war das vor 16 Jahren der Fall, als am 21./22. Oktober Salzburg, Austria, Rapid und Sturm ebenfalls ohne Punkte geblieben waren. Damals zählte allerdings auch Meister FC Tirol noch zu den Spitzenteams.

Am Sonntag waren nur rund 4.500 Zuschauer zum Schlager in die Cashpoint-Arena gekommen, ihnen wurde dafür von den Heimischen eine Gala geboten. "Als Trainer wünscht man sich so ein Spiel", meinte Trainer Damir Canadi nach der beeindruckenden Vorstellung. Von Beginn weg spielte seine Elf groß auf, führte in der 75. Minute hoch verdient mit 4:0 und ließ erst in der Schlussphase einen Gegentreffer zu. "In der ersten Halbzeit war es sicher eine der besten Leistungen, seit ich in Altach bin. Wir haben richtig guten Fußball gezeigt und nichts zugelassen dank einer sehr guten Teamleistung", freute sich Kapitän Philipp Netzer.

Stolz

Viel Lob gab es natürlich auch vom Trainer, der es Woche für Woche schafft, sein Team bestens auf die Gegner einzustellen. "Die Mannschaft hat eine tolle Balance zwischen Offensive und Defensive gehabt. Ich bin sehr froh über diese drei Punkte. Die wollten wir unbedingt haben, um uns mit dem Spitzenspiel gegen Sturm zu belohnen. Ein großes Pauschallob an die gesamte Mannschaft, die es schafft, die Trainingsleistungen auch im Spiel abzurufen. Das macht mich stolz", sagte Canadi. Nach der Länderspielpause haben die Altacher nun sogar die Chance, mit einem Heimsieg gegen den punktegleichen Tabellenführer Sturm am 19. November die Tabellenführung zu übernehmen.

Salzburg und die Austria folgen mit je vier Punkten Rückstand, Rapid liegt schon neun Zähler zurück und zog am Montag mit der Beurlaubung von Trainer Mike Büskens und Sportdirektor Andreas Müller die Konsequenz. Für die Austria war die Reise in den Westen ein herber Dämpfer nach einem sehr starken Oktober und zuletzt vier Liga-Siegen in Folge.

Wahrscheinlich wirkte auch das intensive violette Programm nach, erst am Donnerstag hattem die Austria in der Europa League AS Roma zu Gast. "Man hat heute gesehen, dass wir körperlich und mental nicht imstande waren, dagegenzuhalten. Viele unserer Pässe habe ich so noch nie gesehen", konstatierte Trainer Thorsten Fink, gab sich aber auch vom Potenzial überzeugt. "Alle Mannschaften, die heuer im Europacup gespielt haben, haben die Chancen nicht genützt. Ich bin überzeugt, dass wir am Ende vor Altach stehen."

Viel zu tun

Die Doppelbelastung gilt auch für Salzburg. Vier Tage nach dem Sieg über den französischen Tabellenführer OGC Nizza setzte es gegen das österreichische Tabellenschlusslicht SV Mattersburg eine Niederlage. Dabei begann die Partie, die bei widrigen Verhältnissen zu einer Wasserschlacht ausartete, für die Bullen optimal, als Valon Berisha in der 2. Minute das 1:0 erzielte. Philipp Erhardt (10.) und Jano (18.) drehten die Partie aber schnell und leiteten die Sensation ein. Für Mattersburg war es der erste Sieg seit 13. August.

"Wir wussten, dass sie die wenigen Chancen, die sie kreieren würden, über Standardsituationen schaffen würden, das haben sie auch gemacht. Das einzige, was ich der Mannschaft vorwerfen kann ist, dass sie diese Standardsituationen zugelassen hat", sagte Salzburg-Trainer Oscar, der auch mit den Wetter- und Platzverhältnissen haderte. "Es war schwierig unter diesen Bedingungen. Es konnte niemand diese zweite Halbzeit genießen, außer die Fans vom Gegner. Das war kein Fußball, das war nicht mehr schön anzuschauen", erklärte der Spanier.

Ähnlich sah es Andreas Ulmer. "In der zweiten Halbzeit ist es immer schwerer geworden. Bedingt durch das Wetter konnten wir den Ball nicht mehr unten lassen und Fußball spielen, sondern mussten eher mit langen, hohen Bällen spielen, was nicht unsere bevorzugte Spielweise ist", sagte der Verteidiger.

Für Mattersburg war es ein wichtiger Sieg. Da am Vortag der Tabellen-Vorletzte St. Pölten (bei Sturm Graz) gewonnen hatte, hielten die Burgenländer den Anschluss und sind unverändert nur einen Punkt hinter dem Aufsteiger. Auch die Admira ist mit vier Punkten Vorsprung in Reichweite. "Wir sind glücklich über den Sieg. Beim zweiten Tor war auch Glück dabei, aber gegen Salzburg braucht man Glück. Das Wetter war auf unserer Seite. Salzburg musste lange Bälle spielen, wir waren aber gut positioniert. Jeder ist ans Limit gegangen, wir haben uns gut an die Bedingungen angepasst", erklärte SVM-Coach Ivica Vastic. (APA, 7.11.2016)