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Das OMV-Sparprogramm enerviert den Konzernbetriebsrat, das Management sieht keinen Anlass dazu.

Foto: ap / Hans Punz

Wien – Im teilstaatlichen börsennotierten Erdölkonzern OMV herrscht wieder eitel Sonnenschein. Jedenfalls unter den Belegschaftsvertretern, die zuletzt heftig stritten. So sehr, dass sich im Juli der Konzernbetriebsrat des 25.000-Mitarbeiter-Unternehmens aufgelöst hat.

Nun sind die "Auseinandersetzungen um die Fortführung der Konzernvertretung" (der neue Konzernbetriebsrat an die Mitarbeiter) gelöst. Vorsitzender des Zentralbetriebsrats wurde Wolfgang Baumann, der Betriebsratschef der OMV AG. "Mit Dynamik" nehme man "die dringlichen Themen in Angriff", kündigten die Konzernvertreter an – und legten gleich los, und zwar mit Kritik an der "neuen Unternehmenskultur", wie sie die Mitarbeiter per E-Mail wissen ließen.

Kurz zur Einordnung: Nach langem Streit an der Konzernspitze wurde Rainer Seele im Sommer 2015 OMV-Chef. 2015 schrieb die OMV zwei Milliarden Euro Verlust, Seele fährt auf Sparkurs. Rund 150 Millionen Euro sollen einspart werden (2015 bis 2017), und zwar bei den "Sachkosten".

Der Zentralbetriebsrat befürchtet nun aber einen dräuenden Mitarbeiterabbau, "die Situation" der Belegschaft solle "verschlechtert werden". Der Sozialplan "Fit 4 Fifty" ist Ende Juni ausgelaufen, es folgt nun "Fit for future". Bei "Fit 4 Fifty" gab es etwa vorzeitigen Ruhestand ab einem Alter von 53,5 (Frauen) beziehungsweise 57,5 Jahren. Jüngere konnten Golden Handshakes bekommen (Formel: Dienstjahre mal Alter durch 40). Allerdings griffen nicht viele zu.

Laut den Konzernbelegschaftsvertretern wird nun die "Nachfolgeregelung" des im Juni beendeten Sozialplans verhandelt. Statt einer Golden-Handshake-Regelung seien darin eine "separation guideline" vorgesehen, also Trennungsrichtlinien. Und: "Im Entwurf des Unternehmens" zum neuen Sozialplan sei auch von einer Richtlinie für die Trennung von "Lowperformern oder Minderleistern" die Rede. Ihnen sollen dem Vernehmen nach zweimal andere Jobs angeboten werden, sollten sie die nicht annehmen, könnte am Ende des Tages die Kündigung stehen.

"Kein Mitarbeiterabbau"

Minderleister? Wasser auf die Mühlen der Zentralbetriebsräte: "Diese Wortwahl und die damit verbundene Denkweise ist für uns absolut nicht akzeptabel", schrieben sie den Mitarbeitern unter dem kryptischen Hinweis, dass "sich noch weitere höchst problematische Vorhaben" in der Guideline fänden. Der Sprecher der OMV relativiert und beruhigt. Laut seiner Auskunft sind weder "Fit 4 Fifty" noch "Fit for Future" Sozialpläne zu nennen, und es gebe kein Mitarbeiterabbauprogramm. Dass bei der Erarbeitung der Guideline die Worte "Minderleister" oder "Lowperformer" vorkamen, weist er zurück: "Das ist nicht die Sprache, die unser Management verwendet."

Und während die Arbeitgeberseite die forsche E-Mail als "legitimes Lebenszeichen eines neuen Konzernbetriebsrats" einstuft, wetzt selbiger die Messer. "Wir werden in nächster Zeit wohl bisher ungewohnte Maßnahmen setzen müssen", kündigen die Belegschaftsvertreter in ihrem Einstandsbrief an. Man sei, so heißt es intern, "zum Kampf bereit". (Renate Graber, 14.10.2016)