Wenn es nach den heimischen Sektherstellern geht, sollte mehr österreichischer Schaumwein getrunken werden. Die Umsetzung von neuen Qualitätsvorschriften zur Versektung und Vermarktung zieht sich aber in die Länge.

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Wien – Wenn an diesem Samstag, dem "Tag des österreichischen Sekts", die Korken knallen, ist dies keine Freude für die 130 bis 140 österreichischen Sekthersteller. Denn eigentlich wollten sie an diesem Tag die erste Ausbeute aus einer lange vorbereiteten Qualitätsoffensive verkosten, den "österreichischen Sekt g. U." in der Qualitätsstufe "Klassik"

Dass daraus nichts wird, daran ist laut dem Geschäftsführer des extra gegründeten Sektkomitees, Benedikt Zacherl, eine überbordende Bürokratie schuld. Die Verordnung, die die Qualitätsoffensive regelt, sei seit gut einem Jahr in Begutachtung und wanderte mehrfach zwischen ÖVP-geführtem Landwirtschafts- und SPÖ-geführtem Verkehrsministerium hin und her.

Deshalb stockt die Kampagne. Die ersten Produkte aus der "Qualitätspyramide" des Schaumweins können am diesem Sektsamstag nicht verkostet werden. Denn die neuen Schaumweine dürfen noch nicht auf den Markt und können auch nicht nach den neuen Kriterien beworben werden. Und, befürchten schon einige Branchenvertreter, ob sich das Ganze bis Weihnachten ausgeht, wird mehr und mehr fraglich.

Mehr Flaschen aus Österreich

Das ursprüngliche Ziel der Kampagne ist klar: Von den 23,5 Millionen Flaschen Schaumwein, die hierzulande getrunken werden, sollen künftig mehr als die derzeit sieben Millionen österreichischen Ursprungs sein. Zacherl meint, dass man mit der Qualitätsoffensive bald eine zweistellige Millionenzahl erreichen müsste. Denn neben den großen Sektherstellern sollen auch kleinere Winzer animiert werden, ständig und mit fixen Qualitätskriterien zu versekten. An die 130 Betriebe gibt es in Österreich, die unter eigenem Namen Sekt herstellen und vertreiben. Zumindest hundert werden mitmachen. "Die verlieren ein Jahr", sagt der Poysdorfer Winzer Max Riegelhofer, der auch im Komitee sitzt und ein Weinzulieferer an den Sekthersteller Schlumberger ist.

Mit der Offensive will die Schaumweinbranche qualitätssichernde Standards einführen, ähnlich wie es sie beim Wein bereits gibt. Dafür hat man sich das Siegel "Österreichischer Sekt g. U" einfallen lassen – "g. U." steht für geschützten Ursprung. Es ist dies ein Lebensmittelgütesiegel der Europäischen Union.

Sichergestellt werden soll dabei, dass immer nur Trauben aus einem Bundesland, genauer gesagt einem "generischen Weinbaugebiet" verwendet werden und dass die Versektung auch nur dort stattfindet. Alles dies wird vom Bundesamt für Weinbau ständig geprüft.

Qualitätsstufe Klassik

Die erste, "niedrigste" Qualitätsstufe ist eigentlich fertig und könnte verkostet oder vermarktet werden. Es handelt sich dabei um Schaumwein, der mindestens neun Monate auf der Hefe gereift ist. Diese Qualitätsstufe bekam die Bezeichnung "Klassik". Die nächsten Qualitätsstufen sind "Reserve" (18 Monate traditionelle Flaschengärung) und "Große Reserve" (30 Monate). Sollte die Verordnung fertiggestellt werden, werden diese Schaumweine dann in den nächsten Jahren erstmals angeboten.

Natürlich werden die Flaschen ein entsprechendes Logo haben, sodass dem Kunden mit einem Blick klar wird, dass es sich um österreichische Qualitätsware handelt. Ähnlich einer Wein-Banderole bekommen die Flaschenverschlüsse und Sektkapseln ein rot-weiß-rotes Band. (Johanna Ruzicka, 22.10.2016)