Seit Mitte 2014 Geschäftsführer der Verlagsgruppe News, seit 2016 ihr Mehrheitsgesellschafter, inzwischen auch im Firmenbuch eingetragen: Horst Pirker.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Mittwoch tagte der Beirat der größten News-Eigentümer, Horst Pirker, neuerdings auch im Firmenbuch als Mehrheitseigentümer eingetragen, und Vertreter der Kurier-Gruppe. Sitzungsteilnehmer zeichnen ein harmonisches Bild, und zudem ein recht hoffnungsfrohes.

Diese hoffnungsfrohe Perspektive hört sich so an: Das größte Sparvorhaben in der Geschichte des Magazinkonzerns komme besser voran als geplant, der Konzern sei ausfinanziert und werde "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit 2017 ein positives Ergebnis darstellen können". Die Verlagsgruppe News werde also, so heißt es weiter, weder Geld von den Gesellschaftern brauchen noch von außen. Und auf beiderlei Mittel bestünde "Zugriff".

Ende 2015 überschuldet

Vor einem dreiviertel Jahr indes brauchte die Verlagsgruppe News (bekanntermaßen) Mittel. Wie nötig diese Mittel waren, das zeichnet der vor kurzem beim Firmenbuch deponierte Jahresabschluss der Verlagsgruppe News für 2015 nach. Mit Ende 2015 war der marktbeherrschende Magazinkonzern bilanziell überschuldet, und die Zahlungsfähigkeit aus eigener Kraft nicht sicherzustellen, heißt es in den Erläuterungen zur Bilanz.

Die Erklärung für die Überschuldung: "Aufgrund der Verluste in den Geschäftsjahren 2014 und 2015" – 5,4 und 9,9 Millionen Euro, die sich 2015 mit vollem Verlustvortrag aus 2014 auf insgesamt 15,3 Millionen Bilanzverlust summierten. Und wegen "der vollständigen Entnahme beziehungsweise Ausschüttung aller historischen Gewinne".

Liquiditätslücke

Verbindlichkeiten zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2015: rund 16,5 Millionen. Die Liquiditätsreserven waren zum Bilanzstichtag auf weniger als sechs Millionen "geschmolzen", heißt es in den Erläuterungen. Die News-Gruppe hatte aber weiterhin keine Kredite offen.

Der Lagebericht zum Jahresabschluss 2015 sagt auch, nach den Komplett-Entnahmen der Gesellschafter und den Verlusten nicht ganz überraschend: Die Eigenmittelquote lang 2014 bei minus 16,8 Prozent, 2015 bei minus 70,9 Prozent.

Fünf Millionen für "News"-Einstellung

Die "Liquiditätslücke" schlossen die Gesellschafter zwischen Februar und April 2016 zunächst mit "kurzfristigen Krediten" über 2,7 Millionen Euro. Sie erklärten sich zudem bereit, im Worst Case Szenario für das erste Halbjahr 2016 die Schließungskosten für den "mit Abstand größten Verlustbringer", das Magazin "News" mit einer zusätzlichen Kapitalzufuhr zu finanzieren. Die Einstellung von "News" nach dem ersten Halbjahr 2016 hätte demnach 4,95 Millionen Euro gekostet.

Gesellschafterzuschüsse

Der Worst Case blieb offenkundig aus, "News" im Markt und die kurzfristigen Kredite der Gesellschafter aus dem Frühjahr wurden "durch Zuschüsse in der Höhe von rund 10 Millionen Euro ersetzt". Diese Zuschüsse bezifferten interne Quellen des STANDARD bisher mit rund 17 Millionen Euro, womöglich mit den drohenden "News"-Kosten. Die Zuschüsse sollen jedenfalls zur Gänze vom deutschen Mehrheitseigentümer Gruner+Jahr beziehungsweise dessen Mutter Bertelsmann gekommen sein.

Die Bertelsmänner übertrugen ihre Anteile kurz nach den Zuschüssen im Juni 2016 an Geschäftsführer Horst Pirker. Pirker hält nun rund 56 Prozent an der News-Gruppe, der Kurier weiter 25,3 Prozent und Familie Fellner eine Finanzbeteiligung rund 18,7 Prozent, ohne Mitsprache oder Mandat im Beirat.

Und wo bleibt die Harmonie?

Mitgesellschafter Kurier fühlte sich wie berichtet bei der Übertragung der Anteile an Pirker übergangen. Pirker verneint stets Vorkaufsrechte, weil er die Anteile oberhalb der Verlagsgruppe News (an dem die Kurier-Gruppe beteiligt ist) und der darüber angeordneten Verlagsgruppe News Beteiligungsgesellschaft mbH und Co KG gekauft habe.

Trotz dieses Kurier-Grants soll der News-Beirat stets einstimmig entschieden haben, seit sich die Bertelsmänner – im Juni 2016 – aus dem Gremium verabschiedet haben. Soviel zur Harmonie in den Augenzeugenberichten über die Beiratssitzungen.

Pirker-Anteil eingetragen

Inzwischen ist Pirkers 75-Prozent-Anteil an der Verlagsgruppe News BeteiligungsgesmbH eingetragen. Ihn hält die I-Mag Beteiligungs GmbH mit Sitz am Wiener Graben 13, die laut Firmenbuch zu 100 Prozent Pirker persönlich gehört.

In der Co-KG, deren Gesellschafterin die BeteiligungsgesmbH ist, scheinen weiterhin Bertelsmann Österreich GmbH und G+J Holding GmbH als Kommanditisten auf. Diese Firmen gehören weiter Bertelsmann und G+J Deutschland.

Kauf- und Verkaufsoptionen

In den Erläuterungen zum Jahresabschluss finden sich Hinweise auf Kauf- und Verkaufsoptionen des Kurier an der Verlagsgruppe News GmbH aus dem Jahr 2001, als der Kurier "Profil", "Trend" und Co in die Verlagsgruppe News einbrachte und sich dafür mit 25,3 Prozent dort beteiligte. Die Fellners haben übrigens ein Vorkaufsrecht auf Anteile an der News Networld Internetservice GmbH.

Die News-Daten 2015

Der Bruttoumsatz der Verlagsgruppe News sank von 96,2 Millionen Euro 2014 auf 94,9 Millionen Euro im Jahr 2015. Laut Lagebericht zum Jahresabschluss sind sie ausschließlich auf Vertriebserlöse zurückzuführen. Im Einzelverkauf wie im Abogeschäft "mussten deutliche Umsatzrückgänge gegenüber 2014 hingenommen werden".

Im Anzeigengeschäft habe die Magazingruppe entgegen dem allgemeinen Markttrend (minus 3,4 Prozent Nettoerlöse laut Zeitungsverband) um ein Prozent zugelegt. Die Netto-Umsätze der News-Gruppe insgesamt sanken von 89 auf 88,1 Millionen.

Zum Jahresverlust von 9,6 Millionen Euro (nach 5,4 Millionen) hätten neben den sinkenden Vertriebserlösen "gestiegene Produkt und Verkaufskosten sowie die hohen Restrukturierungsaufwendungen" geführt, heißt es im Lagebericht.

Sparprogramm 2016

News-Mehrheitsgesellschafter Pirker verkündete Ende September ein massives Sparprogramm für die Verlagsgruppe News: Bis Jahresende 2016 sollen die Aufgabe Geschoßflächen im Mediatower, vor allem aber 80 bis 100 Dienstverhältnissen (von rund 500) weniger zehn bis zwölf Millionen Euro einsparen. Parallel zum Sparprogramm will Pirker neue, zusätzliche Einnahmeströme erschließen.

2016 erwartet die News-Gruppe noch ein negatives Ergebnis. 2017 soll sie, siehe oben, ein "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" ein positives Ergebnis darstellen können. Das dürften 2017 nicht alle österreichischen Medienhäusern schaffen. (red, 20.10.2016)