Wien – Hermann Schultes steht mit seiner Sympathie für Ceta in seinen eigenen Reihen offenbar so ziemlich allein da. Der Präsident der Landwirtschaftskammer hielt nie hinterm Berg damit, dass er im umstrittenen Handelsabkommen mit Kanada für Österreich keine Gefahr sehe. Im Bereich der Landwirtschaft und Lebensmittel würden gegenseitige Standards respektiert – das Abkommen benachteilige weder Bauern noch Konsumenten, ließ er wiederholt wissen.

Die österreichischen Landwirte sind anderer Meinung. 79 Prozent sprechen sich klar gegen die Unterzeichnung des Vertrags aus. 78 Prozent sind überzeugt, dass Ceta die Gentechnikfreiheit der hiesigen Landwirtschaft untergräbt. 68 Prozent rechnen damit, dass die Produktionsstandards in der Folge innerhalb der EU sinken.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Marktforschers Keyquest im Auftrag der Grünen. 500 Betriebe wurden dazu im September quer durch Österreich befragt. Ein Fünftel waren Biobauern, 59 Prozent arbeiten im Haupterwerb in der Landwirtschaft, ein Viertel bewirtschaftet mehr als 51 Hektar.

Neun von zehn der Befragten gaben an, gut über das Abkommen informiert zu sein. Nur fünf Prozent erwarten sich daraus Vorteile. Vor allem Jüngere sind skeptisch. 66 Prozent bezweifeln, dass die Milchwirtschaft in Österreich von den höheren Exportkontingenten für ihre Produkte profitiert. Dass Ceta ihnen in Summe neue Chancen bietet, halten gerade einmal sechs Prozent für realistisch.

Die Bauern schenken der Propaganda ihrer Kammer für Ceta keinen Glauben, sagt Wolfgang Pirklhuber, grüner Landwirtschaftssprecher. Er macht in ihren höchsten Reihen Raiffeisen-Vertreter aus, Schultes vertrete eher das Interesse der Industrie. (vk, 14.10.2016)