Wien – Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ist davon überzeugt, dass bei den Strompreisen im Großhandel der Boden bereits erreicht worden ist. Aktuell liegen die Stromgroßhandelspreise bei 25 bis 30 Euro pro Megawattstunde, waren aber im Februar aber schon auf bis zu 20 Euro abgesackt.

"Ich bin fast überzeugt: Den Boden haben wir gesehen", so Anzengruber am Freitag auf der Gewinn-Messe. Gedrückt werden die Stromhandelspreise durch die immense Förderung der Erneuerbaren Energien in Deutschland mit 23 Mrd. Euro jährlich, Tendenz steigend.

"Das zerstört die Preise im nicht geregelten Bereich", so Anzengruber. Ursprünglich habe man voriges Jahr für 2016 mit 31 Euro/MWh gehedged, diese Absicherungen ziehe man jetzt. 2015 und 2014 lagen die Forward-Preise noch bei 35 bzw. 39 Euro/MWh. "Vor einem Jahr hätte ich gesagt: Der Boden liegt bei 30 Euro, heuer im Februar hatten wir 20 Euro."

Zukunftshoffnung E-Mobilität

Zur Entwicklung der E-Mobililtät zeigte sich der Verbund-Chef zuversichtlich. Man sei in vielen Forschungsprojekten dabei, die Tochter Smatrics habe schon ein Netz von 400 Ladestellen aufgebaut, die maximal 60 km auseinanderliegen, 200 davon zum Schnellladen. Auch die Autohersteller würden sich dem E-Mobilitätsthema deutlicher zuwenden.

Die Ende August genannten revidierten Ergebnis-Jahresziele des Verbund erneuerte Anzengruber am Freitag. Demnach wird für 2016 ein EBITDA von ungefähr 960 Mio. Euro angepeilt, um 70 Mio. Euro mehr als 2015, und das Konzernergebnis soll 370 (nach 208) Mio. erreichen.

Der Chef des Ölfeldausrüsters SBO, Gerald Grohmann, sieht bei den Bohraktivitäten der Ölindustrie – messbar an den Rig Counts – eine Bodenbildung erreicht, von der aus es angesichts der sich abzeichnenden Erholung am Ölmarkt wieder aufwärtsgehen könnte. Schritt für Schritt gehe nämlich die Öl-Überversorgung zurück, sagte Grohmann am Freitag auf der Gewinn-Messe in Wien.

Anstieg der Ölbohrungen

In den letzten Wochen, Monaten sei die Zahl der Rig Counts doch wieder leicht angestiegen, es habe in einem der brutalsten und längsten Abschwünge der Branche zumindest eine Bodenbildung eingesetzt. Die globale Öl-Überproduktion habe sich von 1,6 Mio. Barrel täglich Ende 2015 auf nun 0,3 Millionen b/d verringert, "das ist grundsätzlich die richtige Tendenz". Die Fundamentaldaten seien intakt und die weltweite Ölnachfrage steige weiter.

Ein Anziehen der Ölpreise erwartet Grohmann im Laufe des Jahres 2017, sobald "Supply und Demand" wieder in ein Gleichgewicht gekommen seien – dann werde auch die Ölindustrie wieder mehr investieren. Auch Schlumberger und Halliburton würden jetzt einen Silberstreif am Horizont sehen. "Mit der Balance beginnt der Aufschwung – und die Jahre 2018/19 könnten wieder sehr interessant für uns werden." Das heurige Jahr 2016 werde aber noch "durchgängig schwierig und herausfordernd sein und bleiben".

Die jüngsten OPEC-Erklärungen, bei einer mit anderen Staaten akkordierten Ölförderbremse mitzutun, sind für Grohmann "noch etwas mit Vorsicht zu genießen" und zunächst nur einmal "Lippenbekenntnisse". Man müsse abwarten, ob dazu beim nächsten OPEC-Treffen Ende November in Wien etwas entschieden wird.

Die SBO selbst sieht Grohmann mit 55 Prozent Eigenkapitalquote und 138 Mio. Euro liquiden Mitteln nach dem ersten Halbjahr gut für die Zukunft aufgestellt. (APA, 21.10.2016)