Dauerbaustelle Gleichberechtigung: Jährlich veröffentlicht das Weltwirtschaftsforum einen weltumspannenden Bericht dazu. Die Methodik ruft so manchen Kritiker auf den Plan.

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Das Weltwirtschaftsforum (WEF) untersucht jährlich, wie es um die Chancen von Frauen im Vergleich zu Männern bestellt ist. Zugrunde gelegt werden vier Kategorien: Gesundheit und Lebenserwartung, Bildung, Teilhabe an politischen Ämtern sowie Einkommen und Vertretung im Management. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Gender Gap Report geht es mit der Gleichstellung mehr als schleppend voran: Diese soll aus heutiger Sicht erst im Jahr 2186 erreicht werden.

Ruanda weit vor Österreich

Gelobt werden in dem Bericht Island und die skandinavischen Länder, Österreich belegt Platz 52 von 144. Erstaunlich an den Ergebnissen: Ruanda schaffte mit Rang fünf einen Spitzenplatz, Länder wie Slowenien (8), Burundi (12), Namibia (14) lagen ebenfalls vor Österreich. Selbst Kasachstan (51) ist offenbar fortschrittlicher. Womit sich die Frage aufdrängt, wie die Berechnungen angestellt wurden.

Das Ranking beruht auf relativen Werten und lässt äußere Rahmenbedingungen teilweise außer Acht. So können, wie der WEF selbst in der Formulierung seiner Methodik erklärt, in reichen Staaten mit höherem Bildungsangebot auch größere Unterschiede zwischen Mann und Frau ausgemacht werden. Oder: Je höher die Lebenserwartung ist, desto größer auch die Differenz zwischen den Geschlechtern. Ein weiterer Punkt ist die Zählung: Schneiden Frauen in neun von zehn Punkten besser ab als Männer, aber nur in einem schlechter, erhalten sie maximal den (Best)wert 1 und nicht korrekterweise einen Wert größer als 1. Das Ergebnis einer solchen Bemessung lässt Frauen also absolut gesehen schlechter oder gleich gut abschneiden als Männer.

Dass die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern bei der gleichen Tätigkeit nach wie vor auseinanderklafft, belegen Studien seit Jahren. Nicht eingeflossen in den WEF-Bericht ist allerdings die Tatsache, dass Frauen eher in schlechter bezahlten Berufen tätig sind, häufiger Teilzeitjobs annehmen und im Schnitt auf niedrigeren Führungsstufen arbeiten. (red, 27.10.2016)