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Time Warner gehört bald dem Telekommunikationsunternehmen AT&T.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

New York / Dallas – Die Megafusion in der Telekom- und Medienbranche, die sich da anbahnt, wurde nicht von allen politischen Lagern goutiert.

Die Übernahme werfe eine Reihe von Fragen auf, sagte ein Sprecher der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Bevor man sich jedoch eine abschließende Meinung bilden könne, müssten noch sehr viele Informationen offengelegt werden, sagte Brian Fallon. Clintons Kandidat für das Vize-Amt, Tim Kaine, sagte, der Deal könne wettbewerbsrechtlich bedenklich sein. Er sei für Wettbewerb, sagte Kaine dem Sender NBC. "Weniger Konzentration ist generell von Nutzen, insbesondere bei den Medien."

Clintons Rivale von den Republikanern, Donald Trump, hatte bereits am Samstag angekündigt, im Falle seiner Wahl würde er es AT&T nicht gestatten, Time Warner und damit CNN zu kaufen. Ein Trump-Berater bekräftigte die Aussagen. Trump werde die Oligopole der Medien aufbrechen. AT&T missbrauche sein Monopol, und bei einer Übernahme von Time Warner liege zu viel Macht in den Händen von zu wenigen.

US-Senat will prüfen

Der US-Senat will die geplante Übernahme sorgfältig prüfen. Das 85 Milliarden Dollar schwere Vorhaben könnte schwerwiegende Wettbewerbsbedenken hervorrufen, sagte der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses der Kongress-Kammer.

Behörden müssen zustimmen

AT&T-Chef Randall Stephenson zeigte sich zuversichtlich, Bedenken der Regulierungsbehörden ausräumen zu können. "Es wird kein Wettbewerber vom Markt verdrängt, es gibt keine Wettbewerbsbeschränkung, die durch die Fusion dieser beiden Unternehmen entstehen."

Am Samstag wurde bekannt, dass der Telekomriese AT&T den Konzern Time Warner um 85 Milliarden Dollar (78,45 Milliarden Euro) kaufen will. Zu Time Warner gehören die Fernsehsender HBO und CNN sowie das Filmstudio Warner Bros. Bei dem angekündigten Deal würde es sich um die bisher größte Firmenübernahme im Jahr 2016 handeln – noch vor dem 66 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Gentechnikkonzerns Monsanto durch den deutschen Pharmariesen Bayer.

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Mit der Übernahme wagt sich der größte US-Telekommunikationskonzern weit ins Geschäft mit TV- und Filminhalten vor. Damit folgt AT&T einem Branchentrend – die Telekomkonzerne suchen nach neuen stabilen Geldquellen und exklusiven Inhalten für ihre Netze, weil die Erlöse im klassischen Kerngeschäft unter Druck stehen.

So kaufte in den USA der Kabelanbieter Comcast 2011 NBCUniversal mit der gleichnamigen NBC-Senderkette und dem Universal-Filmstudio. Der größte AT&T-Rivale Verizon, zu dem bereits AOL mit Onlinemedien wie Huffington Post gehört, will sich den Internetpionier Yahoo einverleiben. Das Warner-Filmstudio, das nun von AT&T einverleibt werden soll, hat beispielsweise die Rechte an Kassenschlagern wie Batman und Harry Potter .

Neue Übertragungstechnik

Mobilfunkunternehmen setzen große Hoffnungen auf die nächste Generation der Übertragungstechnik (5G), die auch neue Medienangebote ermöglichen soll. "Wir glauben, dass 5G ein ganz wichtiger Impulsgeber ist", sagte Analyst Rich Tullo vom Wall-Street-Haus Albert Fried & Company. Damit könnten die Telekomanbieter den Bezahlfernsehsendern gehörig in die Quere kommen.

"Die Zukunft des Mobilgeschäfts ist Video, und die Zukunft von Video ist mobil", fasste AT&T-Chef Randall Stephenson die Räson hinter dem Übernahmeplan in einer Telefonkonferenz zusammen. Die allgegenwärtigen Mobilgeräte wie Smartphones hätten für viele Nutzer erst den PC ersetzt.

AT&T kaufte bereits zu

AT&T, nicht zufrieden mit der Rolle eines reinen Telekomanbieters, setzte bereits im vergangenen Jahr mit dem Kauf des Satelliten-TV-Anbieters DirecTV für stolze 50 Milliarden Dollar auf das Fernsehgeschäft.

Experten kritisierten allerdings, dass AT&T viel Geld für den Kauf der Produktion von Inhalten ausgibt, anstatt zu deutlich günstigeren Preisen lediglich Verwertungsrechte zu erwerben. Es sei unklar, welche Einsparungen die Zusammenlegung von Vertriebsinfrastruktur und Inhalten bringen könnte, sagte Doug Creutz von der Investmentbank Cowen and Co. "Das wurde schon probiert und funktioniert niemals." (Reuters, dpa, ruz, 23.10.2016)