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Um Bastian Schweinsteiger ist es ruhig geworden.

Foto: Reuters/Cairnduff

Manchester/München – Bastian Schweinsteiger lächelte. Er wirkte fast ein wenig schüchtern unter seiner, bis auf die Augenbrauen heruntergezogenen, blauen Manchester-United-Wollmütze. Aber wen wundert das?

Lange stand der ehemalige deutsche Nationalteam-Kapitän nicht mehr mit all diesen Star-Spielern um ihn herum auf dem Trainingsplatz, weil Teammanager José Mourinho ihn nicht dabeihaben wollte. Doch von Argwohn ist auf den Bildern der Montagseinheit nichts zu sehen. Wayne Rooney tätschelt da etwa Schweinsteigers Brust.

"Es hat sich großartig angefühlt heute! Das Team ist in einer guten Verfassung, die Resultate werden folgen!", twitterte Schweinsteiger. Die Fans reagierten überschwänglich. Die Ex-Nationalteamspieler Lukas Podolski und Michael Ballack, die zuletzt die Rückkehr und Respekt für Schweinsteiger gefordert hatten, freuten sich ebenso via Twitter. Ballack kommentierte unter einem der Trainingsfotos, auf denen Schweinsteiger mit dem Team zu sehen ist: "Dort, wo du hingehörst."

Die Wendung kommt jedenfalls unerwartet. Der ehemalige Münchner war von Mourinho zu Saisonbeginn aus dem Kader verbannt worden, Schweinsteiger wollte allerdings von einer Vertragsauflösung in Old Trafford nichts wissen. Seitdem trainierte er individuell oder mit der zweiten Mannschaft des englischen Rekordchampions. Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto fehlt Schweinsteiger.

In der letzten Bilanz des Klubs stand er sogar als Abschreibung mit Wertverlust von acht Millionen Euro. Trotzdem hat er sich nie als schlechter Verlierer präsentiert, sondern via Instagram brav seiner Mannschaft die Daumen gedrückt.

Nach dem Training ging Schweinsteiger am Montagabend mit dem Team zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung, stand beim gemeinsamen Foto zur Linken Mourinhos und lächelte in die Kameras. Die Impressionen aus dem Training und vom Charity-Event wurden prompt auf der Website und auf den Social-Media-Profilen des Premier-League-Klubs veröffentlicht. Aber: Gibt Mourinho Schweinsteiger wirklich eine Chance? Ist die große Wende vollzogen und der Weltmeister wieder ein fester Bestandteil der ersten Mannschaft von ManUnited?

Die Bilder könnten auch schlicht der Ablenkung dienen. "Als einer der größten Klubs der Welt weiß Manchester United, dass es nur einen Weg gibt, auf dem man todsicher Gewinner im Fußball ist: abseits vom Platz", schreibt der Mirror. Die Rückkehr des in Ungnade gefallenen deutschen Star-Spielers, ein Dinner für den guten Zweck – Manchester United braucht positive Nachrichten wie diese. Denn sportlich hakt es gewaltig.

Ein Einsatz Schweinsteigers in der Europa League am Donnerstag bei Fenerbahce Istanbul ist ausgeschlossen: Er ist für den Europacup nicht gemeldet. Und ob Mourinho mit ihm im kommenden Premier-League-Spiel am Sonntag bei Swansea City plant, oder ob die vermeintliche Begnadigung nicht mehr als eine PR-Geschichte ist, wird sich zeigen. (sid, 1.11.2016)