Wien – E-Mail-Dienste, soziale Netzwerke oder digitale Abonnements – jeder Mensch hinterlässt im Internet nicht nur Spuren in Datenform, sondern mitunter auch aktive Vertragsverhältnisse, um die sich Hinterbliebene im Todesfall kümmern müssen. Mit einem digitalen Nachlassservice bietet nun der Wiener Verein, eine Tochter der Wiener Städtischen, ein Service an, das die Wege nach dem Ableben eines nahestehenden Menschen im Internet erheblich verkürzen soll. Besonders dadurch, dass der Service auch die Recherche inkludiert, wo ein Verstorbener überhaupt Mitglied war und mit wem er digitale Vertragsverhältnisse hatte.

Dazu durchforstet eine Software automatisch derzeit rund 150 Onlineanbieter und listet Hinterbliebenen per E-Mail oder über ein eigenes Portal die Ergebnisse auf. Diese können per Mausclick entscheiden, ob Verträge, Konten oder Mitgliedschaften gekündigt, deaktiviert oder gegebenenfalls auf einen Erben übertragen werden sollen – ohne dass Zugangsdaten oder Passwörter nötig sind. Hinterbliebene können übrigens zuvor festlegen, ob dieses Screening auch Erotik- und Pornoportale inkludieren soll. Weiters erfahren sie, ob und wo im Internet noch Verbindlichkeiten oder Guthaben des Verstorbenen bestehen.

Banken nicht inkludiert

Zudem besteht in sozialen Netzwerken mitunter die Möglichkeit, einen Account in einen "Gedenkstatus" zu versetzen, was im Nachlassservice ebenfalls inkludiert ist. Geschäftsbeziehungen mit Onlinebanken sind jedoch nicht in der Dienstleistung inkludiert. Der Datenschutz soll dabei stets gewahrt bleiben.

Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen, rechnet damit, dass jährlich rund 20.000 Personen auf dieses Angebot, das am deutschen Markt gut angenommen worden sei, zurückgreifen werden. Zugänglich macht der Wiener Verein das Angebot über Bestattungsunternehmen. In Wien kooperiert die Städtische-Tochter etwa mit der Bestattung Wien, die den kostenpflichtigen Dienst um 205 Euro anbietet. Alternativ kann die Dienstleistung auch als Zusatzbaustein einer Bestattungsvorsorge beim Wiener Verein in Anspruch genommen werden, was die monatliche Prämie um maximal 1,90 Euro erhöht. (Alexander Hahn, 27.10.2016)