Linz – Ist die FPÖ eine Partei wie jede andere auch? Nein, das ist sie für eine Mehrheit (52 Prozent) nicht – nur 37 Prozent bescheinigen der FPÖ Normalität. Besonders die erklärten FPÖ-Anhänger halten ihre Partei für eine wie jede andere – da klettert der Wert auf zwei Drittel. Umgekehrt sind besonders die Wähler von SPÖ, Grünen und Neos der Meinung, die Freiheitlichen seien eben keine Partei wie die anderen.

Das geht aus der Oktober-Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor.

In dieser Umfrage wurde auch erhoben, wer Erfahrung mit dem Wählen der FPÖ hat: "Wenn Sie an frühere Wahlen zurückdenken – haben Sie da bei einer Wahl zum Gemeinderat, zum Landtag oder zum Nationalrat schon einmal die Freiheitlichen gewählt oder noch nicht?"

Freiheitliche wildern bei allen Parteien

Darauf sagten 22 Prozent, sie hätten die FPÖ schon mehrfach gewählt, weitere 18 Prozent gaben an, dass sie mindestens einmal FPÖ gewählt haben. Eine nähere Analyse der Daten zeigt, dass die Freiheitlichen in den Wählerschaften aller anderen Parteien wildern können – wobei unter den bekennenden SPÖ-Anhängern etwas seltener frühere FPÖ-Wähler sind als unter den derzeitigen Anhängern der anderen Parteien.

Auch Angehörige der höchsten Bildungsschicht geben in besonders hohem Maß an, noch nie freiheitlich gewählt zu haben.

Foto: APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Unzufrieden mit der Koalition

Jene Personen, die schon einmal FPÖ gewählt haben, geben auch in einem besonderen Maß Unzufriedenheit mit der Regierung an. Market fragte dazu: "Hat die österreichische Bundesregierung die Probleme des Landes im Großen und Ganzen im Griff oder ist das nicht der Fall?" Darauf sagten 71 Prozent der Befragten, aber 79 Prozent der früheren FPÖ-Wähler, dass die Regierung die Probleme nicht im Griff habe.

28 Prozent trauen der Regierung Problemlösungskompetenz zu – das ist ein besserer Wert als bei einer Vergleichsumfrage im August 2015, als nur 20 Prozent der Regierung die Lösung der Probleme zugetraut hatten.

Nur 31 Prozent trauen FP klaren Plan zu

Andererseits sagen nur 31 Prozent, dass die FPÖ einen klaren Plan habe, wie es mit Österreich weitergehen soll. Jüngere Befragte trauen den Freiheitlichen da deutlich mehr zu als Befragte über 50. Bekennende Wähler der beiden Koalitionsparteien sagen besonders selten, dass die FPÖ einen klaren Plan habe.

Dennoch meinen 32 Prozent, dass die Freiheitlichen der nächsten Regierung angehören sollen. Es sind besonders Befragte aus der mittleren Altersgruppe und aus der niedrigsten Bildungsschicht, die derartige Wünsche äußern. Eine Mehrheit von 53 Prozent lehnt eine FPÖ-Regierungsbeteiligung aber klar ab; eine entsprechende ablehnende Mehrheit gibt es in allen Parteianhängerschaften außer der der FPÖ. Und auch jeder zehnte Freiheitliche meint, dass seine Partei eher nicht in die Regierung sollte.

FPÖ hat nicht die besten Leute aufgestellt

Diese Umfrage zeigt auch, dass 64 Prozent meinen, eine Beteiligung der FPÖ an der Bundesregierung würde die Gesellschaft spalten – das denken übrigens auch 45 Prozent der erklärten FPÖ-Anhänger.Zum Vergleich: In derselben Umfrage haben nur 27 Prozent angegeben, dass eine Regierungsbeteiligung der Grünen die Gesellschaft spalten würde. Und da sind es ausgerechnet die FPÖ-Wähler, die den Grünen eine Spaltung der Gesellschaft unterstellen.

Nur 21 Prozent meinen, mit der FPÖ in der Bundesregierung werde es mit Österreich bergauf gehen, selbst unter den deklarierten Freiheitlichen meinen das nur 60 Prozent. Immerhin 34 Prozent halten den Freiheitlichen zugute, dass sie viele neue Ideen in die Politik brächten, 33 Prozent sagen, dass sie sich durch Regierungsbeteiligungen in den Bundesländern bewährt hätten. Aber nur 21 Prozent glauben, dass die FPÖ viele Persönlichkeiten hätte, die ministrabel wären – das meinen fast ausschließlich FP-Wähler. Auffallend sind die Zweifel in der FPÖ-Wählerschaft daran, dass die FPÖ ihre besten Leute an der Parteispitze haben. Das glauben nur 49 Prozent der FP-Anhänger, im Bevölkerungsschnitt sind es 28 Prozent. (Conrad Seidl, 31.10.2016)