Die Frauen-Gleichstellung legt einen Rückwärtsgang ein.

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Wien – Der Weg zur Gleichstellung von Männern und Frauen wird länger statt kürzer. Eine "dramatische Rückwärtsentwicklung" attestiert der Gender Gap Report, den das Weltwirtschaftsforum am Mittwoch veröffentlichte. Geht es in dem Tempo weiter, wird es noch 170 Jahre dauern, bis Frauen und Männer dieselben Chancen erhalten. Die wirtschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann würde demnach erst im Jahr 2186 erreicht, vergangenes Jahr hatten die Experten noch mit 118 Jahren gerechnet.

Wiewohl noch weit von echter Gleichstellung entfernt: Die Nase vorn haben traditionell die Staaten Nordeuropas, wobei Island und Finnland heuer Norwegen und Schweden auf die Plätze verwiesen haben. Auf dem fünften Platz die erste große Überraschung: Ruanda.

Österreich rutschte beim Thema Gleichstellung der Frauen im internationalen Vergleich kräftig ab. Im aktuellen Bericht belegt die Alpenrepublik nur noch Platz 52, nach Rang 37 im Vorjahr. 2013 rangierte Österreich sogar noch auf Rang 19 von damals insgesamt 136 Ländern. Für den Vergleich wurden Daten aus 144 Ländern herangezogen, wie es im Beipackzettel auf der Website des Weltwirtschaftsforums heißt.

Deutschland rutscht um zwei Plätze ab

Unmittelbar vor Österreich rangiert in der Tabelle Kasachstan (Platz 51). Bulgarien schaffte es auf Rang 41, wurde damit aber ebenso von Staaten wie Namibia (14), Burundi (12) oder Slowenien (8) deklassiert wie Österreich. Zwischen Burundi und Namibia findet sich Deutschland, das seinerseits abgerutscht ist, allerdings nur um zwei Ränge. Verschlechtert hat sich auch die Platzierung der Schweiz, die Eidgenossen sind Elfte statt bisher Achte.

Der mehrere hundert Seiten dicke Report mit zahlreichen Tabellen bewertet jedes Jahr den weltweiten Stand der Gleichstellung zwischen Mann und Frau in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebenserwartung, wirtschaftliche Chancen und politische Beteiligung. Einige Werte haben sich gehalten beziehungsweise verbessert: Im Bereich Gesundheit ist die Gleichstellung laut Bericht in den 144 untersuchten Ländern zu 96 Prozent verwirklicht, im Bereich Bildung zu 95 Prozent. Hier gehen die Autoren davon aus, dass die weltweite Gleichstellung in zehn Jahren erreicht sein kann.

Politische Beteiligung

Anders sieht es bei der politischen Beteiligung aus, hier liegt der Wert nur bei 23 Prozent. Die wirtschaftlichen Chancen sind nur zu 59 Prozent angeglichen – auch ist dieser Trend rückläufig, es ist der niedrigste Wert seit 2008.

Einen der Hauptgründe für die große Lücke in der Gleichstellung sehen die Studienautoren zum einen darin, dass Frauen weltweit nur gut halb so viel verdienen wie Männer, obwohl sie länger arbeiten. Unbezahlte Haus- und Pflegearbeit ist eingerechnet. Außerdem seien nur 54 Prozent aller Frauen berufstätig, jedoch 81 Prozent der Männer. Und obwohl 95 Länder inzwischen gleich viele Männer und Frauen an Universitäten ausbilden, gibt es deutlich weniger Frauen in Führungspositionen.

Ein Wert, der in Österreichs Datenblatt besonders negativ hervorsticht: die großen Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Einkommen. Beim Kriterium der Lohngerechtigkeit rangieren die Österreicher im internationalen Vergleich nur auf Platz 100. (ung, 26.10.2016)