Das Übernahmekarussell ist wieder voll in Fahrt gekommen. AT&T übernimmt Time Warner um geschmalzene 85 Milliarden Dollar. Zwar wird ein guter Teil der Summe im Zuge eines Aktientausches hingeblättert, allerdings müssen auch hohe Kredite aufgenommen werden, um den Deal zu stemmen. Alles kein Problem bei den niedrigen Zinsen. Schon 2015 brachte einen neuen Rekord bei Mergers und Acquisitions, wie Fusionen und Übernahmen auf Neudeutsch heißen. Die Höchststände davor wurden in den Jahren 2000 und 2007 erreicht.

Was kurz danach kam? Erraten: Einmal platzte die Tech-Blase, im anderen Fall schlitterte die Weltwirtschaft gar in eine Depression. Das waren keine Zufälle. Zusammenschlüsse sind vielfach ein Ausweg, wenn organisches Wachstum nicht mehr zu schaffen ist. Übernahmen lösen dieses Problem zumindest vorübergehend: Man kauft sich Kunden, Marktanteile und Technologien und hofft im Zuge von Synergieeffekten auf Kosteneinsparungen.

Im Falle von AT&T heißt das: Content, den Time Warner mit seinem riesigen Unterhaltungsprogramm liefert. Doch der wachsende Konkurrenzdruck von Netflix, Amazon und anderen wird deshalb nicht geringer werden. Womit sich die Frage stellt, ob die jetzt der Transaktion zugrunde liegenden Börsenbewertungen nicht völlig überhöht sind. Eines ist jedenfalls sicher: Die von den Notenbanken verursachte Schuldenblase birgt viel Sprengkraft. (Andreas Schnauder, 23.10.2016)