Fast ein Viertel aller von der RIAA testweise bestellten CDs entpuppte waren illegale Kopien.

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Während viele Musikhörer bereits auf Downloads und Streaming umgerüstet haben, gibt es immer noch einige Kunden, die nach wie vor Alben auf CD kaufen. Bei diesem Kundensegment stoßen die Labels zunehmend auf ein neues Problem.

Findige Piraten streuen auf Amazon und anderen Handelsplattformen illegale Kopien der Werke, die sich kaum von den legalen Angeboten unterscheiden lassen. Musikverbände und Verlage schlagen Alarm, berichtet das Wall Street Journal.

Kopien drücken Umsatz

So warnte etwa der Indielabel-Verband AAIM seine Mitglieder, dass chinesische Piraten CDs mit ihrer Musik auf Amazon für etwas weniger als den regulären Preis anbieten würden. Dabei sind die Kopierer auch äußerst flott unterwegs, meist sind kopierte Versionen binnen zwei Wochen nach der Veröffentlichung eines Albums zu haben und schaffen es manchmal sogar, von Amazons Empfehlungsmechanismus hervorgehoben zu werden.

In den USA erzielen die Labels nur noch 13 Prozent ihrer Umsätze durch den CD-Verkauf, weltweit sind es allerdings immer noch 40 Prozent. Ein großes Unternehmen spricht von stabilen Verkäufen in Europa, die illegalen Kopien hätten den Verkauf über Amazon heuer allerdings und zumindest 17 Prozent gedrückt.

44 von 193 CDs gefälscht

Der US-Musikverband RIAA hat dazu nun eine Untersuchung vorgenommen. Dazu wurden auf Amazon insgesamt 194 CDs bestellt. 44 davon – etwa 23 Prozent – stellten sich als Fälschung heraus. Besonders beliebt waren "Greatest Hits"-Sammlungen, hier konnten gleich 28 von 36 gelieferten CDs als illegale Kopie identifiziert werden.

Was erschwerend hinzukommt: 18 der Verkäufe wurden nicht von Dritthändlern, sondern von Amazon selbst abgewickelt. Das Problem dürfte auch damit zu tun haben, dass Amazon den Warenbestand von Dritthändlern bei vermeintlich gleichen Produkten mit jenem der ursprünglichen Anbieter zusammenlegt.

Amazon verspricht Zusammenarbeit

Amazon solle nicht ein "Katalog für illegale Waren sein, die man sonst nur am Schwarzmarkt findet", heißt es dazu von der RIAA. Der Online-Handelsriese hat bereits Hilfsbereitschaft signalisiert. Man habe "keine Toleranz für Fälschungen" und würde mit Behörden und Labels zusammenarbeiten. Die RIAA hat nach eigenen Angaben einen großen Teil der Fakes einer Fabrik in China zuordnen können. Dort würden von der Verpackung bis zu Aufdruck und Insert alles minutiös kopiert, eine Unterscheidung zwischen Kopie und Original wäre Kunden so gut wie unmöglich.

Fälschungen in Online-Stores sind ein wiederkehrendes Problem. Während widerrechtlich kopierte Musik-CDs für die Käufer kaum erkennbar sind und ihnen keinen erkennbaren Nachteil bringen, gelangt mitunter auch gefälschtes Handyzubehör in Umlauf, etwa für Apple-Geräte. Hier besteht die Gefahr, inferiore Produkte mit höherer Defektanfälligkeit zu erhalten. (gpi, 03.11.2016)