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Erleichterung nach mehr als hundert Jahren.

Foto: David Richard-USA TODAY Sports/Reuters

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Das freut auch Bill Murray sehr.

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Cleveland – Alle Flüche sind gebannt, alle Dämonen vertrieben. Die Chicago Cubs, die ewigen Verlierer, haben die World Series im Baseball gewonnen. Erstmals seit 1908. Wie kleine Kinder freuten sich die Spieler des neues Champions nach dem 8:7-Erfolg bei den Cleveland Indians in einem hochklassigen und dramatischen Entscheidungsspiel. "Nie", schrieb "USA Today", "hat es ein besseres Spiel sieben gegeben. Jedenfalls nicht im Baseball."

Viele Tränen gab es dagegen bei den Indians, die nach einer 3:1-Führung in der "Best of seven"-Finalserie am Ende nach drei Chicago-Siegen noch mit 3:4 das Nachsehen hatten. Damit muss Cleveland weiter auf den dritten Titel in der Major League Baseball (MLB) nach 1920 und 1948 warten.

Schnell noch zu Obama

In Chicago bejubelten tausende Cubs-Fans auf den Straßen vor dem Wrigley Field den dritten Titel nach 1907 und 1908. Das Stigma als "Lovable Losers", liebenswürdige Verlierer, war damit nach 39.466 Tagen Geschichte. "Wollt ihr noch ins Weiße Haus kommen, bevor ich es verlasse?", twitterte US-Präsident Barack Obama.

"Dies ist eine Veränderung, an die sogar ein South Sider glauben kann", verkündete Obama in Anlehnung an sein altes Motto "It's time for change" . Der scheidende Präsident ist bekennender Anhänger der White Sox von der South Side in Chicago. Die Cubs (was soviel bedeutet wie Jungens oder Burschen) von der North Side aber wird Obama vielleicht noch an der 1600 Pennsylvania Avenue empfangen können. Am Dienstag wird gewählt, Amtsübergabe ist im Jänner.

Es ist gute Tradition, dass Mannschaften, die eine Meisterschaft gewinnen, ins Weiße Haus eingeladen werden, angefangen hat es im Jahre 1865 unter dem damaligen Präsidenten Andrew Johnson. Als die Cubs das bisher letzte Mal die World Series gewannen, war noch Teddy Roosevelt im Amt. 39.466 Tage später kam der Moment, "an dem die Zeit stillstand, die Erde aufhörte, sich zu drehen, und eine loyale Anhängerschaft nicht mehr atmen konnte" (USA Today).

Nervenaufreibendes Finale

Keine US-Profimannschaft in den Spitzensportarten Basketball, Baseball, Eishockey und American Football musste nach einem Titelgewinn länger auf die nächste Meisterschaft warten. "Unglaublich, wir haben es in einem der besten Spiele aller Zeiten geschafft", saget Cubs-Präsident Theo Epstein.

Die siebente Partie in der 112. Auflage der World Series geht als besonders nervenaufreibend in die Geschichte ein. Bis zum achten Inning führte Chicago scheinbar uneinholbar mit 6:3. Die Indians kamen aber zurück, glichen zum 6:6 aus und erreichten das Verlängerungs-Inning. Es folgte eine 17-minütige Regenpause. Danach waren die Cubs am Schlag. Auftritt Ben Zobrist. Der 35-Jährige holte den entscheidenden Vorsprung heraus. Bei diesem Spiel, sagte Zobrist, "wäre ich fast ohnmächtig geworden".

Es war ein episches, ein atemberaubendes Match. "Sie werden einen Film daraus machen", behauptete David Ross, Catcher der Cubs. Schauspieler und Edelfan Bill Murray, der angetrunken in der Kabine der Cubs mitfeierte, wäre ein passender Regisseur. Einer seiner Filme heißt schließlich "Die Geisterjäger".

Der Titelgewinn der Cubs bedeutet gleichzeitig das Ende des Ziegenfluchs. Am 6. Oktober 1945 – die Cubbies führten in der World Series 2:1 gegen die Detroit Tigers – wollte der Fan Billy Sianis mit seiner Ziege Murphy ins Wrigley Field kommen. Doch der damalige Cubs-Besitzer P. K. Wrigley störte sich an Murphys Geruch und verwehrte ihm Anekdoten zufolge den Zutritt.

Sianis war außer sich und schrie: "Die Cubs werden nie mehr gewinnen. Die Cubs werden die World Series so lange nicht gewinnen, wie die Ziege im Wrigley Field keinen Zutritt erhält." Die "Best of seven"-Finalserie von 1945 ging dann – ohne Murphy – noch mit 3:4 verloren. Chicago kam danach nie wieder so weit – bis jetzt.

In Cleveland herrschte nach dem Match tiefe Trauer. Es war erst das fünfte Mal in der MLB-Geschichte, dass ein Team in den World Series eine 3:1-Führung noch verspielte. Kurios: Im Sommer hatten die Cleveland Cavaliers um Basketball-Superstar LeBron James nach einem 1:3-Rückstand gegen die Golden State Warriors noch die NBA-Meisterschaft gewonnen. Beim Spiel sieben fieberten die Cavs-Profis mit den Indians mit – vergeblich. (APA, sid, red 3.11.2016)