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Donald Trump, 70-jähriger Immobilienmillionär, setzt zum Gegenschlag an: Die Frauen, die ihm nun Übergriffe vorwerfen, seien für seine Anforderungen zu hässlich, weshalb die Vorwürfe nur haltlos sein könnten ...

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... und der mexikanische Milliardär Carlos Slim steuere eine Medienkampagne gegen ihn.

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Washington – Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat am Freitag bei einer Wahlveranstaltung in Greensboro, North Carolina, alle Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn erneut zurückgewiesen. Diese seien Teil einer "gigantischen Medienkampagne" gegen seine Kandidatur. Hinter dieser sieht Trump auch den mexikanischen Telekommunikationsmilliardär Carlos Slim, der mit einem Anteil von rund 14 Prozent an der "New York Times" beteiligt ist. Slim ließ den Vorwurf durch einen Sprecher dementieren. Er mische sich schon in Mexiko nie in die Politik ein, und in den USA schon gar nicht. Auch die "New York Times" teilten mit, Slim habe nie Einfluss auf die Berichterstattung genommen.

Schon zuvor hatte Trumps Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence im TV-Sender CBS "Beweise" angekündigt, die die Vorwürfe gegen Trump widerlegen sollten. Diese präsentierte der Immobilienmogul selbst bei seiner Rede am Freitag vorerst nicht. Er beschuldigte lediglich die zahlreichen Frauen, die in den vergangenen Tagen mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung an die Öffentlichkeit gegangen waren, der Lüge.

Trump: Zu Hässlich für Belästigung

Als Argument diente dem 70-Jährigen dabei auch deren Aussehen: "Wenn Sie sich diese furchtbare Frau von vergangener Nacht ansehen, dann werden auch Sie sagen ‚Das glaube ich nicht‘", führte er vor Anhängern aus. "Ich glaube nicht, dass ihr das mit vielen Männern passieren würde, und ganz sicher nicht mit mir", fuhr er fort. "Glauben Sie mir, sie wäre nicht meine erste Wahl." Über eine weitere Frau sagte er, man solle sich deren Facebook-Seite ansehen, "dann werden Sie verstehen".

Kurz darauf äußerte er sich auch über das Aussehen seiner Demokratischen Konkurrentin um die Präsidentschaft, Hillary Clinton: "Als sie bei der Debatte vor mir herging, war ich nicht sehr beeindruckt".

Unterdessen sind am Freitag auch neue Vorwürfe laut geworden: Die heute 46-jährige Kristin Anderson beschuldigte den Milliardär in der "Washington Post", sie in den 1990er-Jahren in einer Disco, wo sie als Kellnerin gearbeitet hatte, unter ihrem Rock begrapscht zu haben.

Unabhängig davon trat in Los Angeles die Anwältin der früheren "Apprentice"-Kandidatin Summer Zervos vor die Kameras. Auch ihre Mandantin sei von Trump bei Aufnahmen für dessen Sendung ohne Einwilligung geküsst und begrapscht worden, anschließend habe Trump die damals 20-Jährige mehrfach aufgefordert, ihm in seinen Bungalow zu folgen.

Schon in den vergangenen Tagen waren zahlreiche andere Frauen mit ähnlichen Vorwürfen an die Medien gegangen.

Obama: Demokratie auf dem Spiel

US-Präsident Barack Obama hat derweil mit eindringlichen Worten davor gewarnt, für Trump zu stimmen. "All der Fortschritt, den wir in den vergangenen acht Jahren gemacht haben, steht auf dem Spiel", sagte Obama am Freitag bei einer Wahlkampfveranstaltung für die Demokratin Hillary Clinton in Cleveland.

"Die Demokratie an sich steht jetzt auf dem Spiel." Es gehe um die Bewahrung von Toleranz, Höflichkeit, Gleichheit und Ehrlichkeit in den USA, sagte Obama. Trump drohe damit, "seine politischen Gegner ins Gefängnis und die Medien zum Schweigen zu bringen". Zudem suche der Rechtspopulist bereits jetzt nach "Ausreden" für eine mögliche Niederlage und spekuliere über Wahlbetrug, sagte Obama.

Trump liegt in Umfragen derzeit deutlich hinter Clinton. Durch eine Welle neuer Vorwürfe zu angeblichen sexuellen Übergriffen ist der Immobilienmogul in höchste Bedrängnis geraten. Er stand bereits zuvor wegen eines Videos aus dem Jahr 2005 massiv unter Druck, in dem er damit prahlt, sich wegen seiner Berühmtheit bei Frauen alles erlauben zu können.

Wahlwerbung ohne Trump

Mehrere einflussreiche Republikaner und auch einige der wichtigsten Geldgeber der Partei gingen inzwischen auf Distanz zu ihm. Der ranghöchste Parteipolitiker, der Vorsitzende des Repräsentantenhauses Paul Ryan, hielt am Freitag eine Wahlkampfrede, in der er komplett auf die Nennung des Präsidentschaftskandidaten Trump verzichtete.

Ryan konzentrierte sich vollkommen auf Fortschritte im Rennen um Sitze im Senat und im Abgeordnetenhaus. Zum Präsidentschaftswahlkampf machte er keinen Aussagen. Ryan hatte am Montag erklärt, er werde Trump nicht mehr unterstützen. Zuvor war ein Video aufgetaucht, in dem obszöne Äußerungen Trumps zu hören sind. In der Zwischenzeit gingen zahlreiche Frauen an die Öffentlichkeit, die angeben, Trump habe sie sexuell belästigt. Erst am Freitag erhob eine weitere Frau schwere Vorwürfe. (red, APA, 14.10.2016)