Gesichtserkennungssysteme scheitern an Brillen mit dickem gemustertem Rahmen.

Foto: Georgetown University

Automatische Gesichtserkennung erfreut sich bei Behörden weltweit hoher Beliebtheit. Denn die Systeme erleichtern es, Verdächtige, Zeugen und Opfer von Straftaten zu identifizieren. Laut einer Studie der Georgetown University befinden sich mittlerweile die Gesichter der Hälfte aller erwachsenen US-Amerikaner in Polizeidatenbanken.

Auch zivil wird die Technologie schon länger eingesetzt. In vielen Ländern kann etwa Facebook auf hochgeladenen Schnappschüssen automatisch Freunde identifizieren, um es zu erleichtern, sie zu taggen. Längst nicht jeder ist allerdings erfreut von derlei Systemen. Forscher der Carnegie Mellon University in Pittsburgh haben nun eine erstaunlich einfache Methode entdeckt, mit der sie sich aushebeln lassen, berichtet der "Guardian".

Günstig und (relativ) unauffällig

Brillen mit dicken Rändern und Mustern sind in der Lage, Gesichter für Computer praktisch zu "anonymisieren". Dabei ist diese Methode auch noch ausgesprochen günstig, zusätzlich zum Rahmen kostete das Bedrucken von selbigem mithilfe eines normalen Fotodruckers lediglich 22 Dollarcent (knapp 0,2 Euro) pro Stück.

Das Prinzip funktioniert, weil Computer Gesichter anders erkennen als Menschen. Sie analysieren statische Schnappschüsse auf Formen und Mustern. Ein dicker Brillenrahmen verändert den Wissenschaftern zufolge im Schnitt rund 6,5 Prozent der Pixel auf einer solchen Aufnahme, das Muster bringt den Erkennungsalgorithmus zusätzlich außer Tritt. Der Effekt: Eine Person, deren Identität ein solches System zuvor noch problemlos zuordnen konnte, wird nach Anlegen einer solchen Brille nicht mehr erkannt. Mit normalen Brillen hat es hingegen keine Schwierigkeiten.

Von Vorteil ist dabei auch, dass die Methode nicht auf den ersten Blick als Tarnmaßnahme erkannt wird. Die geekigen Brillen würden vom Umfeld schlicht als eigenwilliges Outfit angesehen. Einen ähnlichen Zugang wählte 2010 auch schon der Künstler Adam Harvey. Ihm war es gelungen, Gesichtserkennung durch ungewöhnliche Frisuren und Make-up auszuhebeln.

Einschränkungen

Die Forscher der Georgetown University weisen allerdings darauf hin, dass man die Methode in einem fensterlosen Raum unter kontrollierten Lichtbedingungen erprobt hat – ihre Zuverlässigkeit könne in der Praxis nicht garantiert werden. Dazu erfassen manche Systeme größere Bildausschnitte, was sich ebenfalls auf die Erfolgsquote auswirken kann. (gpi, 4.11.2016)