Historisch halbwegs bewanderte Personen werden nicht dreimal raten müssen, um draufzukommen, wer das folgende Versprechen abgegeben hat: "Wenn wir einmal die Macht bekommen, dann werden wir sie, so wahr uns Gott helfe, behalten. Wegnehmen lassen wir sie uns dann nicht mehr." Kickl musste also nicht bloß die Phrase bemühen, er konnte sich im Bemühen um höhere Weihen für seine Marionette auf jene Autorität stützen, der Gott schon bei der ordentlichen Beschäftigungspolitik geholfen haben soll. Als Provinzmephisto, der die FPÖ fest in seinem intellektuellen Klammergriff hält, sieht er den Alten von Zeit zu Zeit gern und hütet sich, mit ihm zu brechen, kann man ihn doch immer noch einsetzen, wenn Kugelschreiber im Wahlkampf nicht mehr so recht ziehen.

Wo vor allem Hirn gefragt wäre, lässt er Hofer "mit Herz und Seele" für Österreich sein, was ebenso wenig kostet wie die Berufung auf Gott als "starke Verankerung in einem Wertesystem der christlich-abendländischen Kultur", von der keine Partei weiter entfernt ist als die, für die christliche Nächstenliebe sich in der Minimierung der Mindestsicherung manifestiert und die den Bürgerkrieg an die Wand malt, sollte sie Flüchtlingen mehr als eine menschenunwürdige Minimalexistenz sichern.

Man muss aber nicht fürchten, dass die freiheitlichen Bürgerkriegsgewinnler in spe aus purer Angst vor der Faschismuskeule für die herbeiplakatierte Hilfe Gottes irgendeine Gegenleistung erbringen. Der soll auch nur als das letzte Aufgebot, als die Wunderwaffe zwecks Realisierung der von Hofer angekündigten Wunder, herhalten, wenn schon die Auftritte in Lederhosen – schützen vor Chemtrails! – den für Strache so notwendigen Erfolg nicht zu garantieren scheinen. Mit Ausländerhetze Obmann der umfragenstärksten Partei zu werden ist ja ganz nett, aber einmal in die Rente zu gehen, ohne je mehr geworden zu sein, ist eine frustrierende Aussicht. Ebenso: ein wenig mehr geworden zu sein, aber nur von Gnaden einer anderen Partei – verständlich, dass man sich da lieber von Gott helfen lassen möchte. Ein Versuch bei der Bundespräsidentenwahl kann ja nicht schaden.

Straches Rede zur Lage der Nation war nur insofern originell, als er vor allem zur Lage seiner Partei, nämlich zu den "Abgründen des Bösen" sprach, "die offensichtlich unter der schmalen, fragilen Schicht unserer Zivilisation schlummern". Schlummern – bis zum Bürgerkrieg! Es musste einfach ein Zahn zugelegt werden, die Zeit wird knapp, also sagte auch er "ganz bewusst: so wahr mir Gott helfe".

Aber heißt es nicht: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott? Viel mehr Möglichkeiten, sich der Hilfe Gottes im Wahlkampf zu versichern, hat Hofer jetzt nicht mehr. Noch rasch eine Wallfahrt? Lourdes wäre gut, aber unpatriotisch. Besser Mariazell. Der ultimative Wahlkampfauftritt wäre eine Probehimmelfahrt vom Hauptplatz in Pinkafeld, wenn möglich stigmatisiert. Ob Kickl das schafft? Es steht alles auf dem Spiel, denn gewinnt Van der Bellen, wäre offenbar, dass Gott sich von der FPÖ abgewendet hat. Und wer will sich immer auf den Verfassungsgerichtshof verlassen? Oder die Lederhose? (Günter Traxler, 27.10.2016)