Thorsten Fink dirigiert die Austria zumindest bis 2019.

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Wien – Es war ein langwieriger Prozess. Schlussendlich hat der 48-jährige Thorsten Fink "den Schalter umgelegt" und ist zur Erkenntnis gelangt, "dass ich bei der Austria glücklich bin und die Arbeit als Trainer hier Sinn macht. Anfangs wollte ich wieder weg, die Liebe musste erst wachsen." Vor ein paar Tagen hat der Deutsche seinen Vertrag bis 2019 verlängert. "Ich bin dem Verein, den Spielern, den Fans verantwortlich." Wobei die Anhängerschar größer sein könnte, die Stimmung im Happel-Stadion ist trist. "Vielleicht ändert sich das durch noch bessere Leistungen." Neid auf Rapid empfinde er nicht. "Wir bekommen ja auch ein neues Stadion."

Fußball sei, so Fink "eine Momentaufnahme". Das Momentum der Austria ist ein positives, in der Liga punktegleich mit Meister Red Bull Salzburg Vierter, die neun Zähler Rückstand auf Sturm Graz "kann, muss man nicht thematisieren". Mit Fink ist bei der Austria, die nicht gerade für Kontinuität steht, Ruhe eingekehrt. "Es arbeiten hier vernünftige Leute mir realistischen Einschätzungen. Salzburg und Rapid müssen Meister werden, die haben den Druck, wir nicht. Das heißt nicht, dass wir nicht in absehbarer Zeit Titel wollen. Aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut."

Beachtlich

Der Weg, sagt Fink, sei das Ziel. Die Austria setzt auf junge, selbstentwickelte und ablösefreie Kicker. "Kaufen können Salzburg und Rapid, wir haben diesbezüglich Grenzen." Laut Tradition sind die Veilchen dazu verdammt, dem schönen Fußball zu frönen. Fink hat nichts dagegen. "Aber natürlich muss man zusätzlich ergebnisorientiert und taktisch klug agieren." Zuletzt betrug der Altersschnitt 22,1 Jahre. "Das ist doch beachtlich." Als Fink im Sommer 2015 kam, hatte die Austria eine ziemlich peinliche Saison abgeliefert. Platz sieben, die Europa League fand im Fernsehen statt.

Mit Fink wurde man dann Dritter, schaffte die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Die ersten beiden Partien bescherten Sieg (3:2 Astra Giurgiu) und Remis (0:0 Viktoria Pilsen). Nun führt die Reise nach Italien, am Donnerstag wartet die AS Roma. "Eigentlich ein Verein für die Champions League." Für den Trainer ist es eine durchaus dankbare Aufgabe, er strapaziert eine äußerst beliebte Floskel. "Wir haben nichts zu verlieren, es muss aber natürlich kein 0:5 sein."

Romantik

Italienische Teams pflegen in internationalen Partien gehörig zu rotieren, auch Romas Coach Luciano Spalletti wird möglicherweise auf Leute wie Edin Dzeko oder Mohamed Salah verzichten. Fink ist das wurscht. "Die haben im Kader ausschließlich Qualität. Außerdem fragt später keiner, wer dabei war." Er geht davon aus, dass der 40-jährige Francesco Totti im Olympiastadion mitmacht. Es wäre der 100. Europacup-Einsatz des ewigen Römers, der "Er Pupone", "Das große Baby" genannt wird. Fink hat vor 23 Jahren mit Karlsruhe gegen Roma und Totti gespielt. "Er ist eine Rarität und noch immer gut. Totti ist mehr als ein Fall für Romantiker."

Von seinen Jungspunden erhofft er in Rom Unromantisches. "Frech sein, laufen bis zum Ende, sich auf der Bühne beeindruckend präsentieren." Fink bricht eine Lanze für die neue Generation. "Man darf sich nicht den Entwicklungen versperren. Die Spieler analysieren genau, ernähren sich richtig, sie legen Wert auf Bildung, sind furchtlos, wissen genau, worum es geht. Vielleicht war meine Generation dümmer."

Thorsten Fink hat sich an die Wiener Austria und an Österreich gewöhnt. Da er in Bayern gelebt hat und seine Familie immer noch dort lebt, "kenne ich die Mentalität. Man ist hier nicht so verbissen. Das ist im Fußball manchmal ein Nachteil." ln eineinhalb Jahren wird die neue Generali Arena fertig sein. "Ich will Teil dieser Geschichte sein, vielleicht entwickelt sich etwas Großes." (Christian Hackl, 19.10.2016)

Europa League, Gruppe E, 3. Runde, Donnerstag

AS Roma – Austria Wien
Stadio Olimpico, 21.05 Uhr, live Sky und Puls 4, SR Wladislaw Besborodow (RUS)

Mögliche Aufstellungen:

Roma: Alisson – Florenzi, Manolas, Fazio, Juan – Paredes, Strootman/Gerson – Iturbe, Totti, El Shaarawy – Salah

Ersatz: Szczesny – Marchizza, Emerson, Seck, Nainggolan, Dzeko

Es fehlen: De Rossi (gesperrt), Rüdiger (Trainingsrückstand), Vermaelen, Bruno Peres, Perotti, Rui (alle verletzt)

Fraglich: Strootman

Austria: Almer – Larsen, Filipovic, Stronati, Martschinko – Serbest, Holzhauser – Venuto, Grünwald, Pires – Kayode

Ersatz: Hadzikic – Vukojevic, Gluhakovic, Prokop, Salamon, Mohammed, Tajouri, Kvasina, Friesenbichler

Es fehlen: Rotpuller (gesperrt), De Paula (Wadenbeinprellung), Windbichler (Muskelbündelriss)

Parallelspiel der Gruppe:

Viktoria Pilsen – Astra Giurgiu