Aus analog wird digital: Nachrichten an die Nachbarn werden mittlerweile online verschickt.

Foto: Helena Wimmer

Valentin Schmiedleitner, Mathias Müller, Stefan Theißbacher und Andreas Förster (v. li.) sind die Gründer von FragNebenan.

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Allein laufen gehen macht keinen Spaß. Doch die Freunde wohnen am anderen Ende der Stadt. Wo also findet man einen Laufpartner, der im besten Fall noch in der Nachbarschaft lebt? Neben eher wenig erfolgsversprechenden Flugzetteln an der Straßenlaterne sind Nachbarschaftsnetzwerke wie FragNebenan im 21. Jahrhundert eine Option.

"Auf unserer Plattform werden vor allem Fragen gestellt und beantwortet" , erklärt Gründer Stefan Theißbacher. Wer kennt einen guten Arzt? Wem gehört der Schlüsselbund, den ich auf der Straße gefunden habe? Wer kann auf meine Katze aufpassen? Fragen wie diese treiben Nachbarn um und können heute von der ganzen Nachbarschaft online diskutiert und beantwortet werden. Dadurch wachsen Städte zusammen, das zumindest erhoffen sich die Gründer. 43.000 Menschen aus Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Linz haben sich bereits auf FragNebenanregistriert.

Digitales schwarzes Brett

Wo Nachbarn einander austauschen, wäre es naheliegend, auch Vermieter und die Hausverwaltungen mit ins Boot zu holen. "Die Infos der Hausverwaltung hätten wir sehr gerne auf unserer Plattform, weil sie für die Mieter extrem nützlich sind. FragNebenan hätte durch dieses digitale schwarze Brett einen zusätzlichen Mehrwert für die User", gibt Theißbacher zu. "Wir haben bereits überlegt, mit Hausverwaltungen zusammenzuarbeiten, uns aber dann dagegen entschieden, weil wir ganz klar eine Plattform für Nachbarn sein wollen. Wir hatten die Befürchtung, dass FragNebenan dann als Kommunikationstool der Hausverwaltung wahrgenommen wird und ganz anders genutzt wird. Wir wollen ganz klar für die Nachbarn da sein."

Tatsächlich gibt es auch Apps, die speziell für die Verwaltung von Häusern entwickelt wurden und auch in Österreich bereits eingesetzt werden. Das funktioniert so: Schäden im Haus werden per App gemeldet und direkt an Handwerker weitergeleitet. Der Bewohner kann den Reparaturstatus auf dem Smartphone nachvollziehen. Kommunikation mit dem Vermieter findet über die App statt.

Zusätzlich verfügen fast alle diese Anwendungen auch über ein Chat-Tool für die Nachbarn, etwa auch die vom deutschen Unternehmen Promos entwickelte Easysquare-App. Auch damit soll es neben der Kommunikation mit dem Vermieter und der Hausverwaltung für die Mieter möglich sein, Laufgruppen oder Fußballturniere zu organisieren. Dabei sein kann allerdings nur, wer in der Wohnanlage wohnt bzw. von der Hausverwaltung betreut wird, die für die eigene Wohnung zuständig ist – und nicht wie bei FragNebenan, jeder Nachbar aus dem Umkreis von 750 Metern. "Fest steht, dass der Vermieter Einfluss nehmen kann auf die Kommunikation der Mieter, wenn sie über die App stattfindet", erklärt Jens Kramer von Promos.

Keine Konkurrenz

Als Konkurrenz sieht Theißbacher von FragNebenan die Hausverwaltungs-Apps nicht. Er glaubt, dass diese Anwendungen vor allem dann sinnvoll sind, wenn ein Großteil der Bewohner mitmacht – die Teilnahme müsste dann aber verpflichtend sein. "Uns ist es lieber, die Mitglieder von FragNebenan erfahren über Freunde oder Medien, dass es uns gibt, und werden nicht dazu verpflichtet, sich anzumelden." Dass die Kommunikation unter Mietern und mit der Hausverwaltung in Zukunft vor allem digital stattfinden wird, glaubt Theißbacher jedoch auch. "Wir sind dafür offen, in Zukunft mit solchen Anwendungen und Hausverwaltungen Kooperationen einzugehen", so der Gründer.

Auch Kramer ist sich sicher, dass die Zukunft des Immobilienmanagements digital stattfinden wird. Er vergleicht die Situation mit der Einführung des Netbankings: "Auch damals hat es große Diskussionen darüber gegeben, Bankgeschäfte online zu erledigen. Heute ist das für die meisten Menschen ganz normal. So wird es in Zukunft auch mit Schadensmeldungen und der Kommunikation im eigenen Wohnhaus sein." (Bernadette Redl, 5.11.2016)