Kigali – Die klimaschädlichen Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) sollen nach und nach verschwinden: Vertreter von fast 200 Staaten haben am Samstag bei einer Konferenz in Ruanda einen allmählichen Verzicht auf diese Stoffe beschlossen. "Ergänzung und Beschluss sind angenommen", sagte der ruandische Rohstoffminister Vincent Biruta nach nächtlichen Marathonverhandlungen zum Abschluss des Treffens in Kigali.

Der Beschluss ist eine Erweiterung des Protokolls von Montreal, mit dem 1987 zum Schutz der Ozonschicht ein Verzicht auf Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) vereinbart wurde. Im Laufe der Jahre stellte sich jedoch heraus, dass durch die ersatzweise eingesetzten FKW zwar die Ozonschicht geschont wird, dass sie aber die Erderwärmung beschleunigen.

"Gewinn für das Klima"

"Dies ist ein riesiger Gewinn für das Klima", erklärte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete. "Wir haben nun bei der Verwirklichung der Versprechen von Paris im vergangenen Jahr einen großen Schritt geschafft ."

Auch der Direktor des UN-Umweltprogramms Unep, Erik Solheim, stellte eine Verbindung zu dem Pariser Abkommen vom Dezember 2015 über die Reduzierung der Treibhausgase her, dessen Inkrafttreten inzwischen unter anderem durch die Zustimmung der USA, Chinas und der Europäischen Union gesichert ist. "Letztes Jahr in Paris haben wir versprochen, die Welt vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu bewahren", sagte Solheim. "Heute leisten wir diesem Versprechen Folge."

Die Verringerung der FKW ist ein entscheidender Beitrag zur Verringerung der Erderwärmung, zählt rechtlich aber nicht zum Geltungsbereich des Pariser Klimaschutzabkommens, über dessen Fortschreibung im November in Marrakesch beraten werden soll. Der Beitrag, den der FKW-Verzicht zur Verringerung der Erderwärmung leisten könnte, wird auf 0,5 Grad veranschlagt. Mit dem Pariser Abkommen wird eine Beschränkung der Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter angestrebt.

Ersatzstoffe sind teurer

FKW werden vor allem in Kühlschränken und Klimaanlagen verwendet. Da sie die Wärmestrahlung von der Erdoberfläche absorbieren, fördert ihre breite Verwendung die Erderwärmung. Bisher steigt die FKW-Nutzung um zehn bis 15 Prozent pro Jahr. Diese Entwicklung soll mit den Beschlüssen von Kigali umgekehrt werden. FKW können unter anderem durch Ammoniak oder Hydro-Fluoroolefine (HFO) ersetzt werden, was aber höhere Kosten verursacht.

In Kigali wurde ein Zeitplan verabschiedet, nach dem für unterschiedliche Ländergruppen unterschiedliche Fristen gelten: Die am weitesten entwickelten Länder sollen den FKW-Einsatz gegenüber den Daten von 2011 bis 2013 in einer ersten Phase bis 2019 um zehn Prozent verringern, bis 2036 dann um 85 Prozent.

Für China und viele afrikanische Staaten wurden 2024 und 2045 als entsprechende Fristen – mit der Bezugsgröße 2020 bis 2022 – festgesetzt, für eine weitere Gruppe von Ländern wie Indien, Pakistan, Iran und Irak die Jahre 2032 und 2047 – mit der Bezugsgröße 2024 bis 2026.

Finanzielle Regelungen vereinbart

Bei der Konferenz in Kigali wurden auch finanzielle Regelungen vereinbart, wie die Umsetzung der Beschlüsse bewerkstelligt werden soll. Bereits im September hatten wesentliche Geldgeber wie die USA, Japan, Deutschland und Frankreich Zusagen im Umfang von 71,5 Millionen Euro zugunsten der Entwicklungsländer gemacht.

Insgesamt wird die Umsetzung Milliardenbeträge kosten. Über deren Aufteilung soll Ende 2017 bei einer weiteren Konferenz zum Protokoll von Montreal beraten werden. (APA, 15.10.2016)