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Pro
von Anne Feldkamp

Schlechter Sex, trug irgendwann einmal Lena Dunham, die Macherin der Serie "Girls", mit einem Nasekräuseln vor, sei in "Sex and the City" gleichbedeutend mit: "Hilfe, der Typ hatte Socken an." Man sieht Carrie, Samantha, Charlotte, Miranda gleich vor sich: wie sie ob einer solchen Ungeheuerlichkeit vierfach nach Luft schnappen, mit den manikürten Händen wedeln und verständnislos die Augenlider flattern lassen: "Sockensex, was für ein No-Go!" Dabei sind derlei Plattitüden ein Relikt romantischer Mädchenfantasien.

Wer Sex in Socken für ein Desaster hält, träumt vom Vorgeplätschel in der Badewanne, von Sektgläsern im Schaumbad, von cremefarbener Seidenbettwäsche, von Richard Gere, der die Krawatte lockermacht, vom Höhepunkt im Spitzennegligé. Beim Sex an sexy Dresscodes festzuhalten heißt so viel, wie den kleinen Tod in unbefleckter Seidenbettwäsche zu sterben. Kann man wollen, muss man nicht. Vor lauter Kopflosigkeit die Socken vergessen zeugt von der Konzentration auf das Wesentliche. Das kann so schlecht nicht sein.

Kontra
von Michael Möseneder

Als Mann ist einem ja grundsätzlich recht wenig peinlich. Erst recht, wenn es um die Fortpflanzung beziehungsweise die Vorarbeiten für dieselbe geht. Das beginnt bei der Kontaktaufnahme mit den Trägerinnen der beiden X-Chromosomen.

Die meisten Männer halten sich an die von der Band Die Ärzte brillant vorgegebene Taktik, Dinge wie: "Hallo mein Schatz, ich liebe dich ... drum zieh dich aus und leg dich hin, weil ich so verliebt in dich bin" von sich zu geben, und es ist ihnen nicht ansatzweise peinlich. Fährt man die intellektuellere Schiene, muss man gar nichts mehr sagen, dann reichen schon Chansons und ein paar hübsche Gedichte.

Egal, auf welchem Weg man die zarten Bande knüpft, irgendwann wird es Ernst. Dann gilt: Bierfahne und Nikotinduft? Pah, kein Grund, sich Gedanken zu machen. Feinripptanga im Leopardenmuster? Ist ja notgedrungen eh gleich weg. Aber Socken? Beim Sex? Das ist abseits von Fetischpartys und Filmsets für fokussierte Aufklärungswerke das Peinlichste, was zwischenmenschlich möglich ist! (RONDO, 4.11.2016)