Lenovo will mit dem Yoga Book den Laptop neu erfinden. Laut Testern ist das aber zumindest mit dem ersten Gerät nicht gelungen.

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Den Laptop neu erfinden. Das versuchen Hersteller nun schon seit einigen Jahren – immer dünner und leichter, mit Touchscreen, dreh- oder wendbarem Displays und neuen Tastaturideen. Die neuen Konzepte sollen die Mobilität von Smartphones und Tablets mit der Rechenstärke klassischer Laptops verbinden. Denn Nutzer haben ihre Computer immer länger im Einsatz und verwenden zunehmend Smartphones. Der PC-Markt verlangt nach Innovationen, um Nutzer für neue Geräte zu interessieren.

Keine Tasten mehr

Das Yoga Book hat zur Vorstellung bei der IFA im September für einiges Aufsehen gesorgt. Hersteller Lenovo verzichtet bei dem Gerät auf eine klassische Tastatur. Wo bei einem Laptop normalerweise das Keyboard sitzt, befindet sich beim Yoga Book eine Touch-Fläche. Auf dieser kann eine virtuelle Tastatur eingeblendet werden. Oder sie lässt sich als Zeichenfläche verwenden. Zudem können Kunden beim Kauf entscheiden, ob auf dem Laptop Windows oder Android laufen soll. Die Idee stößt auf großes Interesse, die Umsetzung kommt bei Testern aber nicht so gut an.

Auf Lenovo neuem Laptop-Tablet-Hybrid kann man direkt auf der Touch-Fläche zeichnen ...
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... oder ein Blatt Papier auf das Gerät legen und darauf schreiben.
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"Engadget" lobt das schlanke, kompakte Design des Laptop-Tablet-Hybriden. Das Yoga Book misst 256,6 x 9,6 x 170,8 Millimeter und wiegt dabei nur 690 Gramm. "The Verge" fühlt sich dabei gar an einen Papierblock erinnert. Auch die lange Akkulaufzeit spricht für das Gerät. Das Android-Modell etwa hielt im Test elf Stunden mit der Wiedergabe eines HD-Videos bei 50 Prozent Display-Helligkeit durch.

Gemischte Reaktionen zum "Kreativpad"

Beim sogenannten "Kreativpad", wie Lenovo die Touch-Fläche des Geräts nennt, wird es jedoch diffizil. "Engadget" kann sich für die Zeichenfunktionen des Yoga Pads erwärmen. Nutzer können sogar ein echtes Blatt Papier auf das Gerät legen, mit einem Stift darauf schreiben und zeichnen und das Geschriebene erscheint auf dem Display. Das funktioniert im Großen und Ganzen wie von Lenovo versprochen. Wenn man allerdings schnell längere Texte schreiben will – etwa in einem Meeting oder an der Uni – kommt die Stifteingabe laut den Testern nicht sofort mit.

Die virtuelle Tastatur des Yoga Pads kommt bei den Testern nicht gut an.
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Mit der Tastatur hatten aber sowohl die Tester von "Engadget" als auch "The Verge" gröbere Probleme. Die einzelnen Tasten werden zwar groß und mit genügend Abstand angezeigt, schnelles und akkurates Tippen ist demnach jedoch schwierig. Laut Lenovo benötigt man etwa zwei Stunden, um sich mit der neuen Art des Tippens vertraut zu machen. In den Tests war das aber nicht der Fall. Bei physischen Keyboards ist es beispielsweise kein Problem die Finger in einer Pause auf den Tasten ruhen zu lassen – beim Yoga Book wird jede Berührung als Eingabe gewertet. Haptisches Feedback, Autokorrektur und Wortvorschläge sollen das Manko der virtuellen Tasten ausgleichen, reichen laut den Testern aber nicht an ein klassisches Keyboard heran. Letztendlich konnten die Tester Texte zwar akkurat, aber nie sehr schnell schreiben.

Android oder Windows

Kritikpunkte gibt es auch bei der Sofware. "The Verge" empfiehlt eher die Android-Version. Mit Windows 10 benötige das Gerät länger zum Hochfahren und es kam im Test öfter zum Einfrieren von Programmen. "Engadget" merkt an, dass auf dem Gerät allerdings noch nicht die neueste Android-Version (Nougat) mit nativem Multiwindow-Support läuft. Aktuell können nur einige ausgewählte Programme wie Gmail, Youtube und Filemanager nebeneinander angezeigt werden. "Engadget" kritisiert zudem die mittelmäßige Performance des Yoga Books und sein durchschnittliches Full-HD-Display. Lenovo setzt einen Intel-Atom-Prozessor mit bis zu 2,4 GHz und 4 GB Arbeitsspeicher ein.

Den Tests nach zu urteilen ist das Yoga Book noch kein Ersatz für einen klassischen Laptop. Lenovo müsste dazu Tastatur und Performance stark verbessern, um aus dem Gerät mehr als nur ein kurioses Gadget zu machen. Mit einer zukünftigen Gerätegeneration könnte Lenovos Absicht, den Laptop neu zu erfinden, aber durchaus gelingen. Das Yoga Book ist mit Android um 499 Euro, mit Windows 10 Pro um 599 Euro erhältlich. (br, 18.10.2016)