London – Die britische Regierung will Tausende homosexuelle und bisexuelle Männer posthum rehabilitieren, die unter ehemaligen Anti-Schwulen-Gesetzen verurteilt worden waren. Justiz-Staatssekretär Sam Gyimah bezeichnete den Schritt am Donnerstag als eine geplante "Begnadigung".

"Es ist enorm wichtig, dass wir Menschen begnadigen, die wegen früherer sexueller Straftaten verurteilt wurden", begründete er das Vorhaben. Bisher konnten verurteilte Homosexuelle zu Lebzeiten ihre Strafen aus dem Strafregister streichen lassen.

Begnadigung, keine Entschuldigung

Die britische Nachrichtenrichtenagentur PA schätzt, dass bis zu 100.000 Männer betroffen sein könnten, die von 1885 bis 2003 verurteilt wurden, als die letzten Anti-Schwulen-Paragrafen fielen. Andere Schätzungen sprechen von 65.000 Betroffenen, von denen noch 15.000 lebten. Als eines der prominentesten Opfer gilt der Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900), der 1895 als Sittlichkeitsverbrecher verhaftet wurde.

Ein heute über 90 Jahre alter Verurteilter lehnte eine solche "Begnadigung" allerdings ab. Dies würde bedeuten, dass man schuldig gewesen sei, sagte er dem Sender BBC. Stattdessen fordere er eine Entschuldigung der Regierung. (APA, 20.10.2016)