Diskutiert Optionen: IOC-Boss Thomas Bach.

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Tokio – IOC-Präsident Thomas Bach hat sich bei seinem Tokio-Besuch nicht zu möglichen Verlegungen von Olympia-Wettkämpfen aus Kostengründen bei den Spielen 2020 geäußert. Der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees hatte am Mittwoch zuvor mit Japans Premierminister Shinzo Abe darüber beraten, einige Wettkämpfe in der Region Fukushima stattfinden zu lassen, darunter Baseball und Softball.

Fukushima war 2011 von einem schweren Erdbeben erschüttert und einem Tsunami getroffen worden, in dessen Folge es zu einer Kernschmelze im dortigen Atomkraftwerk kam. "Ein Baseball-Eröffnungsspiel mit einer japanischen Mannschaft wäre eine sehr starke Botschaft, aber das ist nicht die einzige Option, die wir diskutieren", sagte Bach danach vor Journalisten. Abe stehe der Idee wohlwollend gegenüber, die nun in der IOC-Exekutive und mit den Olympia-Organisatoren besprochen werden solle. "Einige Events in der von der Katastrophe beeinträchtigten Region zu haben, wäre auch eine Botschaft der Hoffnung und Zuversicht für die Leute dort", sagte Bach.

Bach sprach sich dafür aus, bei den geplanten Gesprächen über eine Reduzierung der hohen Kosten wie vereinbart nur Vertreter von IOC, Organisatoren, der Region Tokio und der japanischen Regierung einzubeziehen. Tokios neue Gouverneurin Yuriko Koike hatte dagegen vorgeschlagen, auch internationale und nationale Sportfachverbände mit an den Tisch zu holen. Es bleibe bei der am Dienstag getroffenen Übereinkunft, betonte Bach indes.

Kostenexplosion

Die Ausgaben für die Spiele könnten laut einem von Koike eingesetzten Expertengremium von den zunächst geplanten umgerechnet 6,1 Milliarden Euro auf mehr als 26,5 Milliarden Euro ansteigen. Dem Gremium zufolge geht es dabei vor allem um Pläne für den Neubau von Austragungsorten für Volleyball-Spiele, Schwimmwettkämpfe sowie Ruder- und Kanurennen.

Am Dienstag hatten Berichte für Aufsehen gesorgt, die Ruder-Bewerbe könnten womöglich nicht nur gut 400 km entfernt von Tokio stattfinden. Das IOC erwäge sogar, sie nach Südkorea zu verlegen. Japans Olympia-Ministerin Tamayo Marukawa sagte Journalisten, sie könne den Bericht nicht bestätigen. Der Ruder- und der Kanuverband Japans riefen dazu auf, die Rennen in Tokio auszutragen.

Bei allen Sparmaßnahmen dürfe man aber nicht die ursprünglichen Bedingungen vergessen, unter denen Tokio vor drei Jahren den Zuschlag für die Spiele erhalten habe, erinnerte Bach. "Tokio und Japan gewannen, weil sie ein sehr überzeugendes Konzept präsentierten", so der IOC-Chef. "Ich denke, es ist im Interesse Japans, des IOC und Tokios, dass wir die Wettbewerbsregeln nicht nach der Wahl ändern. Denn wir alle wissen, dass das japanische Volk und die Einwohner Tokios verlässliche Partner sind, die ihr Versprechen einhalten." (APA, red, 19.10. 2016)