Ein Smartphone ganz und gar von Google: Das war es, was viele im Vorfeld der Vorstellung von Android im Jahr 2007 erwarteten. Doch es kam anders, Google konzentrierte sich auf die Betriebssystementwicklung und überließ die Hardwareseite Partnern wie HTC, Motorola und Samsung. Unter der Marke Nexus gab es zwar schon seit einigen Jahren regelmäßig Smartphones und Tablets direkt von Google, die Hardware wurde aber auch hier maßgeblich von diversen wechselnden Partnern bestimmt. Vor allem aber waren diese Geräte nie für den Massenmarkt gedacht, ihren Ursprung hatten sie denn auch als Entwickler-Devices für neue Android-Versionen. Fast ein Jahrzehnt später folgt nun die Kehrtwende: Mit der Pixel-Linie wird Google selbst zum Hardwarehersteller. Vollständig made by Google sollen die darunter veröffentlichten Geräte sein – von der Software bis zur Hardware, ähnlich wie es auch bei iPhone-Hersteller Apple der Fall ist. Was dabei herausgekommen ist, haben wir uns im folgenden Test in aller Ausführlichkeit angesehen.

Pixel und Pixel XL

Googles neues Smartphone gibt es dabei in zwei verschieden großen Versionen, eine "kleine" mit 5-Zoll-Bildschirm (Pixel) sowie eine größere mit 5,5-Zoll-Display. Für den Test stand uns die zweite Variante, Pixel XL genannt, zur Verfügung. Trotzdem gelten die Ergebnisse bis auf wenige Punkte, wo dies extra erwähnt wird, für beide Modelle, ist die Hardwareausstattung doch praktisch zur Gänze deckungsgleich.

Das Pixel XL ist mit einem 5,5-Zoll-Bildschirm die größere Variante von Googles neuem Smartphone.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Über die Originalität des Google'schen Designs – oder auch deren Abwesenheit – wurde in den letzten Wochen bereits ausführlich diskutiert. Insofern soll die "Wer hat es erfunden"-Frage hier mal vernachlässigt werden, davon kann sich jeder und jede ein individuelles Bild machen. Fakt ist jedenfalls, dass das Pixel (XL) hervorragend verarbeitet ist, dies zeigt sich schon beim ersten Anfassen. Das Smartphone liegt hervorragend in der Hand und fühlt sich dank des leicht abgerundeten 2,5-D-Glass an der Front und der deutlichen rückseitigen Kurven sehr angenehm an. Auch, dass Pixel und Pixel XL zum Großteil aus Aluminium gefertigt sind, könnte man beim Gewicht von 143 beziehungsweise 168 Gramm beinahe schon vergessen. Die seitlich angebrachten Knöpfe sind ebenfalls sehr gut verarbeitet, wobei der Power-Button leicht aufgeraut ist, um ihn leichter ertasten zu können.

Das auffälligste Designelement ist ein Glasfenster, das rund um den Fingerabdrucksensor die Rückplatte übernimmt. Dieses ist dazu gedacht, um den diversen Funkkomponenten für WLAN oder Telefonie und NFC ein Fenster zu geben. Zusätzlich birgt es natürlich einen gewissen Wiedererkennungswert. Etwas verwunderlich ist hingegen eine andere Entscheidung der Google-Designer: Das "Kinn" unter dem Bildschirm ist etwas gar groß ausgefallen. Hier hat man sich wohl von der Idee treiben lassen, dass die Ränder ober- und unterhalb des Bildschirms gleich groß sein sollen.

Die Abmessungen betragen 143,8 mm x 69,5 mm für das Pixel sowie 154,7 mm x 75,7 mm für das Pixel XL, womit beide eine Spur kleiner sind als die letztjährigen Google-Smartphones Nexus 5X/6P. Interessant ist aber die Angabe zur Dicke: Diese variiert nämlich zwischen 7,3 mm an der dünnsten und 8,5 mm an der dicksten Seite. Dabei handelt es sich um eine gewitzte Designentscheidung von Google: Während das Gerät an der Unterseite – also dort, wo es gehalten wird – recht dünn ist, wird es nach oben hin etwas umfangreicher, wodurch der von vielen aktuellen Smartphones gewohnte "Camera Bump" unnötig wird.

Auf sichtbares Branding verzichtet Google weitgehend, auf der Vorderseite findet sich gar kein Hinweis auf den Hersteller, auf der Rückseite ist ein dezentes Google-G zu sehen, das aber gerade bei der schwarzen Variante nur bei näherer Betrachtung auffällt. Zumindest in dieser Hinsicht bliebe zu hoffen, dass sich andere Hersteller mit ihrem oft recht aufdringlichen Branding ein Beispiel nehmen würden.

Ganz und gar Google. So stellt es Google jedenfalls dar.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Made by Google?

An dieser Stelle muss ein kleiner Exkurs zur Frage, wie sehr die Pixel-Smartphones tatsächlich made by Google sind, folgen. Immerhin ist bekannt, dass Hardwarehersteller HTC bei der Herstellung ebenfalls seine Finger im Spiel gehabt hat. Google sieht HTC allerdings als reinen Auftragsfertiger und betont, dass man im Gegensatz zur früheren Nexus-Linie dieses Mal tatsächlich von Anfang an alle Details des Geräts bestimmt habe. Ob diese Behauptung vollständig der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt. Im Endeffekt ist diese Frage für die breite Masse aber ohnehin von untergeordneter Relevanz. Klar ist jedenfalls, dass HTC sowohl am Gerät selbst als auch auf der Verpackung mit keinem einzigen Wort erwähnt wird.

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die beiden Smartphones vor allem in ihrer Größe, und damit gehen natürlich auch unterschiedliche Bildschirme einher: Während das Pixel ein 5-Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel bietet, kann das XL-Modell mit 5,5-Zoll und 2.560 x 1.440 Pixel aufwarten. Beide nutzen einen AMOLED, es gibt also den gewohnt perfekten Schwarzpunkt, zudem präsentiert sich das Pixel-Display auch als sehr hell, nur das mittlerweile vom Markt genommene Note 7 schnitt in dieser Hinsicht noch einen Tick besser ab. Mit freiem Auge lässt sich kein Unterschied in der Darstellungsqualität der beiden Geräte ausmachen, für Virtual-Reality-Anwendungen dürfte aber wohl das Pixel XL besser geeignet sein.

An der Farbdarstellung gibt es ebenfalls nichts zu meckern, Google verspricht eine hundertprozentige Abdeckung des NTSC-Farbraums. Wie von AMOLED gewohnt, sind die Farben allerdings sehr kräftig. Wem dies zu intensiv ist, der findet – etwas versteckt – in den Entwicklereinstellungen eine nette Alternative: Dort kann nämlich eine sRGB-kalibrierte Ausgabe aktiviert werden. Diese mag auf den ersten Eindruck weniger ansprechend wirken, kommt aber der Realität wesentlich näher.

Prozessor

Mit dem Snapdragon 821 greift Google zum aktuellsten Topprozessor aus der Hardwareschmiede von Qualcomm. Dabei handelt es sich um eine verbesserte Variante jenes Snapdragon 820, der in den meisten aktuellen Spitzengeräten der Android-Welt zum Einsatz kommt. Der neue Chip verspricht eine noch einmal leicht gesteigerte Performance sowie einen reduzierten Stromverbrauch. Auch hat der Hersteller einige Optimierungen für spezifische Einsatzszenarien vorgenommen, etwa zur Unterstützung der Kamera oder auch zur Steigerung der Scrollgeschwindigkeit. Interessanterweise betreibt Google den Snapdragon 821 leicht unter seiner nominellen Maximalfrequenz, es gibt zwei flotte Kerne mit 2,15 GHz und zwei stromsparende, die mit 1,6 GHz getaktet sind. Als Grafikeinheit kommt ein Adreno 530 zum Einsatz. Als Spielraum für all die Berechnungen stehen dem System-on-a-Chip (SoC) 4 GB LPDDR4 RAM zur Seite.

Einige Benchmark-Werte des Pixel XL.

In Benchmarks liefert der Snapdragon 821 keine großen Überraschungen, die Ergebnisse liegen im Großen und Ganzen dort, wo auch andere aktuelle Top-Smartphones zu verorten sind. Lediglich das aktuelle iPhone kann sich bei der Single-Core-Performance in Geekbench deutlich von der Konkurrenz absetzen. Bei reinen CPU-Aufgaben ist auch der aktuelle Exynos 8890 von Samsung noch eine Spur schneller, während der Snapdragon 821 bei Grafikaufgaben die Nase vorn hat.

Erfreulich ist auch, dass die Pixel-Smartphones auf Belastung recht stabil reagieren. Im anspruchsvollen Slingshot-ES-3.1-Benchmark liefert das Gerät im ersten Durchlauf einen Wert von 2.554, nach dem fünften Versuch sind es noch immer 2.326 Punkte. Wie alle aktuellen Smartphones wird auch das Pixel XL dabei merklich wärmer auf der Rückseite, unangenehme Ausmaße nimmt dies aber nicht an.

Subjektiver Eindruck zur Performance

Solche Benchmarks sind aber immer nur ein Teil der Wahrheit. Für den Alltag noch wichtiger ist der subjektive Eindruck, der nicht zuletzt aus der Abstimmung von Hard- und Software resultiert. Und dabei lässt sich eines feststellen: So flink wie Pixel und Pixel XL war bisher noch kein anderes Android-Smartphone. Von der Reaktion auf Touch-Eingaben, dem Ablauf der Animationen bis zu App-Startzeiten sind die neuen Google-Smartphones noch einmal einen Tick schneller als die Konkurrenz. Hier kann Google sein Know-how in der Android-Entwicklung ausspielen, indem man gezielte Optimierungen für die eigene Hardware vornimmt.

Die Kamera

In Fragen der Kamera legt sich Google die Latte selbst ganz schön hoch: Die besten Aufnahmen, die je ein Smartphone geliefert hat, sollen Pixel und Pixel XL produzieren. Zur Untermauerung dieser Aussage verweist man auf den Test von DxOMark, wo die eigenen Smartphones aktuell tatsächlich die Spitzenposition einnehmen. Nun mag man von solchen Rankings halten, was man will, im Test wird aber schnell klar: Die neuen Google-Geräte liefern tatsächlich hervorragende Ergebnisse ab.

Als Sensor für die Hauptkamera kommt ein IMX378 von Sony (mit 12,3 Megapixel) zum Einsatz und damit der direkte Nachfolger des beim Nexus 5X/6P eingesetzten Chips. Der neue Sensor übernimmt die dank besonders großer Bildpunkte am Sensor (1.55 μm bei einer Blende von f/2.0) hervorragenden Low-Light-Fähigkeiten des Vorgängers, kombiniert sie aber mit einigen Neuerungen, um die Bildqualität des Vorgängers noch zu übertreffen, und zwar sowohl hinsichtlich der Soft- als auch Hardwaret. Und dies bedeutet vor allem: Die Kamera der Pixel-Smartphones ist schneller als die früherer Google-Geräte – und zwar erheblich. Möglich wird dies etwa durch die Kombination eines Phase Detection Autofocus (PDAF) mit einem Laser Detection Autofocus (LDAF), um in allen Situationen besonders flott scharfzustellen.

Die Kamera des Pixel reagiert auch bei trüben Lichtverhältnissen sehr flott, sowohl die Enten im Wasser als auch jene im Flug wurden gut erfasst – auch sonst zeigen sich sehr viele Details.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD
Ein weiteres Testbild: Die Farbwiedergabe weiß ebenfalls zu überzeugen, einen trüben Oktobertag kann sie natürlich auch nicht schöner machen.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Den größten Fortschritt hat aber wohl die Google-Software zur Ansteuerung der Kamera gemacht: HDR-Aufnahmen werden jetzt um ein Vielfaches schneller getätigt, als es noch bei den letztjährigen Nexus-Geräten der Fall war. Möglich wird dies unter anderem durch die Nutzung des Hexagon 680 DSP, der im Snapdragon 821 verbaut ist. Dies führt nebenbei auch noch zu einem reduzierten Stromverbrauch. Auch der CRI-90 Dual-LED-Flash löst flott aus und liefert eine gute und gleichmäßige Ausleuchtung des Geschehens.

Die hohe Geschwindigkeit der Kamera zeigt sich übrigens nicht nur bei guten Lichtverhältnissen, sondern auch bei Low-Light-Aufnahmen. So schnell agierte in unseren Tests sonst bisher nur die Kamera von Samsung Galaxy S7 und Note 7. Allerdings liefert das Pixel noch einmal bessere Bilder, gerade abendliche Aufnahmen sind für ein Smartphone wirklich beeindruckend.

Eine abendliche Aufnahme: Hier gefällt vor allem die große Detailtreue, das Rauschen am Himmel und die Einstrahlung des Straßenlichts lässt sich aber auch von der Google-Kamera nicht verhindern.
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Ein weiterer Schnappschuss am Abend.
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Kamera-App

Immer wieder stand Google in der Vergangenheit – zu Recht – für die arg spartanische Ausstattung seiner Kamera-App in der Kritik. Bei den neuen Geräten macht diese einige wichtige Fortschritte: So kann nun mittels Langdruck auf einen Punkt am Bildschirm fix ein Fokuspunkt festgelegt werden, etwa um gezielt den Hintergrund scharfzustellen. In diesem Modus lässt sich dann auch zusätzlich die Belichtung manuell anpassen. Ganz allgemein ist ein manueller Weißabgleich hinzugekommen. Andere Stärken der Vorgänger – wie der Smart-Burst-Modus, der auch gleich animierte GIFs erstellt – erbt die Pixelkamera natürlich auch. Der – ebenfalls erheblich flotter gewordene – Lens Blur-Modus für Tiefenunschärfe ohne Zwei-Kamera-Setup und der Photosphere-Support sind ebenfalls wieder mit dabei. Die Kamera kann übrigens schnell über doppeltes Drücken des Kameraknopfs aufgerufen werden, mittels einer Drehgeste kann zudem zwischen Front- und Rückkamera gewechselt werden.

Zu den Features der Google-Kamera gehört "Lens Blur", mit dem ein Tiefenschärfeeffekt erzielt wird. Dies funktioniert mittlerweile sehr gut und vor allem auch sehr schnell.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

All seine hervorragenden Ergebnisse liefert die Kamera übrigens trotz des Fehlens eines zentralen Features anderer Smartphones: Auf eine optische Bildstabilisierung verzichtet Google weiterhin. Das Unternehmen zeigt sich davon überzeugt, dass man diese angesichts der hohen Geschwindigkeit der eigenen Kamera für Fotos nicht mehr benötigt. Ob dies zutrifft, lässt sich natürlich nur schwer sagen, gibt es bisher doch keine Smartphones, die den IMX378 mit OIS kombinieren, eventuell wäre hier also sogar noch etwas mehr aus den Aufnahmen herauszuholen und das eine oder andere verschwommene Foto am Abend scharf geworden – auch wenn dies im Test eher selten passierte.

Die wichtigste Fotokategorie: Katze (in diesem Fall schlecht gelaunt, weil gerade aufgeweckt).
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Video

Klar ist jedenfalls, dass OIS eine wichtige Rolle bei Videoaufnahmen spielt, um das Verwackeln der Aufnahmen zu verhindern – oder zumindest stark zu reduzieren. Und in dieser Kategorie hatte sich das Fehlen von OIS beim Nexus 5X / 6P massiv bemerkbar gemacht. Doch beim Pixel (XL) bedient sich Google eines neuen Tricks, um OIS zu ersetzen: Die Kamera nutzt Informationen des Gyroskops, um die Schwankungen in der Software auszugleichen. Da Google in dieser Hinsicht einen besonders hochwertigen Sensor verbaut hat, erfolgen diese Messungen zweihundert Mal in der Sekunde.

Das Ergebnis dieser Form der elektronischen Bildstabilisierung kann sich sehen lassen: Videoaufnahmen wirken geradezu unnatürlich stabil, Schwankungen durch das Gehen werden fast komplett ausgeglichen, selbst beim Laufen zeigt sich nur wenig Wackeln. Das Ganze wirkt also so, als wären die Aufnahmen mit einem Stativ getätigt worden. Hier lässt sich auch am ehesten noch ein Kritikpunkt ausmachen, seitliche Schwenks muten nämlich ebenfalls ziemlich mechanisch an, als ob sie via Fernsteuerung initiiert worden wären. Freilich hängt dies auch davon ab, wie ruhig oder unruhig die eigene Kameraführung ist.

Ein Testvideo, um die Stabilisierung zu demonstrierten. Bitte die Artefakte im Video zu ignorieren, diese werden leider durch Youtube beim Upload generiert.
Andreas Proschofsky

Diese Form der Stabilisierung funktioniert mit allen Videoaufnahmemodi also auch für 4K-Videos, die mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Für 1.080p gibt es optional auch einen 60-FPS-Modus. Zusätzlich ist es möglich Slow-Motion-Videos mit 120 FPS (1.080p) oder 240 FPS (720p) anzufertigen, wobei für gute Ergebnisse auch die Lichtverhältnisse stimmen müssen, sonst zeigt sich ein deutliches Rauschen. Und um die Liste zu vervollständigen: Die Stabilisierung wird offenbar auch bei Smart-Burst-Fotos eingesetzt, jedenfalls sind die damit erstellten GIFs wesentlich stabiler als beim Nexus 6P.

Sorgen

Bei all dem bereitet aber ein Design-Element des Pixel (XL) Sorgen in Hinblick auf die längere Nutzung des Geräts: Die Kamera liegt nämlich unter derselben Glasabdeckung, die einen bedeutenden Teil der Rückseite einnimmt. Im Testverlauf zeigte sich dort bereits der eine oder andere kleine Kratzer, wenn solch einer über der Kamera entsteht, könnte dies die Bildqualität negativ beeinflussen. Ob dies wirklich ein verbreitetes Problem wird, muss sich freilich erst mit der Zeit zeigen. Auf rauen Untergrund sollte man das Pixel (XL) aber sicherheitshalber nicht legen.

Nicht vergessen werden darf, dass das Pixel (XL) natürlich auch eine Frontkamera bietet: Diese erweist sich mit 8 Megapixel (1.4 µm / f/2.4) im Vergleich zu dem, was andere hier bieten, ebenfalls als eine sehr gute Lösung. Auf "Verschönerungsfilter" und andere Spielereien verzichtet Google allerdings.

Testfoto mit der Frontkamera, für die komplette Aufnahme bitte Anklicken.

Google legt zu all dem noch ein weiteres Angebot obendrauf: Unlimitierten Speicherplatz für alle mit dem Smartphone getätigten Bilder und Videos bei Google Photos in Originalqualität. Betont sei dabei, dass dies tatsächlich nur für mit dem Pixel getätigte Aufnahmen gilt.

Akkulaufzeit

Das zur Verfügung stehende Gehäusevolumen führt dazu, dass sich Pixel und Pixel XL auch beim Umfang des Akkus unterscheiden. Während das kleinere Modell auf 2.770 mAh kommt, bietet die XL-Ausführung 3.450 mAh, beide sind fix verbaut, können also nicht ohne weiteres getauscht werden. Im Akku-Benchmark von PCMark führt dies beim Pixel XL zu einem Wert von 8:03 Stunden, ein durchaus guter Wert, andere Smartphones schneiden hier aber zum Teil noch mal deutlich besser ab.

Deutlich besser schneidet das Pixel XL beim individuellen Eindruck ab: Im Testverlauf kamen wir im Schnitt auf eine Screen-On-Time von 5:30 bis 6 Stunden bei halber automatischer Helligkeit. Betont sei, dass Akkuerfahrungen stark von Nutzer zu Nutzer variieren können, da sie von einer Vielzahl an individuellen Faktoren – von der App-Ausstattung bis zur Netzwerkverbindung – abhängen. Im Vergleich zum direkten Vorgänger, dem Nexus 6P mit exakt gleichem Akkuumfang, bedeutet dies in unserem Fall jedenfalls ein Effizienzsteigerung in der Größenordnung von 40-50 Prozent.

Ein Teil der Effizienzgewinne der Pixel-Geräte im Vergleich zu früheren Google-Geräten dürfte übrigens auf Änderungen am dem Betriebssystem zu Grunde liegenden Linux Kernel zurückgehen. Zum ersten Mal kommt hier das "Energy Aware Scheduling" zum Einsatz, das anstehende Lasten erheblich stromsparender verteilen soll als der bisher genutzte Scheduler.

Aufladung

Fast so wichtig wie die Laufzeit ist auch die Ladedauer eines Smartphones, und auch hier gibt sich Google keine Blößen. Bereits nach einer Viertelstunde war im Test das Pixel XL bei einem Ladestand von 23 Prozent angekommen, nach einer Stunde waren bereits 75 Prozent erreicht. Wie gewohnt verflacht die Aufladekurve bei solchen Schnelladetechniken gegen Ende hin, sodass der volle Ladestand dann nach 1:50 Stunden erreicht war. Erfreulich ist dabei, dass sich während des Ladevorgangs keinerlei merkliche Erwärmung des Geräts zeigte. Das Aufladen erfolgt via USB C, wobei Google dieses Mal ein etwas stärkeres (18 Watt) Ladegerät mitliefert als noch beim Nexus 5X / 6P (15 Watt). Die Möglichkeit des drahtlosen Aufladens sucht man hingegen vergebens.

Der obere Teil der Rückseite ist durch Glas abgedeckt. Zu sehen sind hier deutlich Kamera, LED-Flash, die Öffnungen für die Fokus-Hilfen und im Hintergrund der Fingerabdrucksensor.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Speicherplatz

Der lokale Speicherplatz beträgt je nach gewählter Ausführung 32 oder 128 GB, wobei Google heuer erstmals zu UFS 2.0-Storage (von Samsung) greift. Daraus resultiert eine hervorragende Storage-Performance, wobei Benchmarks wie Androbench hier dermaßen hohe Werte liefern, dass ein Kompatibilitätsproblem mit Android 7.1 zu vermuten ist. Wie dem auch sei: Klar ist jedenfalls, dass der lokale Speicher äußerst flott agiert, was sich nicht zuletzt bei den App-Startzeiten bemerkbar macht.

Bei der 32-GB-Variante stehen in der Realität 29,7 GB zur Verfügung, wovon wiederum 5,39 GB vom System verbraucht werden. Für die Nutzerdaten bleiben also 24,31 GB übrig, wovon natürlich wieder ein Teil für die eigenen Apps und Updates vorinstallierter Apps benötigt wird. Einen MIcroSD-Slot zur Erweiterung des internen Speicherplatzes gibt es nicht. Dafür ist ein neuer Storage-Manager hinzugekommen, der beim Aufräumen des Geräts helfen soll. So werden etwa Fotos, die in voller Qualität auf Google Photos gesichert wurden, nach 90 Tagen entfernt – was sich allerdings auch deaktivieren lässt. Zudem hilft der Storage Manager beim Aufspüren von Apps, die schon länger nicht mehr benutzt wurden, und lässt den Download-Folder mit einem Klick aufräumen.

Fingerprint

An der Rückseite des Geräts ist der Fingerabdrucksensor angebracht, der unter anderem zur Entsperrung aber auch zur Autorisierung von Einkäufen genutzt werden kann. Über die Vor- und Nachteile dieser Positionierung lässt sich lange und fruchtlos streiten, klar ist jedenfalls, dass der von Google genutzte Sensor extrem flott und zuverlässig seine Arbeit verrichtet. Zudem kann er jetzt auch für sekundäre Aufgaben genutzt werden, so lässt sich darüber der Benachrichtigungsbereich flott öffnen. Der zugehörige Punkt zur Aktivierung dieses Features findet sich in den Systemeinstellungen. Einen ähnlichen Gesten-Support bieten auch schon aktuelle Huawei-Smartphones.

Die Verpackung des Pixel XL.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Sound

Wer auf Stereo-Tonausgabe hofft, wird von Google enttäuscht: Das Pixel (XL) kommt mit einem einzelnen Lautsprecher aus, der links neben dem USB-C-Anschluss zu finden ist. Die gebotene Klangqualität darf getrost im Mittelmaß verortet werden, zumindest ist der Lautsprecher aber sehr laut.

Ein Kopfhörerstecker darf natürlich auch nicht fehlen, über den die Ausgabe äußerst ansprechend klingt. Eventuell mag dies daran liegen, dass das Google-Smartphone 192kHz / 24 Bit Audio-Ausgabe über das Aqstic Audio Codec ermöglicht. Die Beurteilung solcher Details will der Autor aber lieber geschulten Hörern überlassen. Die Klangqualität beim Telefonieren konnte ebenfalls voll und ganz überzeugen, und zwar in beide Richtungen. Google nutzt hier drei Mikrofone, um Hintergrundgeräusche auszufiltern.

Netzwerk

In Fragen der Connectivity unterstützt das Pixel (XL) maximal LTE Cat. 12, was eine theoretische Download-Geschwindigkeit von bis zu 600 Mbit/s down und 75 Mbit/s up erlaubt. Freilich unterstützen die meisten Netzanbieter noch kein Cat. 12, aber zumindest kauft man hier eine gewisse Zukunftssicherheit. Übrigens gibt es wieder zwei unterschiedliche Ausgaben des Pixel mit leichten Unterschieden bei den unterstützten LTE-Bändern. Die gute Nachricht dabei: Auch das US-Modell unterstützt alle in Europa gängigen Bänder, umgekehrt sollte es auch mit europäischen Geräten in den USA kein Problem geben.

Zur drahtlosen Kommunikation wird darüberhinaus WLAN 802.11a/b/g/n/ac mit 2x2 MIMO angeboten. Zudem wird Bluetooth 4.2 unterstützt, ein NFC-Chip darf natürlich auch nicht fehlen. Zu den verbauten Sensoren gehören unter anderem Barometer, Magnetometer und der Google-eigene Android Sensor Hub, der Dinge wie das Zählen von Schritten für Fitness-Anwendungen besonders stromsparend übernimmt. Auch GPS / GLONASS-Support und ein digitaler Kompass dürfen nicht fehlen.

Als kleinen Bonus gibt es eine Multicolor-Notification-LED, die über eingehende Benachrichtigungen informieren kann, diese ist links oben beim Telefonie-Lautsprecher angebracht. Angesichts dessen, dass das Pixel mit dem Ambient-Display eine Minimalansicht bietet, um aktuelle Nachrichten am Bildschirm anzuzeigen, hat die Notification-LED zwar etwas an Bedeutung verloren, trotzdem ist es gut, diese Option zu haben.

Das Pixel erleichtert nicht nur beim Setup das Transferieren der Daten von einem iPhone, es kann auch dank eines mitgelieferten Umsteckers später direkt auf am Apple-Smartphone gespeicherte Daten und Fotos zugreifen. Wer will, kann so sogar das iPhone über das Pixel laden.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

NICHT wasserdicht

Weniger gefällt da schon ein anderer Umstand: Das Pixel (XL) ist nämlich nicht wasserdicht. Die IP53-Zertifizierung verspricht lediglich einen Spritzwasserschutz, dass das Smartphone einen Fall in die Badewanne übersteht, sollte man also lieber nicht erwarten. Hier ist wahrscheinlich das größte Defizit des neuen Google-Smartphones im Vergleich zu anderen aktuellen Top-Smartphones zu verorten. Wasserdichtigkeit sollte von einem Smartphone dieser Kategorie mittlerweile zu erwarten sein.

Ausstattung

Erfreulich umfangreich ist das mitgelieferte Zubehör ausgefallen. Neben dem Ladegerät, dessen Kabel auch als USB-C zu USB-C-Verbindung genutzt werden kann, befindet sich noch ein USB-C auf USB-A-Kabel mit in der Box. Vor allem aber liefert Google auch gleich einen USB C auf USB-A-Umstecker mit, der zum Transfer der Daten von anderen Smartphones gedacht ist – allen voran Apples iPhone. Dabei werden unter anderem Kalender-Informationen, aber auch Kontakte, Fotos, Videos, Musik, SMS und iMessages transferiert. Dieser Service funktioniert übrigens auch mit anderen Android-Smartphones – zumindest theoretisch. Muss doch dafür auf dem alten Gerät zunächst eine neuere Version der Google Play Services installiert werden. Ein Problem, das natürlich temporärer Natur ist, immerhin wird dieses Update nach und nach an alle Android-Geräte verteilt. Insofern erweist sich dieser Service als eine sehr nützliche Angelegenheit, die den Umstieg auf ein neues Gerät deutlich erleichtert.

Betriebssystem von Google

Als Software kommt Android 7.1 zum Einsatz – und damit eine brandneue Version des Betriebssystems. Dabei handelt es sich um das erste Wartungsupdate für Android 7.0 "Nougat", dem wir uns bereits zu einem früheren Zeitpunkt in einem eigenen Test ausführlich gewidmet haben. Auf dieser Basis nimmt Google aber noch die eine oder andere Verbesserung vor, die vorerst den Pixel-Smartphones exklusiv zur Verfügung stehen – allen voran die Integration des Google Assistant, den das Unternehmen als eines der herausragenden Merkmale seines Smartphones bewirbt.

Google Assistant

Sein Debüt hat der Google Assistant vor einigen Wochen im Messenger Allo gegeben, hier wandert er aber direkt ins Betriebssystem. Kann er doch über einen Langdruck auf den Home-Button immer und überall aufgerufen werden, und steht dann in Folge für Fragen aller Art zur Verfügung. Dies können allgemeine Wissensfragen ebenso sein wie persönliche Hilfeleistung zum Aufspüren privater Fotos oder der Reiseplanung. Die erste Eingabe erfolgt dabei immer über Sprache, infolge können dann auch über die Smart-Reply-Funktion, die automatisch weiterführende Fragemöglichkeiten zum Anklicken bietet, zusätzliche Details nachgefragt werden. Sehr nett ist dabei, dass der Assistant automatisch den jeweiligen App-Kontext in Betracht zieht: Wer also bei einem Video einer bestimmten Musikerin den Assistant aufruft, kann schlicht nach "Alben" fragen, um die passenden Informationen zu erhalten – also ohne nochmal zu sagen, um wessen Musik es geht. Grafisch ist all das sehr hübsch gemacht, das reicht von der Animation, wenn der Home-Button gedrückt bleibt bis zur Aufbereitung der Informationen in Kartenform.

Der Google Assistant versteht allgemeine und private Fragen, und das mittlerweile sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch. Dabei wird auch der Kontext der jeweils im Vordergrund befindlichen App in Betracht gezogen.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Das Ganze klappt dabei nicht nur auf Englisch sondern jetzt erstmals auch auf Deutsch, auch wenn hier noch einige Einschränkungen in Kauf zu nehmen sind. So bietet die englische Version etwa die Möglichkeit Nachrichten aus unterschiedlichsten Quellen abzuspielen – von NPR bis Fox und Slate. Gerade am Morgen eine sehr feine Angelegenheit, leider fehlen hier lokale Ressourcen noch. Auch die Möglichkeit sich vom Assistenten ein Morgen-Briefing – eine Mischung aus Wetter, Verkehrslage, anstehenden Meetings und Remindern – mittels "Good Morning" liefern zu lassen, fehlt auf Deutsch noch. Bleibt zu hoffen, dass dies bald nachgereicht wird, handelt es sich dabei doch um zwei der nützlichsten Funktionen des Assistant.

Sprachverständnis

Die Spracherkennung funktioniert aber zumindest schon mal recht gut – und vor allem flott. Selbiges gilt auch für die Sprachausgabe des Assistenten. Trotzdem ist so mancher Bug gerade auf Deutsch noch unübersehbar, zum Teil funktionieren auch Dinge nicht, die via Smart Reply explizit vorgeschlagen werden.

Fast alle Funktionen des Google Assistant sind von einer aufrechten Internetverbindung abhängig, erfolgt die Spracherkennung doch online. Hierfür gibt es nur einige wenige Ausnahmen. So können Hardwarefunktionen wie das (De)-Aktivieren von WLAN oder der Taschenlampe auch offline vorgenommen werden, auch das Abspielen von Musik oder das Starten der Navigation klappen ohne Netzanbindung. Das bisher über den Langdruck auf den Home-Button erreichbare "Google Now on Tap", das den aktuellen Bildschirminhalt analysiert, und passende Ergebnisse liefert, gibt es übrigens auch noch. Es nennt sich nun aber schnöde "Screen Search", und ist über einen Swipe hoch beim Assistant zu erreichen.

Noch nicht fertig

Ganz allgemein ist unübersehbar, dass sich der Google Assistant erst in einer sehr frühen Entwicklungsphase befindet. Vom selbst gestellten Anspruch auf ein "persönliches Google für Jeden" ist die Software noch ein Stück entfernt. Im Moment präsentiert sich das Ganze als – durchaus sinnvolle – Weiterentwicklung der bisherigen Google-Sprachsuche. Das Gefühl hier wirklich einer künstlichen Intelligenz gegenüber zu sitzen, blitzt aber nur hier und da auf. Für die Zukunft hat Google jedenfalls noch viel mit seinem Assistant vor, so sollen ab kommendem Jahr auch Drittanbieter ihre Dienste im digitalen Assistenten darbieten können, etwa um ein Taxi zu bestellen oder Smart-Home-Geräte fernzusteuern. Auch die Integration in andere Produktkategorien wie den smarten Lautsprecher Google Home könnte einiges verändern.

Bleibt zu hoffen, dass Google bis dahin auch noch so manche nicht sonderlich logisch erscheinende Entscheidung revidiert. So sind die Welten zwischen dem Googles Assistant in Allo und in Android selbst bisher strikt getrennt, Sprachanfragen gehen nur im System, während die Allo-Variante ausschließlich auf Texteingaben reagiert. Vor allem aber landen die an den globalen Assistenten gestellten Fragen nicht in der Textansicht von Allo – hier würde sich der Messenger als Ort für eine Art globales Protokoll anbieten.

Angemerkt sei, dass der Assistant derzeit nur zur Verfügung steht, wenn neben der passenden Sprache auch das richtige Land ausgewählt wurde. Im Moment heißt dies etwa, dass zwar Deutsch/Deutschland aber nicht Deutsch/Österreich unterstützt wird. Selbst wenn Englisch/Österreich gewählt wird, gibt es statt des Google Assistants nur die alte Sprachsuche. Zum Glück lässt sich dies über die Systemeinstellungen recht einfach anpassen. Da mittlerweile mehrere Systemsprachen bei Android festgelegt werden können, lässt sich auf diese Weise auch im laufenden Betrieb zwischen der deutschen und der englischen Version des Assistant wechseln.

Neues in Android 7.1

Zu den Neuerungen in Android 7.1 gehört unter anderem ein "Night Light"-Modus, der tageszeitabhängig Blautöne ausfiltert. Dies kann automatisch bei Sonnenaufgang und – untergang oder auch zu fixen Zeiten erfolgen, eine Schnelleinstellung für die manuelle Betätigung gibt es ebenfalls. Auch bietet die Google-Tastatur nun eine integrierte GIF-Suche, die allerdings erst von wenigen Apps unterstützt wird. Allo, Hangouts und Co sollen hier bald mit entsprechenden Updates nachziehen. Zu den oberflächlichen Änderungen gehört ein minimal angepasstes Android-Theme mit blauer Highlight-Farbe, zudem hat Google das Aussehen der Systemnavigation verändert. Ebenfalls grafisch neu gestaltet wurde das anfängliche Setup des Geräts.

Links: der neue Pixel Launcher. Mitte. Die Default-Softwareausstattung des Pixel (XL) fällt erfreulich schlank aus. Rechts: die Launcher Shortcuts in Aktion.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Exklusiv ist auch der Pixel Launcher, bei dem auf den ersten Blick die runden Icons auffallen, Google versucht sich also einmal mehr daran, den diesbezüglichen Look zu vereinheitlichen. Leider halten sich aber selbst viele Google-Apps bisher nicht an diese Vorgaben, was der Konsistenz nicht gerade zuträglich ist. Immerhin passt es aber bei den vorinstallierten Anwendungen schon einmal. Das lange von allen Android-Smartphones gewohnte Google-Suchfeld wird durch einen Knopf links oben am Homescreen ersetzt. Den dadurch gewonnen Platz verwendet der Launcher für eine kombinierte Datums- und Wetteransicht, die allerdings fix positioniert ist. Ein Klick darauf offenbart detaillierte Wetterinformationen. Links vom Homescreen befindet sich weiterhin die gewohnte Google-Now-Sammlung aus aktuellen Terminen, hilfreichen Infos und Nachrichten. Allerdings hat diese den Namen Google Now verloren und heißt nun schlicht "Feed".

Launcher Shortcuts

Eine weitere Neuerung sind die Launcher Shortcuts, eine Idee, die konzeptionell an Apples 3D Touch erinnert, aber ohne dessen Hardwarekomponente auskommt. Über einen Langdruck auf das Launcher-Icon wird eine Auswahl an Funktionen der betreffenden App zum Schnellzugriff geboten. Bei der Kamera ist dies etwa ein Shortcut, um direkt zur Selfie-Kamera zu gelangen, bei Google Photos lässt sich rasch der lokale Speicher aufräumen und bei Gmail direkt ein neues Mail verfassen. Freilich ist die Voraussetzung für all dies, dass die jeweilige App das unterstützt, derzeit tun dies selbst von Googles vorinstallierten Apps nur ein Teil. Nicht nur deswegen hinterlässt dieses Feature einen eher gemischten Eindruck. Immerhin müssen die User zuerst einmal einzeln herausfinden, welche Programm überhaupt solche Shortcuts anbieten. Dass der Langdruck auf Launcher-Icons bisher dazu genutzt wurde, um diese zu verschieben, ist der Usability ebenfalls nicht gerade zuträglich. In Summe wirkt all dies noch etwas unausgereift.

Schon seit längerem gibt es Live Wallpapers bei Android, für die Pixel-Geräte nutzt Google diese nun für einige recht nette Effekte: So gibt es etwa ein Wallpaper, dass die Erde abhängig vom eigenen Aufenthaltsort zeigt, und mit aktuellen Wolkenaufnahmen und dem Sonnenstand überlagert. Einige andere Wallpapers verändern beim Entsperren des Geräts leicht ihren Blickwinkel, was einen sehr ansehnlichen 3-D-Effekt ergibt. Und dann gibt es auch noch ein Wallpaper, bei dem mit fortschreitendem Ladestand die Sonne aufsteigt – und beim Verbrauch wieder sinkt. Alles natürlich keine sonderlich wichtigen Dinge, aber doch auch ein Hinweis darauf, dass Google vermehrt auch auf die kleinen optischen Details achten will.

Virtual Reality

Nicht zuletzt handelt es sich bei Pixel und Pixel XL um die ersten Smartphones, die mit der neuen Virtual-Reality-Plattform Daydream kompatibel sind. Die passende Brille will Google dann ab Mitte November um 69 Euro anbieten, die zugehörigen Services sind auf den Smartphones bereits vorinstalliert.

Softwareauswahl

Ein Wort zur Softwareauswahl der Pixel-Smartphones: Diese ist nämlich erfreulich schlank ausgefallen. Gerade einmal 20 im Launcher sichtbare Apps sind noch fix vorinstalliert, und damit sogar noch zwei weniger als bei den Nexus-Geräten des Vorjahres. Android Pay und Google Play Games sind mittlerweile optional geworden.

Links: die integrierte GIF-Suche im Google Keyboard. Mitte: die Systemeinstellungen samt Support-Tab – bei dem in Österreich derzeit aber nur Hilfeartikel geboten werden. Rechts: einige der unterstützten Gesten.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Interessanterweise stellt sich auch die im Vorfeld kursierende Behauptung, Google würde seinen neuen Messenger Allo sowie den Video-Chat-Client Duo fix vorinstallieren, als falsch heraus: Beide werden zwar während des Setups empfohlen (ebenso wie Google Docs, Keep, Android Pay und das Daydream Keyboard) verbleiben durch diese Herangehensweise aber optional. Eine Vorgehensweise, von der sich ruhige andere Hersteller inspirieren lassen könnten. Fix mit dabei ist hingegen der Messenger Hangouts, auch wenn dieser bei neuen Nutzerprofilen von Haus aus deaktiviert ist. Grund dafür, dass Hangouts noch immer mitgeliefert wird, ist übrigens, dass die App fix für Googles eigenen US-Mobilfunkanbieter Project Fi verwendet wird, und Google liefert nun mal global nur eine Systemimage für alle.

Updates

Von seinen Konkurrenten im Android-Bereich will sich Google nicht zuletzt über den Support absetzen. Dies gilt zunächst einmal für die Update-Auslieferung: Sicherheitsupdates gibt es hier monatlich, Wartungsupdates vierteljährlich. Vor allem aber zeigt die Erfahrung der letzten Jahre, dass Google Android-Updates nicht nur zuverlässiger sondern auch schneller als andere Hersteller ausliefert – und zwar mit großem Abstand.

Eine solch hohe Frequenz an Updates bedeutet natürlich auch eine gewisse Belastung für die User, immerhin war solch ein Aktualisierungsvorgang bisher immer mit einer gehörigen Wartezeit verbunden. Das ändert sich mit den Pixel-Smartphones, sind diese doch die ersten, die die sogenannten "Seamless Updates" nutzen. Dabei werden Updates automatisch heruntergeladen und im Hintergrund in eine zweite Systempartition installiert. Beim nächsten Start wechselt das Smartphone dann einfach auf die andere Partition, der Boot ist kaum langsamer als ein normaler Systemstart. Dieser Aufbau erzeugt natürlich einen gewissen Overhead, im Vergleich zum Nexus 6P verbraucht das System beim Pixel XL dann auch 700 MB zusätzlichen Speicher.

Ebenfalls eine Premiere: Die Pixel-Smartphones sind die ersten, die "Direct Boot" nutzen. Dahinter verbirgt sich eine Zweiteilung der Systemverschlüsselung in zwei Bereiche, einen sensiblen mit den privaten Daten der Nutzer, und einen mit geringerem Schutzbedarf, in dem etwa Wecker und andere zentrale Services laufen. Für die User bedeutet dies, dass nun noch vor Eingabe der Verschlüsselungsphrase ein recht vollständiges System läuft und sie etwa bei einem spontanen Reboot nicht mehr den Wecker verpassen. Und dazu passend eine geradezu revolutionäre Änderung: Google bietet im Abschaltmenü nach Jahren des vergeblichen Flehens seiner User nun endlich eine Reboot-Option an.

Drei Jahre sind nicht genug

Weniger gefällt der genannte Support-Zeitraum: Mindestens zwei Jahre nach dem Marktstart verspricht Google Updates auf große neue Android-Versionen, während es Sicherheitsupdates drei Jahre lang gibt. Das ist zwar noch immer besser als irgendein anderer Android-Anbieter, gerade im Premiumbereich sollte man sich aber mittlerweile mehr erwarten können, immerhin zeigt Apple vor wie es geht. Zwar könnte Google – zurecht – argumentieren, dass das Problem vor allem bei Partnern wie Qualcomm, die ihre Chips nicht länger supporten wollen, rührt, solche Details können Konsumenten aber herzlich egal sein. Dies muss Google schon in seinen Deals mit den Herstellern auf die Reihe bekommen.

Links: Beim System-Setup werden einige Apps zur Installation empfohlen, die Nutzer können aber selbst entscheiden, ob sie diesem Ratschlag folgen wollen. Mitte: Google versucht Privacy-Entscheidungen klar zu machen. Rechts: Der Fingerprint lässt sich direkt beim Setup einrichten – und zwar äußerst flott.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Offenheit

Eine der großen Stärken der Google-Geräte war bisher immer ihre große Offenheit. Während andere Hersteller viel daran setzen, ihre Kunden davon abzuhalten, eigene Software auf ihren Geräten zu installieren, bietet Google sogar Factory Images an, mit denen der Ausgangszustand wieder hergestellt werden kann. In dieser Hinsicht muss beim Pixel und Pixel XL aber ein wichtiger Hinweis angefügt werden. Garantiert ist diese Offenheit nämlich nur bei den direkt über Google gekauften Geräten. Wer hingegen beim eigenen Netzanbieter zuschlägt, könnte im schlimmsten Fall mit einem nicht entsperrbaren Bootloader konfrontiert werden. Aus den USA ist bekannt, dass Verizon eine solche Sperre vornimmt, andere Provider scheinen hingegen davon abzusehen. Wie sich österreichische oder deutsche Provider in dieser Hinsicht verhalten, ist derzeit noch nicht bekannt.

Zumindest ist dies der einzige relevante Unterschied zwischen den bei Google und beim Provider gekauften Geräten. Vorinstallierte, nicht entfernbare, Bloatware wird es also nicht geben. Auch für die Update-Auslieferung soll nach aktuellem Wissensstand komplett Google zuständig sein – und zwar sowohl für Sicherheits- als auch große Versionsupdates.

Integrierter Support

Gerade für Android-Neulinge ist hingegen eine weitere Neuerung sehr erfreulich: DIe Pixel-Smartphones sind nämlich mit einer integrierten Support-Funktion ausgestattet. Direkt aus den Systemeinstellungen können Support-Mitarbeiter kontaktiert werden, die bei allfälligen Problemen helfen sollen. Dazu ist es auch möglich, den Bildschirm mit dem Support zu teilen, damit dieser via Fernsteuerung selbst die gewünschte Anpassung vornimmt. Der Support ist in Deutschland wochentags von 8-20 Uhr und am Wochenende von 9-17 Uhr erreichbar, für Österreich gibt es noch keine entsprechende Informationen.

Verfügbarkeit

Die neuen Pixel-Smartphones sind ab dem 20. Oktober in den Farben "Very Silver", "Quite Black" und "Really Blue" erhältlich, wobei es sich bei letzterem um eine limitierte Auflage handelt. Der Preis ist ebenso wie die Hardwareausstattung fest im Premiumbereich verortet: Das Pixel gibt es ab 759 Euro in der Ausführung mit 32 GB, das Pixel XL startet hingegen gleich bei 899 Euro. Die Ausführung mit 128 GB kostet dann jeweils 110 Euro mehr. Für österreichische Kunden ist all dies aber ohnehin noch theoretischer Natur, sind die Smartphones doch zum Marktstart nur in einigen ausgewählten Ländern zu haben, und dazu gehört Österreich im Gegensatz zu Deutschland, Großbritannien oder den USA nicht. Einen offiziellen Termin für einen Österreich-Start gibt es momentan noch nicht.

Auf aufdringliches Branding verzichtet Google, lediglich das dezente "G" auf der Rückseite erinnert an den Hersteller.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Fazit

Keine Frage: Google liefert mit dem Pixel (XL) ein hervorragendes Android-Smartphones ab. Vom Bildschirm über die Verarbeitung bis zur Kamera bietet das Unternehmen bei seinen "Made by Google"-Geräten absolute Top-Hardware. Alle werden damit natürlich nicht glücklich sein, manchen wird der Pen eines Galaxy Note abgehen, anderen die Erweiterbarkeit des internen Speichers – aber dieses Verdikt gilt für jedes aktuelle Smartphone. Ein Gerät, das die Wünsche aller erfüllt, gibt es schlicht nicht.

Die wirkliche Stärke der Google-Geräte liegt aber ohnehin beim Zusammenspiel von Hard- und Software, die sich nicht zuletzt in einer Real-Performance zeigt, bei der kein anderes Android-Smartphone mithalten kann. Und in Fragen zeitgerechter Update-Auslieferung kommt ohnehin schon seit Jahren kein anderer Hersteller auch nur annähernd an die Google-Geräte heran. Der von Google stark beworbene Assistant wirkt zwar – vor allem auf Deutsch – noch etwas unfertig, bietet aber noch viel Potenzial für die Zukunft, hier darf man auf kommende Updates gespannt sein.

Preisfrage

Die wirklich zentrale Frage zu den Erfolgsaussichten von Pixel und Pixel XL ist allerdings anderswo zu suchen: Sind die potentiellen Käufer bereit für solch ein Premium-Gerät auch den verlangten Preis zu zahlen? Immerhin begibt sich Google preislich – zumindest zum Marktstart – in die Sphären von Apples iPhone und Samsungs S-Serie, die dieses Preissegment bisher beinahe im Alleingang dominieren. Von den Preisen so manch früherer Nexus-Geräte ist man hier mittlerweile weit entfernt.

Wie auch immer die Antwort auf diese Frage aussehen wird, Google legt mit dem Pixel und dem Pixel XL einen sehr guten Einstand als eigenständiger Smartphone-Hersteller hin. Insofern darf mit Spannung erwartet werden, was das Unternehmen nächstes Jahr zu bieten haben wird, immerhin hat Google angekündigt, künftig noch weitere Hardwarekomponenten selbst entwickeln zu wollen, selbst die Chip-Fertigung steht hier zu Disposition. Und wer weiß: vielleicht gibt es kommendes Jahr dann auch wieder ein Einsteigermodell für weniger betuchte Käufer und Käuferinnen. (Andreas Proschofsky, 18.10.2016)