Damaskus/Washington/Moskau – Im Luftraum des Bürgerkriegslandes Syrien hat es nach US-Angaben einen Beinahe-Zusammenstoß zwischen einem russischen und einem US-Militärflugzeug gegeben. Ein russisches Kampfflugzeug sei im Osten Syriens gefährlich nah an einer US-Maschine vorbeigeflogen, sagte Jeff Harrigian, Generalleutnant der US-Luftwaffe, am Freitag. Der Zwischenfall ereignete sich demnach bereits am Abend des 17. Oktober.

Damals habe ein russischer Jet ein großes Aufklärungsflugzeug eskortiert. Der russische Jet sei bis auf "eine halbe Meile" an das US-Flugzeug herangekommen, sagte Harrigian während eines Flugs mit einer Militärmaschine. Ein weiterer US-Militärvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, der US-Pilot habe die Turbulenzen gespürt, die der russische Jet verursacht habe. Er habe versucht, den russischen Piloten anzufunken, dieser habe aber nicht reagiert.

Auf Nachfrage über eine von den USA eingerichtete Hotline habe die russische Seite am nächsten Tag geantwortet, der russische Pilot habe den US-Jet nicht gesehen. Die Hotline wurde eingerichtet, damit das US-Militär und die russische Armee sich abstimmen können, wo in etwa sie ihre Einsätze fliegen, damit sich die Maschinen der beiden Länder nicht gegenseitig in die Quere kommen.

Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls war es dunkel und die Flugzeuge flogen ohne Licht. Harrigian hob hervor, dass der zunehmend volle Luftraum über dem Bürgerkriegsland Syrien die Gefahr einer gefährlichen Kollision erhöhe. In den vergangenen sechs Wochen seien sich Flugzeuge über Syrien mehrfach gefährlich nahe gekommen – "etwa alle zehn Tage". Das US-Verteidigungsministerium hat Russland bereits wiederholt für "unsicheres und unprofessionelles Verhalten" bei Lufteinsätzen gerügt.

Der Sprecher der US-geführten Militärkoalition, John Dorrian, sagte in Bagdad, der Vorfall vom 17. Oktober werde nicht als "etwas, dass mit schändlicher Absicht getan wurde", betrachtet.

Die russische Luftwaffe kämpft an der Seite der Regierungstruppen von Syriens Staatschef Bashar al-Assad. Nach eigenen Angaben kämpft sie auch gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), der Westen wirft Moskau aber vor, auch die gemäßigten Rebellen anzugreifen. Die Luftangriffe der US-geführten Militärkoalition in Syrien richten sich gegen den IS. Washington leistet auch einigen syrischen Rebellengruppen Unterstützung. (APA, 28.10.2016)