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Pro: Plädoyer für mehr Tageslicht

von Petra Stuiber

Zugegeben, das mit der Energieersparnis ist umstritten: Findet sich ein Experte, der argumentiert, das Vor- und Zurückstellen der Uhren spare Strom, finden sich zwei, die erklären, dafür werde mehr und länger geheizt – und drei, die sagen, dass das mit der Tourismusförderung auch nicht klappe. Sei's drum: Es ist im Winter früher hell und bleibt im Sommer länger licht – und das ist die ganze Umstellungssache allemal wert.

Wer je ein noch halb schlafendes Schulkind früh um sieben hinaus in die nachtdunkle Kälte gezerrt hat, freut sich über jeden vorwitzigen Lichtstrahl. Ganz zu schweigen von dem Aufatmen im späten Frühling, wenn man abends wieder länger draußen bleiben kann, ohne den Nachwuchs mit der Taschenlampe suchen zu müssen. Solange Arbeitgeber und Schulgewaltige in mitteleuropäischen Breiten glauben, sie müssten die Menschen zeitgleich mit den Hühnern aufscheuchen, spricht nichts gegen eine dem Tageslicht angepasste Zeitumstellung. Und sei es aus purem Mitleid.

Das Argument, das gefährde die Gesundheit von Mensch und Tier, sticht nicht: In Zeiten, da sogar Babys im Flugzeug um die Welt reisen, da wir Tag und Nacht online sind, komme man bitte nicht mit dem Biorhythmus. Das Internet ist zwar voll von Horrormeldungen (Topschlagzeile: "Sogar Kühe leiden!"), doch wäre die Natur tatsächlich so unflexibel – die Erde wäre längst ausgestorben. Insofern: Zeit umstellen, wieder abregen, einmal länger schlafen. (Petra Stuiber, 28.10.2016)

Kontra: Unbewiesen und ungesund

von Georg Pichler

Die Einführung der Zeitumstellung in Deutschland und Österreich ist von jeher mit vermeintlicher Energieersparnis argumentiert worden. Egal, ob Weltkrieg oder Ölkrise, durch "längere Abende" erhoffte man sich eine Senkung des Stromverbrauchs. Ein Argument, das seitdem immer mehr entkräftet werden konnte. Viele Studien haben gezeigt, dass das Hin- und Herschieben einer Stunde die Gesamtbilanz bestenfalls nicht verändert oder schlimmstenfalls sogar verschlechtert. Der abends eingesparte Strom wird eben in der Früh verbraucht.

Doch als würde der Wegfall der einzigen Grundlage der halbjährlichen Chronometer-Manipulation nicht ausreichen, gibt es auch starke Indizien dafür, dass sie der Gesundheit der Menschen ganz und gar nicht zuträglich ist. Das abrupte Verkürzen oder Verlängern des Morgens ist laut einigen Forschern nicht gerade eine Wohltat für den Körper. Während manche Menschen von der Zeitumstellung gesundheitlich nicht beeinträchtigt scheinen, gibt es aber auch genug Betroffene, die sich teils wochenlang mit latenter Müdigkeit plagen müssen.

Worauf wartet man also noch? Es darf mittlerweile als gesichert angesehen werden, dass die Zeitumstellung die Energiebilanz insgesamt nicht verbessert. Und sie ist obendrein auch noch ungesund. Höchste Zeit, mit diesem jahrzehntealten Unfug Schluss zu machen. (Georg Pichler, 28.10.2016)