Melania Trump, möglicherweise die nächste First Lady der USA, kann in ihrer ehemaligen Heimat Slowenien nur mit lauem Enthusiasmus rechnen. Ein Grund dafür dürfte in der Haltung der 46-jährigen Milliardärsgattin gegenüber Slowenien liegen, die sie jüngst in einer viertelstündigen Rede bei einer Republikaner-Wahlkampfveranstaltung in der Nähe von Philadelphia bekräftigte.

Melania Trump hielt am Donnerstag eine Rede bei der Republikaner-Wahlveranstaltung in Pennsylvania.
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"Ich wurde in einem kleinem Ort im damals kommunistischen Slowenien geboren. Ich bin eine Immigrantin", sagte sie. "Und glauben Sie mir – niemand schätzt die Freiheit und die Möglichkeiten der Vereinigten Staaten mehr als ich. Es wäre eine Ehre und ein Privileg für mich, diesem Land zu dienen", sagte sie.

In ihrer alten Heimat reagiert man auf derlei Geschichtsvergessenheit verschnupft. "Genau am Beispiel von Melania Trump ist die typisch slowenische Doppelmoral zu sehen. Einerseits bewundern wir sie, wie wir alle bewundern, die in der Popkultur etwas erreicht haben", sagt Melita Forstnerič-Hajnšek, Kulturredakteurin der Tageszeitung "Večer", bei einem Gespräch in Maribor gegenüber dem STANDARD. "Andererseits herrscht bei uns sehr viel Negativität und Neid. Was Melania betrifft, fehlt einfach der Nationalstolz. Es fehlt die Identifikation."

Denn auch wenn sie hin und wieder auf ihren slowenischen Ursprung verweist, spricht sie vor Kameras nie in ihrer Muttersprache. Sogar mit ihren alten Bekannten möchte Melania nicht mehr auf Slowenisch reden.

Melanias Facebook-Profil voll Luxus- und Modefotos

Ihr Facebook-Profil deutet mit keinem Posting auf ihren europäischen Hintergrund hin; laut Facebook feiert sie nur US-amerikanische Feiertage und veröffentlicht Fotos von der Luxuswohnung im Trump Tower und den Ausblick auf den Central Park, Modeselfies und Fotografien ihres zehnjährigen Sohnes Barron. Auch zum Geburtstag gratulierte sie sich am 26. April selbst. Alles auf Englisch.

Melanias Fan-Seite auf Facebook.
Foto: screeshot/derstandard

Erst die zweite nicht US-gebürtige First Lady

Auch mit Aussagen wie "Ein Amerikaner zu sein, ist das größte Privileg auf der Erde", wie sie auf dem republikanischen Parteitag im Juli in ihrer Rede sagte, macht sie sich in Slowenien womöglich keine gute Werbung. Sie wäre jedoch erst die zweite First Lady in der US-Geschichte, die nicht in den Vereinigten Staaten geboren wurde. Die erste First Lady mit Wurzeln außerhalb der USA war die Britin Louisa Adams, die Frau des sechsten US-Präsidenten John Quincy Adams (1825–1829). Nahezu 200 Jahre später steht neben dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der für seine rassistischen Aussagen bekannt ist, eine Frau mit slawischen Wurzeln und russischem Akzent.

Die Twitter-Gemeinde lästert über Melania Trumps Akzent.
Foto: screenshot/derstandard

Melanija Knavs wurde Melania Trump

Melanija Knavs, die ihren Namen nach der Immigration in die USA auf Knauss änderte, kommt aus einer kleinen Ortschaft namens Sevnica im Südosten Sloweniens. Aus einer einfachen Familie auf dem Land stammend, ergriff sie das Fernweh schon in ihrer Kindheit. Mit 22 gelang Melania ihr erster Durchbruch als Model in Mailand. Ihre Fotografien erschienen zuerst in slowenischen Modemagazinen, bald darauf arbeitete sie mit Fotografen in Paris und Mailand und erschien auf den Magazincovers von "Vogue", "Harper's Bazar", "Glamour", "Vanity Fair" und "Elle". Ihre Modelkarriere setzte sie nach ihrem Umzug in die USA 1995 fort, ein richtig großer Durchbruch ist ihr jedoch nie gelungen.

Sie wollte weit weg von der "langweiligen Heimat" – ihre Träume waren immer schon groß. Oder wie Bojan Požar in seiner nichtautorisierten Melania-Trump-Biografie etwas reißerisch zusammenfasst: "Melanija Knavs trägt auf ihrem Weg zum Erfolg viele typisch slowenische Eigenschaften: Von einem zurückhaltenden Stubenhocker wird sie zu einer anpassungsfähigen Partnerin für Donald Trump. Zur Frau, die ihn – im Gegensatz zu seinen ersten zwei Ehefrauen Ivana Trump und Marla Maples – auch behalten konnte."

"From a Slovenian communist village to the White House"

Bojan Požar, ein prominenter slowenischer Journalist, meint in seinem Werk, Melania schäme sich, weil sie aus Sevnica kommt, zugleich möchte sie aber auch in Slowenien wichtig sein. In dem zuerst auf Englisch veröffentlichten Buch "Melania Trump: The Inside Story. From a Slovenian communist village to the White House" kritisiert Požar auch die seiner Ansicht nach mangelhafte Berichterstattung slowenischer Medien über das Trump-Paar. Die linksgerichteten journalistischen Kreise sollen in Slowenien dazu tendieren, es zu ignorieren oder nur die Berichte ausländischer Medien zusammenzufassen. "Würde 'unsere' Melania im Rennen um die Präsidentschaft an der Seite eines jungen Demokraten stehen, würden sie slowenische Medien vergöttern", schreibt er.

Die Veröffentlichung der Biografie in Slowenien im Juni änderte die bisher lauwarme Berichterstattung – seit dem Sommer sind slowenische Medien voller Berichte über das republikanische Kandidatenpaar. Ob auch dies zum Teil nur Zusammenfassungen ausländischer Medien sind, ist schwer zu beurteilen. Nach der Erscheinung der ausführlichen Biografie, in der Bojan Požar und sein Koautor Igor Omerza Melanias Geschichte offenlegten, eilten große Medienhäuser wie CNN und BBC nach Sevnica, um Reportagen zu machen.

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Viel mehr als ein paar alte Bekannte, den erfreuten Bürgermeister und einen von Melanias fünf Exfreunden (die meisten davon besaßen damals sehr beliebte Vespas) konnten sie nicht auftreiben. Melanias Eltern und ihre Schwester leben längst alle in New York und vermeiden stets die mediale Aufmerksamkeit. Menschen, die Melania persönlich kennen oder kannten, sagen, sie sei eine sehr verhaltene und ruhige Frau, schlau und gutherzig. Etwas bunter scheinen die Berichte und vor allem die User-Kommentare der slowenischen Onlinemedien zu sein.

Slowenische Medien suchen Kritikpunkte

Die Tageszeitung "Delo" veröffentlichte Ende Juli einen Artikel mit dem Titel: "Die Welt brennt, auf den Bildschirmen ist Melania" als eine Kritik am slowenischen Rundfunk für zu viele leichte Themen über Prominente statt eine tiefgründige Hintergrundberichterstattung. Eines der beliebtesten Nachrichtenportale in Slowenien, "24ur.com" schrieb sogar: "Die Behauptung, dass Melania Trump ein Diplom hat, ist so glaubwürdig wie ihre gestrige Rede" – in Bezug auf Melanias Plagiat-Rede auf dem Parteitag der US-Republikaner. Das Tabloid "Slovenske Novice" (Slowenische Nachrichten) geht noch etwas weiter: "Wegen Melania machen sich auch die USA über Slowenien lustig, unter Komikern ist sie eine heiße Ware" oder "First Lady mit einem schlechten Geschmack".

Melania Trump hat jüngst den slowenischen Journalisten Tomaž Mihelič verklagt, der in einem Artikel im slowenischen Magazin "Suzy" behauptete, sie hätte in ihrer Zeit als Model als Escort-Lady gearbeitet. Mihelič darf sich dazu nicht äußern.

Von Männerfängerin zu einer Frau, die ihren Traum lebt

Die User-Kommentare gehen zum Teil tief unter die Gürtellinie. Melania sei verlogen, eine Männerfängerin aus Sevnica und eine armselige Frau, gefangen in ihrem eigenen Geiz. Sie sei eine schlechte Kampagne für Slowenien, da sie den Amerikanismus verherrliche und ihre Wurzeln leugne. Trumps Geldbörse öffne halt viele "Türen und Beine". Melania spreche nach so vielen Jahren in den USA noch immer Pidgin-Englisch, und das sei kein Zeichen der Intelligenz, schrieb jemand anderer. Ein Kommentator ging sogar so weit, das lateinische Sprichwort im Zusammenhang mit Melania umzuformulieren: per vagina ad astra.

Eine etwas kleinere Anzahl an Kommentaren ist andererseits äußerst positiv: Hut ab, sie hat es in der Welt geschafft; im Gegensatz zu vielen Slowenen lebe sie ihren Traum; es gebe Millionen Frauen, die gerne an ihrer Stelle wären; sie mache in der Welt mehr für Slowenien als irgendwelche Sportler oder Künstler; sie sei eine intelligente und fähige Frau, und ihr Mann ein Geschäftsgenie, der die Wiedergeburt der US-Gesellschaft darstelle. Viele User diskutieren zudem, wie sich Trumps Sieg auf Slowenien auswirken würde und was Melania für Slowenien machen könnte. Touristische Promotion durch die Marke Trump etwa.

Die öffentliche Meinung über Melania Trump ist in Slowenien sehr gespalten. Es überwiege die negative Haltung, obwohl Melania bestimmt auch größere Fangruppen habe, meint Forstnerič-Hajnšek. Ein User-Kommentar auf "24ur.com" bringt die Diskussion auf den Punkt: "Lasst Melania sein, denn wenn sie First Lady werden soll, werdet ihr euch auf einmal damit brüsten, dass sie aus Slowenien kommt." (Anja Malenšek, 4.11.2016)