Wien – Die Ankündigung der Regierung, die Pädagogischen Hochschulen (PH) in die Autonomie zu entlassen, ist für den Sprecher der PH-Rektoren, Erwin Rauscher, "ein wirklich wichtiger Schritt" – und eine große Herausforderung. "Wir dürfen Autonomie nicht als Wunschkonzert, Zauberformel oder Wunderwaffe sehen", sagt er. Es gehe darum, die neue Freiheit zur Steigerung der Qualität zu nutzen, betont der Rektor der PH Niederösterreich, und nicht darum, dass dann jeder tun kann, was er will, Es sei ein Auftrag, Qualität zu entwickeln und in der Öffentlichkeit unter Beweis zu stellen.

Wie Kinder den Papa um ein Eis anhauen

Derzeit sind die PH Dienststellen des Bildungsministeriums, das umfassenden Einfluss auf Personalfragen hat und auch Vorgaben bei Studienangebot und -inhalten macht. Von der angekündigten Autonomie samt Vollrechtsfähigkeit erhofft sich Rauscher mehr Entscheidungskompetenzen vor Ort und mehr budgetäre Verantwortung. Bisher mussten die PH-Rektoren laut Rauscher jede Ausgabe im Vorhinein "auf Punkt und Beistrich" begründen, "so wie Kinder, die vom Papa Geld erbitten, um sich ein Eis zu kaufen".

Mit der angekündigten Vollrechtsfähigkeit würden sie hingegen unter einem klaren Auftrag Geld erhalten, dessen Einsatz dann per Monitoring überprüft wird, so die Erwartung des PH-Rektoren-Sprechers. Die Hoffnung des Bildungsministeriums unter Sonja Hammerschmid (SPÖ), dass Autonomie an den PH auch zu mehr Qualität in Forschung und Lehre führen wird, teilt Rauscher. Wenn man so wie jetzt um jede Kleinigkeit bitten müsse, stelle man sich oft gar nicht die Frage nach der Sinnhaftigkeit seines Handelns. Rauscher geht außerdem davon aus, dass der interne Wettbewerb um Forschungsförderung zunehmen wird, wenn das Geld nicht mehr vom Ministerium genehmigt, sondern von der PH selbst vergeben wird. "Wenn man eine höhere Verantwortung hat, nimmt man sie auch wahr."

ÖH: Autonomie allein sei noch keine Aufwertung

Kein Grund zur Freude ist die geplante Autonomie der PH hingegen für die Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH): Der Zeitpunkt sei "mehr als fragwürdig, da momentan große Probleme mit der Umstellung auf die Pädagog_innenbildung Neu zu bewältigen sind", kritisiert Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender/FEST) in einer Aussendung. Es brauche neben Anpassungen des Studienrechts auch Qualitätssicherung mit unabhängig durchgeführten Verfahren, einen Ausbau der Forschung und eine angemessene Finanzierung. Autonomie alleine reiche jedenfalls nicht für eine Aufwertung der PH. (APA, 3.11.2016)