Der Gedenkstein vor Hitlers Geburtshaus in Braunau.

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Wien / Braunau am Inn – Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat mit einer Ankündigung, Adolf Hitlers Geburtshaus abreißen zu wollen, für Verwirrung gesorgt.

Die "Presse" hatte den Innenminister zuvor mit den Worten zitiert: "Das Hitler-Haus wird abgerissen." Unter Berufung auf die Empfehlung der Expertenkommission hatte Sobotka in der Zeitung erklärt: "Die Kellerplatte kann bleiben, aber es wird ein neues Gebäude errichtet."

Diese Expertenkommission hatte einen Abriss aber gar nie vorgeschlagen. Die Experten hatten sogar dezidiert davon abgeraten, in Braunau eine leerstehende Fläche zu hinterlassen, da dies eine Leugnung der österreichischen Geschichte implizieren könnte. "In der Empfehlung steht nichts von einem Abriss", sagt der Braunauer Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP), Mitglied der Kommission.

Tatsächlich empfehle die Kommission "eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung", die den "Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft unterbinden" soll, sagte Waidbauer den "Oberöstereichischen Nachrichten" vom Dienstag. Auch Cornelia Sulzbacher, die Leiterin des Oberösterreichischen Landesarchivs, zeigt sich überrascht von der Abriss-Interpretation des Innenministers: "Wir haben empfohlen, das Geburtshaus in seinem Aussehen so zu verändern, dass es nicht mehr als Symbol verwendet werden kann und zu keiner Pilgerstätte wird."

Neugestaltung des Gebäudes

Sobotka selbst sprach Montagabend ebenfalls nicht mehr von einem Abriss. In einer Aussendung erklärte er, er teile die Ansicht der Kommission, "wonach eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung sinnvoll ist, um sowohl den Wiedererkennungswert als auch die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft zu unterbinden". Dabei wäre nach einer Neugestaltung des Gebäudes eine soziale oder behördliche Nutzung denkbar. In jedem Fall solle aber keinerlei Verbindung zur Person Adolf Hitlers bestehen bleiben, da ansonsten der Mythos des Geburtshauses fortgeschrieben werden würde.

Im Innenausschuss des Nationalrats soll am Dienstag das Gesetz zur Enteignung des Hauses behandelt werden. Laut Sobotka könnte es noch bis Ende des Jahres in Kraft treten. Die Republik wäre ab diesem Zeitpunkt Eigentümerin des Gebäudes. (APA, 17.10.2016)