Ein höchst amüsantes Spiel im Air Canada Center.

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Jakob Pöltl durfte sich entfalten.

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Toronto – Manchmal hat man im Leben ein Pech. Bei strahlendem Sonnenschein waren auf Torontos Straßen schon seit der Früh nur mehr die Blue Jays das große Thema. Torontos Baseball-Team rauft mit den Cleveland Indians um den Einzug in die World Series. Kanada und Baseball? Ja, wirklich!

Das Air Canada Center war beim letzten Saison-Vorbereitungspiel der Toronto Raptors wegen der Konkurrenzveranstaltung nicht so gut besucht. Für Jakob Pöltl war das Duell mit San Lorenzo de Almagro aber freilich ein Glücksfall. Endlich durfte sich Österreichs NBA-Export beim 122:105-Sieg für Toronto auf dem Parkett austoben.

Der Start gehörte aber ganz klar dem argentinischen Meister. Der zeigte keinen Respekt vor den NBA-Spielern. Head-Coach Dwane Casey stellte seine gesamte erste Fünf erst gar nicht auf. Für die Raptors liefen zu Beginn Drew Crawford, Fred VanVleet, Norman Powell, Pascal Siakam und Lucas Nogueira auf. Die Südamerikaner gingen schnell 12:8 in Führung, variierten herrlich ihr Spiel. Einmal wurde furchtlos zum Korb gezogen, ein anderes Mal dank einem hohen Maß an Uneigennützigkeit der freie Dreierwerfer gefunden. Toronto hatte zu Beginn nur die Brechstange zur Hand. Ein ums andere Mal endete eine eigensinnige Aktion in einem Ballverlust.

Wechsel bitte: Nach sieben Minuten kam Jakob Pöltl ins Spiel. Und gefiel sofort. Nach einem Assist zum Aufwärmen, bekam der 21-Jährige zu seinem Geburtstag gleich einen Pass unter den Korb serviert und stopfte den Ball in den Korb. Nach einem weiteren Assist wartete gleich wieder Arbeit. Mit einem soliden Hook-Shot fielen seine nächsten Punkte.

Pöltl bemühte sich auch zunehmend, mehr Show fürs Publikum zu bieten. Mit einem einhändigen Slam Dunk brachte er Toronto im zweiten Viertel auf 42:30 voran.

Ein guter Arbeitstag

Um (nicht nur im Standard-Forum) keine falschen Eindrücke aufkommen zu lassen: Bei den Raptors ist man mit Jakob Pöltl sehr zufrieden. Trainer Dwane Casey lobte Pöltl im Gespräch mit dem STANDARD in höchsten Tönen. "Ich bin sehr überzeugt von ihm. Weil er die richtige Einstellung hat, immer alles gibt und ein Mensch ist, der schnell lernt. Er wird sehr lange in dieser Liga bestehen." Auf dem Smartphone geht alles schneller (beim Herumdrücken) als in einem ultraharten sportlichen Wettbewerb wie der NBA.

Nach einem Halbzeit-Stand von 53:55 blieb die Partie noch eine Weile eng. Pöltl kam wieder nach sieben Minuten zum Einsatz. Bis auf zwei schnelle Punkte und einen versemmelten Distanzwurf blieb er im dritten Viertel unauffällig. Im letzten Abschnitt dann aber ein Highlight: Pöltl zog mit Schwung zum Korb, holte sich ein Foul ab und traf auch noch. Einziger Schönheitsfehler: Der verworfene Freiwurf danach. Bei einem Timeout wurde Pöltl kurz darauf gleich von mehreren Mitspielern enthusiastisch beratschlagt. Coach Casey war mit dem gesamten Spiel nur bedingt zufrieden: "Ich habe heute keine Defense gesehen. Das war wilder Cowboy-Basketball." Endstand: 122:105 für Toronto.

Pöltls Arbeitstag endete nach seinem fünften Foul mit einem Wechsel kurz vor Schluss. Die Bilanz: 24 Minuten Spielzeit, 12 Punkte, sechs Rebounds und zwei Assists. So gut wie noch nie.

"Ich bin einigermaßen zufrieden mit meiner Leistung. Das war kein leichtes Spiel heute, unser Gegner hat extrem schnell den Abschluss gesucht. Das ist man gegen NBA-Teams nicht so gewöhnt", sagte Pöltl nach dem Spiel. (Florian Vetter aus Toronto, 15.10.2016)