Via Smartphone kann man heute schon den Status manch eines Autos abrufen. Die Entwicklung geht rasant weiter. Bald sperren wir mit der Smartwatch Auto und Smart Home auf.

Foto: BMW

Das Auto fährt künftig allein zur Ladestation und dient vielleicht auch als Energiepuffer.

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Niklas schlägt die Augen auf. "Ah, schon da?" sagt er mehr zu sich selbst als zu sonst jemandem. "Ja" antwortet die Siri-Ururenkelin von irgendwoher aus der Mittelkonsole, "es war heute kaum Verkehr auf dem Heimweg. Denk bitte daran, den Einkauf, den ich besorgt habe, aus dem Kofferraum zu holen, und setzt dich bitte im Wohnzimmer noch für zehn Minuten auf den Massagesessel. Die Verspannung in deinem unteren Rücken ist noch nicht ganz gelöst. Den Film hab ich, wie üblich, unterbrochen, als du eingeschlafen bist – wenn du im Wohnzimmer bist, läuft er weiter."

Kommunizierende Autos

Gut, bis 2030 wird es sich vermutlich nicht ausgehen, dass unsere Autos komplett selbstständig fahren und sich dabei allumfassend um uns kümmern und sich mit der näheren Infrastruktur austauschen – seien das Ampeln, Verkehrsleitzentralen, aber auch Stromanbieter und die Geräte in unseren Smart Homes – aber genau daran arbeiten Fahrzeughersteller und deren Zulieferer wie Bosch, Conti, Magna oder wie immer sie nun heißen.

Die ersten Schritte zum autonomen Fahren sind ja bereits gesetzt – denken wir nur an die Assistenten, die den Abstand zum Vordermann halten, darauf achten, dass das Fahrzeug in seiner Spur bleibt und vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis selbstständig bis zum Stillstand bremsen. Aber auch die ersten Rückschritte sind schon erfolgt. Denn auch wenn einige Fahrzeuge heute auf diversen Strecken schon selbstständig fahren können – und das auch sicherer machen, als es ein Mensch könnte –, passierten dennoch bereits Unfälle.

Mitdenkende Navis

Wohin die Reise geht, ist dennoch klar. Wir steigen in der Früh in ein E-Auto, das so viel Ladung gespeichert hat, wie wir für die anstehende Fahrt brauchen. Wohin es geht, weiß das Fahrzeug schon. Etwa weil jedes mal, wenn am Montag zwischen 7.00 und 7.10 Uhr Niklas mit der Computertasche unterm Arm einsteigt, der Weg ins Büro führt.

BMW arbeitet schon seit geraumer Zeit an einem sich selbst programmierenden Navi, das anhand von in der Vergangenheit gefahrenen Wegen das aktuelle Ziel und den kürzesten Weg dorthin ausrechnet. Das funktioniert übrigens überraschend gut, weil wir tatsächlich meist einem festen Lebenszyklus folgen und fast immer die gleichen Ziele anfahren.

Energiespeicher E-Auto

Die neue individuell vorhersehbare Mobilität werden künftig auch E-Unternehmen nutzen können. Die wollen nämlich die Elektrofahrzeuge als Energiepuffer einsetzen. Das heißt, in der Nacht, wenn die meisten E-Autos in der Garage stehen, werden sie geladen, tagsüber, wenn im Netz Spitzen auftauchen, wird einfach die Energie aus den Autoakkus genutzt. Wie viel Ladung wann für den Heimweg gebraucht wird, weiß das smarte Fahrzeug ja ohnedies.

Treibt man den Gedanken an die Spitze, dann ruft man sich via Smartphone einfach sein Fahrzeug, das sich, wenn es nicht gebraucht wird, abseits von Ballungsräumen einparkt und auf einem Ladeplatz als Energiepuffer verdient macht. Hat man kein eigenes Fahrzeug, ruft man sich einfach ein Poolfahrzeug, das gerade in der Nähe frei geworden ist, und lässt sich von diesem heimfahren.

Onlineauto

Für wen diese Ideen noch allzu weit weg sind, der schaue sich an, was in aktuellen Fahrzeugen schon Standard oder verfügbar ist. Autos sind mit SIM-Karten ausgerüstet, und die Hersteller wissen so nicht nur, wo sich das Fahrzeug befindet, sondern auch, ob es in Ordnung ist. Oder anders gesagt: Lösen in einem solchen Fahrzeug die Crashsensoren aus, wird automatisch Hilfe gerufen. Opel Onstar gilt da als Vorzeigeprojekt. Und wenn eine Tesla-Mitarbeiterin hinter vorgehaltener Hand erzählt, wie ohne das Wissen der Kunden Updates ins Auto eingespielt werden, dann zieht es Datenschützern die Gänsehaut auf.

Denn natürlich können über eine solche Verbindung Daten in ein Fahrzeug eingespielt werden. Im besten Fall müssen Kunden dann dafür nicht mehr in die Werkstatt – wissen unter Umständen aber auch nicht, dass etwas an ihrem Fahrzeug geändert wurde. Was sich diverse Autohersteller an Onlinediensten mit dem Kaufvertrag absegnen lassen, ist sehr weitgreifend. So sehr, dass man annehmen mag, dass diese Verträge nur von den wenigsten Käufern gelesen und verstanden werden.

Fein gehackt

Mit der Digitalisierung der Fahrzeugkommunikation wird natürlich auch Hackern Tür und Autofenster geöffnet. Und böse Programmierbuben werden sich wohl nicht vorzugsweise einen Spaß daraus machen, die Kommunikation zwischen Smart Home und Auto so zu verändern, dass dann etwa extra viel Tiefkühlpizza im Kofferraum liegt, obwohl man die nicht mag.

Auf der Habenseite von der Verbindung von Smart Home und Smart Car haben wir aber im Idealfall geringere Energiekosten, mehr Komfort und jede Menge Infotainment. Man kann sich das Auto dann als verlängerten und mobilen Arm des Wohnzimmers oder Büros vorstellen. Dann, 2030, wenn die meisten Fahrzeuge schon vollautonom unterwegs sind.

Gläsern mobil

Bis dahin gilt es zu verhindern, dass die Daten aus dem Auto in die falschen Hände kommen oder gegen uns verwendet werden. Oder möchten Sie, dass jedes kleine Verkehrsvergehen sofort bei der Polizei landet, die die Strafe dann direkt von Ihrem Konto abbucht, und alle Bewegungsdaten an die Versicherung weitergeleitet werden, die sich so Ihre individuelle Versicherungsprämie ausrechnet, weil Ihr Auto alle Bewegungsdaten ganz brav weiterschickt – an den Hersteller, Ihren Ehepartner, Chef oder Versicherer … (Guido Gluschitsch, 3.11.2016)