Präsidentin Park Geun-hye wird auf einem Plakat bei einer Protestkundgebung als Marionette von Choi Soon-sil dargestellt.

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Seoul – Flucht nach vorn: In einem Korruptionsskandal um eine ihrer Vertrauten will Südkoreas politisch angeschlagene Präsidentin Park Geun-hye mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Park entschuldigte sich am Freitag in einer TV-Ansprache zum zweiten Mal bei der eigenen Bevölkerung für die Affäre um ihre langjährige Freundin Choi Soon-sil.

"Falls nötig, bin ich bereit, dass die Staatsanwaltschaft gegen mich ermittelt." Alles sei ihr Fehler, sie fühle eine große Verantwortung, sagte die sichtlich aufgewühlte Staatschefin. Sie erklärte aber trotz Rücktritts-Forderungen ihre Absicht, ihr Amt weiterführen zu wollen.

Park bestritt zugleich Gerüchte, dass sie Anhängerin einer Sekte sei und "schamanistische Rituale im Blauen Haus" – ihrem Amtssitz – zelebriert habe. Die Gerüchte gehen auf die Tatsache zurück, dass ihre mittlerweile in U-Haft sitzende Freundin die Tochter eines früheren Förderers von Park und Gründers einer obskuren Sekte ist.

Geheime Regierungsdokumente

Der konservativen Staatschefin wird vorgeworfen, Choi (60) erlaubt zu haben, sich ohne öffentliches Amt in die Regierungsgeschäfte einzumischen, einschließlich der Mitsprache bei Personalfragen. Untersucht wird auch, ob die Freundin Zugang zu geheimen Regierungsdokumenten hatte. Sie steht zudem im Verdacht, ihre Beziehung zur Präsidentin benutzt zu haben, um Spendengelder für zwei private Stiftungen eingetrieben zu haben. Sie soll sich dadurch persönlich bereichert haben. Choi bestritt die Vorwürfe.

Park betonte nun, dass sie ihre Verbindung zu Choi abgebrochen habe. Sie habe sich in "schwierigen Zeiten" an ihre Freundin gewandt. Allerdings habe sie die Kontrolle über Choi und die Personen in ihrer Umgebung verloren, räumte Park ein.

Zuletzt hatte die Opposition ihre Forderung nach Ermittlungen gegen Park verstärkt. Sie genießt als Präsidentin Immunität gegen eine Strafverfolgung. Park wäre nach Berichten südkoreanischer Medien das erste Staatsoberhaupt des Landes, gegen das während seiner Amtszeit ermittelt würde. Ende des nächsten Jahres soll ein neuer Präsident gewählt werden. Parks einmalige fünfjährige Amtszeit endet regulär Anfang 2018.

Die Zustimmungswerte in der Bevölkerung für Park ist nach einer aktuellen Umfrage auf nur noch fünf Prozent gefallen. Tausende von Südkoreanern hatten bei Protesten gegen die Regierung den Rücktritt Parks gefordert. Um die Opposition zu beschwichtigen, hatte Park unter anderem mehrere ihrer Sekretäre ausgetauscht und einen neuen Ministerpräsidenten nominiert. Das Parlament muss der Ernennung von Kim Byong-joon, einem früheren Berater des liberalen Ex-Präsidenten Roh Moo-hyun, aber noch zustimmen. (APA, dpa, 4.11.2016)