Johann Strobl (im Bild) ist derzeit Risikovorstand der Raiffeisen Bank International und möchte gern Vorstandschef Karl Sevelda beerben. Das dürfte auch geschehen.

APA

Wien – Die Umbauarbeiten im Raiffeisen-Bankensektor sind voll im Gange – und schön langsam kristallisiert sich heraus, wer Chef der neuen Raiffeisen Bank International (RBI) werden soll. Der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ, Heinrich Schaller, hat abgesagt – nun gilt es im Sektor als so gut wie fix, dass RBI-Vorstandsmitglied Johann Strobl zum Chef aufsteigen wird. Der 57-Jährige, der einen hervorragenden Ruf genießt, ist fürs Risiko zuständig, er kommt – wie der heutige RBI-Chef Karl Sevelda – aus der Creditanstalt und ist im Herbst 2007 zu Raiffeisen gewechselt.

Strobl bemüht sich sehr um den Spitzenjob, Konkurrenten dafür hat er keine (mehr). Der Chef der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (größte RBI-Aktionärin), Klaus Buchleitner, hat schon im Vorfeld abgewunken.

Der Rahmen zu alldem: Das Spitzeninstitut des Sektors, die Raiffeisen Zentralbank RZB, soll 2017 mit ihrer börsennotierten Tochter RBI (derzeit für Osteuropa zuständig) fusioniert werden. Dadurch verschieben sich die Beteiligungsverhältnisse: Die (den kleinen Raiffeisenkassen gehörenden) Landesbanken werden rund 65 Prozent an der RBI halten, der Rest ist in Streubesitz. Zweitgrößter RBI-Aktionär wird die RLB NÖ-Wien (22 Prozent), drittgrößter die RLB Steiermark (mit Martin Schaller an der Spitze; er ist der Bruder des Oberösterreichers), und dann folgt die RLB OÖ mit 9,5 Prozent. Und: Die RBI ist auf Schrumpfkurs unterwegs, sie muss ihr Eigenkapital entlasten.

Nichts für die Börse

Eine auf Schrumpfung fokussierte Bank dürfte Schallers Sache nicht sein, zudem erwartet er sich für die RLB OÖ ein Stück jenes Kuchens, der nun unter den RLBs verteilt werden dürfte. Denn: Sektorübergreifende Aufgaben wie Marketing, Werbung, Treasury, Compliance, Digitalbanking und alles sonst, was mit Backoffice zu tun hat, werden wohl aus der RBI wegübersiedeln müssen. Denn dafür interessiert sich der Streubesitz nicht im Geringsten, diese Aufgaben wird die RBI im Interesse ihres eigenen Aktienkurses daher nicht übernehmen können.

Die Oberösterreicher haben, wie berichtet, bereits die IT des Sektors bei sich gebündelt, sie rechnen sich bei der Aufgabenverteilung nun gute Chancen auf weitere Jobs aus. Die Vorarbeiten laufen bereits, im Projekt "Lead plus" wird gerade ausgetüftelt, wer künftig welche Aufgaben übernehmen wird. Neben den Oberösterreichern wollen auch die Steirer mitmischen, die Schaller-Achse Linz-Graz dürfte ja auch gut funktionieren, wie alle bestätigen.

Gegengewicht zu NÖ-Wien

Und: Sie wollen wohl auch ein Gegengewicht zu NÖ-Wien bilden, wo Aufsichtsratspräsident Erwin Hameseder die Fäden zieht. Er leitet derzeit auch noch die Freundesrunde der Raiffeisen-Landesbanken in ihrer Funktion als RZB-Aktionäre. Die Niederösterreicher haben sich mit ihrer Idee zum weitergehenden Sektorumbau nicht durchsetzen können: Sie wollten das Modell R3 realisieren, in dem auch größere Landesbanken hätten fusioniert werden sollen. Allein: Die übrigen RLBs haben sich quergelegt. Wer den Aufsichtsrat der RBI künftig führen wird, ist übrigens noch immer nicht entschieden.

Auf Dauer, so schätzt es ein Sektorkenner ein, wird es mit der Zusammenlegung von RZB und RBI aber nicht getan sein: Die Dreistufigkeit (den Raiffeisenkassen gehören die RLBs und denen die RBI) werde nicht zu halten sein.

Zu Verschiebungen in der Aktionärsstruktur könnte es jedenfalls noch kommen. Die Landesbanken sollen sich die Option offenhalten, ihre Beteiligung an der neuen RBI zu reduzieren, heißt es im Sektor. (Renate Graber, 4.11.2016)