Putineskes Heiraten ist jetzt in Russland offenbar der letzte Schrei. Als Fotos des halbnackten Weltenretters auftauchten, durch sonnige Tundrawälder auf einem Bären reitend, die Gischt klarer Flüsse an den glänzenden Reitstiefeln, lag der Gedanke nah, dass außer einer feuerspeienden Putinstatue in Godzillagröße nichts Verstörenderes mehr an Persönlichkeitskult folgen könnte. Weit gefehlt.
Wem Denkmäler für Putins Hund nicht reichen, der kann jetzt nachlegen. Mit Gottes Segen und mit Handarbeit. Das "Zentrum für Modellierung und strategische Entwicklung" (sic!) führte das neueste Angebot in Sachen Brautmode vor: ein weißblauer Albtraum, auf der Vorderseite lächelt Wladimir Putin, von Engerln umgeben, dem Bräutigam entgegen: im Judokostüm. Weiß mit schwarzem Gürtel. Das gut durchdachte Modell passt zu schwarzem Anzug und weißem Hemd des Gegenparts.
Bräutigam übernimmt mit Braut praktischerweise auch seinen Oberbefehlshaber mit und wird gleichzeitig zum Pantoffel- und Heimathelden. Was sich dann aber doch nicht logisch erschließen lässt: Aus Putins Trainingskostüm wachsen hinten links lange weiße Flügel. Modell "Schwanensee" oder "Fallender Engel".
In der rechten Hand hält er als Gegengewicht die ganze Erdkugel in seinen zarten Fingern. Auch nach längerer Überlegung ist der geneigte Betrachter nicht entschieden, welches von diesen beiden Accessoires beunruhigender wirkt. Auf der Rückseite präsentiert die Braut die Basiliuskathedrale, die Kreuzspitze direkt über dem Hintern. Darüber, ob das auf verborgene Wünsche hinweisen soll, wie die geopolitisch eindeutige Darstellung der Weltkugel in Präsidentenhand, lässt sich nur spekulieren. (Julya Rabinowich, 14.10.2016)