IT-Riese Microsoft hat am Mittwochnachmittag nach New York City geladen, um dort unter dem Motto "Imagine, what you'll do" (Stell dir vor, was du tun wirst) mehr über die Zukunft seines Windows- und Geräte-Ökosystems zu verraten.

Eingangs betonte Microsoft erneut seine Botschaft, dass man mit Windows eine Plattform für alle schaffen wolle. Im Fokus des Intro-Videos standen dabei jene Funktionen des Betriebssystems, die es körperlich eingeschränkten Menschen ermöglichen, am digitalen Alltag teilzunehmen und Entwicklern, ihre Apps mit diesen Features auszustatten. "Wir benötigen Technologie, die alle Aspekte unseres Lebens abdeckt", erklärte Windows- und Gerätechef Terry Myerson einleitend und gab Beispiele dafür, wo Windows, Surface und Hololens das Leben von Menschen verbessern.

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Creators Update für Windows 10

Von der Küche bis ins Office solle Windows die Basis für Produktivität und Unterhaltung sein. Nach 15 Millionen habe das System nun 400 Millionen Nutzer und man will mit dem nächsten Update für das System die Möglichkeiten, selber Inhalte zu erschaffen, massiv ausbauen. Erscheinen soll es im kommenden Frühjahr unter dem Namen "Creator‘s Update".

Im Zentrum stehen dabei drei Kernaspekte. Einer davon ist die Devise "3D is for everyone", unter der man das Erstellen von dreidimensionalen Inhalten erleichtern möchte. Dafür hat Microsoft die Software "Capture 3D" entwickelt, die aktuell für Windows 10 Mobile umgesetzt wurde, aber für jedes Windows-Gerät mit Kamera umgesetzt werden soll. Sie soll Motive in 3D-Modelle umsetzen.

3D für Paint und Co

Auch die Zeichensoftware Paint wird drastisch überarbeitet und kommt mit dem Creators Update als "Paint 3D". Das lange nur minimal ausgebaute Programm erhält eine komplett neue Oberfläche, neue Bildbearbeitungsoptionen und die Fähigkeit, 3D-Objekte zu erstellen und zu bearbeiten.

Dazu baut man auch einen Community-Hub, auf der sich erstellte Modelle mit anderen teilen lassen. Neue Kreationen können über 3D-Drucker erstellt werden und lassen sich auch über soziale Netzwerke teilen – etwa über eine in 360 Grad Rotation laufende Animation auf Facebook.

Auch andere Microsoft-Software soll in die dritte Dimension vorstoßen. Etwa das Präsentations-Tool Powerpoint. Auch hier können nun Modelle von der Community-Plattform geladen und in die Folien statisch oder animiert eingefügt werden.

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Hololens und Virtual Reality

Auch die Augmented-Reality-Brille Hololens war Teil der Präsentation. Die erstellten 3D-Inhalte lassen sich auch damit verwenden. Dazu lässt sich über die Brille mit dem Edge-Browser der Community-Hub aufrufen und die plastischen Kreationen direkt in die Umgebung importieren.

Auch neue Virtual-Reality-Funktionen sollen in Windows 10 Einzug halten. Für VR-Brillen wird es eine eigene Startumgebung geben, die sich individuell einrichten lässt. Dazu gibt es auch Software wie "Holotour", eine Art interaktive 3D-Stadtführung, die künftig nicht nur für Hololens, sondern auch in der virtuellen Realität verfügbar ist.

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Neue VR-Brillen

Mehrere Partner, etwa HP, Dell, Lenovo und Asus bringen dazu eigene VR-Brillen auf den Markt. Diese werden an den Computer angeschlossen, benötigen aber keine zusätzlichen externen Sensoren, um den Raum um den Träger herum zu erfassen. Dabei soll es auch Modelle mit vergleichsweise niedrigen Preispunkten geben – das günstigste Gerät wird ab 299 Dollar zu haben sein.

Gaming

Freilich sollen auch Gamer mit dem nächsten Windows-Update auf ihre Kosten kommen. Microsoft will dabei auch das boomende E-Sports-Segment und Streaming-Segment bedienen. Dafür wird die Xbox-Plattform mit neuen Funktionen ausgebaut.

Künftig soll es viel leichter werden, das aktuelle Spielerlebnis ins Netz zu übertragen. Die "Beam"-Funktion wird dafür direkt in Windows integriert. In Spielen, die die Funktion integrieren, lässt sich ein Stream mit nur wenigen Klicks starten.

Auch Turniere und Herausforderungen sollen sich in Zukunft leicht starten lassen. Dazu dient ein Feature namens "Arena". Spielmodus und Datum sind einfach voreinstellbar. Sofern vom jeweiligen Game unterstützt, können auch Xbox- und PC-Spieler gegeneinander antreten. Audio-Enthusiasten dürfen sich außerdem über Dolby-Atmos-Support auf der Xbox One freuen.

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Kontakte und Kommunikation

Das Update soll auch die Verwaltung von Kontakten simpler machen. Insbesondere soll man mit den wichtigsten Menschen im eigenen Leben einfacher verbunden bleiben. Deren Kontakte lassen sich künftig in der App-Leiste anheften. Inhalte können dann einfach per Drag & Drop geteilt werden. Die bevorzugten Kontakte tauchen außerdem im normalen "Teilen"-Dialog auf, ohne einen Zwischenschritt einlegen zu müssen.

Auch Nachrichten und Updates dieser Familienmitglieder, Freunde und Mitarbeiter sollen einfacher nachverfolgbar bleiben. Dazu vernetzt man etwa SMS und E-Mail-Client mit dem Skype-Messenger. Zwischen allen dreien Kanälen lässt sich nun innerhalb eines Fensters wechseln. Das bedeutet auch eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Smartphones und Windows 10.

Noch im Laufe der Woche sollen Interessierte eine Vorversion des Creators Update über das Insider-Programm herunterladen können.

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Neues Surface Book

Wie erwartet stellte Microsoft auch selber Geräte vor. Device-Spartenchef Panos Panay präsentierte die zweite Generation des 2015 vorgestellten Convertibles Surface Book vor. Diese soll auch den Leistungsansprüchen von Gamern genügen und mehr Akkulaufzeit bringen.

Surface

Das Surface Book soll nun doppelte Grafikperformance und 30 Prozent längere Laufzeit bieten. Erreicht wurde das nicht nur durch einen neueren Prozessor Intels aktueller Core-i7-Reihe sowie eine aktuellere Grafikeinheit, sondern auch eine Neugestaltung des thermischen Designs. Das neue Arrangement ermöglicht laut Panay auch die Integration eines neuen Akkus, der bis zu 16 Stunden Nutzung erlauben soll.

Sowohl in puncto Performance und Batterlielaufzeit soll das neue Surface Book der "ultimative Laptop" sein. In den USA kann es bereits vorbestellt werden. Die Maximalausführung kostet 2.399 Dollar. Die günstigste Variante wird für 1.499 Dollar angeboten.

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iMac-Konkurrent Surface Studio

Wie bereits im Vorfeld durchgesickert war, hatte Microsoft auch einen All-in-one-Rechner am Start, der auch in Konkurrenz mit Apples iMac tritt. Er trägt den Namen "Surface Studio". Begleitet wird es von einem Eingabegerät namens "Surface Dial". Gedacht ist es primär für den professionellen Einsatz.

Im Alu-umrahmten Bildschirm verbirgt das laut Microsoft dünnste LCD-Touchpanel der Welt, das auch mit besonders realistischer Farbdarstellung glänzen soll. Surface Studio ist mit 12,5 Millimeter schlanker als etwa Apple iMacs. Die Displaydiagonale beträgt 28 Zoll im 3:2-Format, gefüllt wird er mit 13,5 Millionen Pixel (192 PPI). Der Bildschirm kann per Mausklick zwischen verschiedenen Farbstandards wie sRBG umschalten.

Das Standbein kann flexibel in Höhe und Neigung (bis 20 Grad) verstellt werden. Die Rechenhardware verbirgt sich in einer kleinen, verkabelten Box. Versprochen wird flüsterleiser Betrieb. Integriert sind eine Core-i7-CPU, Nvidia-Grafikkarte und zwei TB Speicher.

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Mit Stift-Unterstützung

Verschiedene Funktionen sollen Designern die Arbeit erleichtern. Mittels True Scale lassen sich Seiten exakt in ihrer physischen Größe am Monitor abbilden. Die integrierten Mikrofone sollen Chats und reibungslose Interaktion mit der Sprachassistentin Cortana ermöglichen. Die eingebaute Webcam (Surface Video Camera) liefert HD-Auflösung.

Studio arbeitet auch mit Microsofts Surface Pen zusammen. Die Verzögerung zwischen Berührung und Abbildung der digitalen Schrift via Windows Ink soll nicht zu bemerken sein. Office bringt hierbei zusätzliche Unterstützung mit, die etwa für die kollaborative Bearbeitung von Dokumenten von Nutzen sein sollen. Zu entfernende Absätze lassen sich etwa einfach mit dem Stift "ausstreichen".

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Surface Dial

In diesem Kontext lässt sich auch das "Dial" zum Einsatz bringen. Es unterstützt eine Funktion namens "Ink Reflow", einmal Gezeichnetes lässt sich mittels Drehbewegung stufenlos wieder löschen und anzeigen. Das Gerät kann direkt an den Touchscreen angelegt werden, was je nach gerade verwendeter App weitere Werkzeuge verfügbar macht.

Ebenso lässt es sich als Scrollrad, zum Regeln der Lautstärke und eine Reihe anderer Steuerungsfunktionen verwenden. Das Drehrad unterstützt nicht nur Surface Studio, sondern auch das Surface Book und Surface Pro 3 und 4.

Surface

Preis und Verfügbarkeit

Auch das Surface Studio ist in den USA ab sofort vorbestellbar, aber vor Weihnachten nur in limitierter Stückzahl zu haben. Mindestens 2.999 Dollar verlangt Microsoft für den All-in-One-Rechner.

Die Minimalausstattung bringt eine Core-i5-CPU, acht GB RAM, einen TB Speicher sowie einen Nvidia Geforce 965M-Grafikchip mit. Die stärkste Variante ist mit einem Core-i7, 32 GB RAM, zwei TB Speicher sowie einer Geforce 980M ausgestattet. (Georg Pichler, 26.10.2016)