Kämpfer der Free Syrian Army in Aleppo am Montag.

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Diesen Zivilisten gelang am Montag die Flucht aus dem von Aufständischen gehaltenen Teil Aleppos.

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Beirut/Moskau – Syriens Partner Russland hält nach eigenen Angaben weiterhin sechs Fluchtkorridore für die Bevölkerung von Aleppo offen. Zuletzt hätten 48 Frauen und Kinder den von Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt verlassen, sagte Armeesprecher Igor Konaschenkow am Dienstag in Moskau. Russische und syrische Kampfjets hätten die Bombardierung von Aleppo bereits vor sieben Tagen komplett gestoppt.

Die Flugzeuge kämen nicht in die Nähe der Stadt und würden auch keine Angriffe fliegen, sagte der Generalmajor der Agentur Interfax zufolge. In Aleppo war am Samstag eine dreitägige Feuerpause zu Ende gegangen. Seitdem gibt es wieder schwere Gefechte in der Stadt.

Russland will Aufständische trennen

Russland ist bei einem verlässlichen internationalen Plan zum Abtransport von Verletzten aus Aleppo zu einer erneuten Waffenruhe in der syrischen Stadt bereit. Weitere Voraussetzung sei eine Trennung von Terroristen und der gemäßigten Opposition, sagte Vize-Außenminister Michail Bogdanow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge.

Sergej Rudskoj vom russischen Generalstab sagte, Moskau und Damaskus würden vorerst weiterhin keine Ziele in Aleppo bombardieren. Internationale Hilfsorganisationen beklagen allerdings, dass wegen andauernder Gefechte trotzdem kein Zugang nach Aleppo möglich ist.

Rudskoj machte der US-geführten Koalition im Irak schwere Vorwürfe. Bei Angriffen auf zivile Objekte seien in den vergangenen drei Tagen mehr als 60 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder, sagte der Angehörige des Generalstabs. Etwa 200 Menschen seien verletzt worden.

Uno kritisiert Konfliktparteien

Die Vereinten Nationen hatten zuvor schwere Vorwürfe gegen beide Kriegsparteien erhoben. Es sei "zutiefst bedauerlich", dass in tagelangen Verhandlungen über ein sicheres Geleit für den Krankentransport kein Ergebnis erzielt werden konnte, kritisierte der Uno-Koordinator für humanitäre Hilfe, Stephen O'Brien, die Lage am Montag in New York. "Wieder einmal haben die politische und militärische Logik in Syrien über die elementare Menschlichkeit gesiegt."

Der Widerstand gegen den Evakuierungsplan sei sowohl von Rebellen- als auch von Regierungsseite gekommen, erklärte O'Brien. Die Regierung habe sich geweigert, Hilfen für die Kranken und Verletzten in den Rebellenhochburgen im Osten Aleppos zuzulassen. Und die diversen Rebellengruppen hätten Bedingungen aufgestellt, um für die Sicherheit der Krankentransporte zu bürgen. Neben der Uno waren das Rote Kreuz, der syrische Rote Halbmond und weitere Hilfsorganisationen an den Verhandlungen beteiligt.

Russland kritisiert USA

Der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow warf den USA vor, Expertengespräche in Genf zu sabotieren. In der Stadt in der Schweiz beraten Militärvertreter beider Länder über ein mögliches gemeinsames Vorgehen in Syrien. Washington halte sich nicht an Vereinbarungen, sagte Rjabkow, ohne Details zu nennen. Der zweite russische Vizeaußenminister Gennadi Gatilow bestätigte indes einen Besuch des syrischen Chefdiplomaten Walid al-Mouallem am Freitag in Moskau. Von den Gesprächen erhoffe sich Russland eine positive Dynamik in dem Bürgerkriegsland, sagte Gatilow.

Kinderdorf wieder sicher

In Damaskus kehrten indes alle Bewohner in das vor einem Monat wegen Granatenbeschusses evakuierte SOS-Kinderdorf zurück. "Ein umfassender Sicherheitscheck des Dorfes ergab, dass die 156 Kinder und knapp 50 SOS-Mitarbeiter nun wieder ihr Zuhause beziehen können", sagte Rani Rahmo, der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Syrien laut einer Aussendung der Hilfsorganisation am Dienstag.

Das Kinderdorf war am 27. September von Granaten beschossen worden. Die Kinder und Mitarbeiter wurden danach in verschiedenen Unterkünften in der Stadt untergebracht, die syrische Armee übernahm zwischenzeitlich die Kontrolle. Laut Rahmo besteht nun kein Sicherheitsrisiko mehr, die Kinder werden nach ihrer Rückkehr psychologisch unterstützt. Das zweite syrische SOS-Kinderdorf in Aleppo ist bereits seit 2012 evakuiert. Es wurde im Krieg weitgehend zerstört. (red, APA, dpa, 25.10.2016)