Bei der Schuppenflechte bilden sich sich der Haut immer wieder großflächige Beläge, auch Plaques genannt.

Foto: Österreichische Apothekerkammer

In Österreich leiden etwa 210.000 Menschen an Psoriasis. Ein Problem stellt für viele Betroffenen die Sichtbarkeit der Erkrankung dar: Schuppenflechte zeigt sich offensichtlich auf der Haut, mit rötlichen, schuppenden Arealen, die am ganzen Körper auftreten können.

Deshalb haben Patienten oft die Befürchtung, nicht attraktiv genug für eine Partnerin oder einen Partner zu sein. "Sich nicht verstecken oder schämen zu müssen, ist gerade für Schuppenflechte-Patienten ein erstrebenswertes Ziel", sagt Gudrun Ratzinger, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Innsbruck. Dieses Ziel zu erreichen, ist allerdings nicht unbedingt einfach: Schuppenflechte ist als chronisch entzündliche Erkrankung nicht heilbar, die Krankheitszeichen betreffen zumeist den gesamten Körper. "Dass man damit in so manchen Situationen nicht immer ganz unbefangen sein kann, ist verständlich", so die Dermatologin.

Dazu kommt, dass noch immer viele Menschen nicht über diese Erkrankung Bescheid wissen: "Da kann es schon vorkommen, dass jemand genauer hinschaut oder sich komisch verhält, wenn er zum ersten Mal auf eine Person mit Schuppenflechte trifft." In solchen Momenten braucht es der Dermatologin zufolge eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, um sich der Situation zu stellen und den Mut aufzubringen, aktiv über die Erkrankung zu sprechen: "Wichtig ist, dass man die Schuppenflechte als Teil von sich akzeptiert und andererseits nicht zu streng mit sich und anderen ist. Wenn man offen ist und sich dabei auch noch sicher fühlt, fällt auch den Mitmenschen der Umgang mit Psoriasis sichtbar leichter."

Schuppenflechte und Sexualität

Bei Schuppenflechte ist der Genitalbereich oft ebenfalls von Hautveränderungen betroffen – mit Rötungen, Juckreiz, Brennen und Schmerzen als häufigste Beschwerden. Die für Psoriasis typische Schuppung ist hingegen im Intimbereich selten. "Es ist wichtig, Beschwerden im Intimbereich beim Hautarzt anzusprechen, um eine wirksame Behandlung für diesen besonders sensiblen Bereich zu finden, auch wenn es Überwindung kostet", betont Gudrun Ratzinger.

Bei Psoriasis-Betroffenen kann die Belastung so weit führen, dass Körperkontakt und Sexualität weitgehend vermieden werden. Es besteht aber kein Grund, auf dieses wichtige Fundament für ein glückliches Leben zu verzichten, unterstreicht die Hautärztin: "Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass das Auftreten partnerschaftlicher und sexueller Probleme auch ohne chronische Erkrankung nichts Außergewöhnliches ist."

Dennoch sollten Menschen mit Schuppenflechte wissen, dass sexuelle Funktionsstörungen bei ihnen auch die Folge von Begleiterkrankungen der Schuppenflechte sein können, die durch die chronische Entzündung im Körper entstehen – zum Beispiel Diabetes und Bluthochdruck: "Eine wirksame Therapie dieser Begleiterkrankung wird daher in den meisten Fällen auch die sexuellen Funktionsstörungen verbessern."

Dass es sich bei Psoriasis um keine reine Hautkrankheit, sondern eine Immunkrankheit, betont der Internist und Rheumatologe Thomas Schwingenschlögl: "Jeder zweite Betroffene leidet zusätzlich noch an Gelenksentzündungen. Auch innere Organe wie der Darm oder die Nieren, aber auch die Augen können betroffen sein."

Kinderwunsch und Schwangerschaft

Schuppenflechte beeinflusst – so die derzeitige Studienlage – aber weder Fruchtbarkeit noch Zeugungsfähigkeit. "Sie birgt auch kein Risiko für den Verlauf einer Schwangerschaft oder für das Ungeborene", sagt Ratzinger. Wenn nur ein Partner Psoriasis hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls an Schuppenflechte erkrankt, mit acht bis 15 Prozent relativ klein. Sind beide Eltern erkrankt, liegt das Risiko der "Vererbung" höher – bei rund 50 bis 60 Prozent.

"Ob die genetische Veranlagung in der Folge aber tatsächlich dazu führt, dass ein Kind eine Schuppenflechte entwickelt, kann man nicht vorhersehen, weil das von vielen weiteren Einflussfaktoren abhängig ist", so Ratzinger. Daher rät die Expertin, bei bestehendem Kinderwunsch möglichst frühzeitig das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen. (red, 27.10.2016)