Toronto/Cleveland – Alles hat irgendwann einmal ein Ende. Auch das Warten. Die NBA-Saison fängt bald an. Bis dahin werden noch gewisse Dinge eruiert. Im Fall von Jakob Pöltl und den Toronto Raptors: Wie viel Spielzeit wird Österreichs erster NBA-Spieler in seiner ersten Saison bekommen?
Die nicht überraschende Antwort: am Anfang eher wenig. Das hat gute Gründe, die aber nicht unbedingt mit Pöltls Fähigkeiten zu tun haben. Beim Sieg im Vorbereitungsspiel gegen die Cleveland Cavaliers schickte Raptors-Coach Dwane Casey folgende erste Fünf aufs Feld: Kyle Lowry, Norman Powell, DeMarre Carroll, Jonas Valanciunas und Pascal Siakam. Ein klares Vorzeichen.
Mit Rookie Siakam sollte sich Pöltl um Minuten streiten. Sein zweiter Konkurrent, der Brasilianer Lucas Nogueira, wurde nach sieben Minuten eingewechselt. Beide scorten jeweils sechs Punkte, wobei Nogueira auch in der Defensive gefiel. "In der ersten Halbzeit lasse ich meine stärkste Formation spielen. Danach werden alle jungen Spieler zum Einsatz kommen. So wie bisher", sagte Casey in einem Time-out zu seiner Wechseltaktik in der Preseason, die Rückschlüsse zulässt.
Jüngster Spieler im Raptors-Kader
Pöltl ist der jüngste Spieler im Raptors-Kader und sieht sich derzeit selbst nicht vor Nogueira in der Rotation. Das ist aber auch kein Wunder: Der Brasilianer hat bereits zwei Jahre NBA und zwei Jahre spanische Liga auf dem Buckel.
Bühne frei dann im vierten Viertel: Pöltl spielt die letzten zwölf Minuten durch. Das ist schon einmal nicht schlecht. Der bald 21-Jährige kommt mit der Geschwindigkeit des Spiels sehr gut zurecht, startet mit einem Assist. Danach versorgen ihn seine Mitspieler leider nicht mit genauen Pässen. Seine stärkste Phase hat Pöltl kurz vor Schluss: ein erfolgreicher Wurf, ein Offensiv-Rebound, der wieder in zwei Punkten mündet, und zum Drüberstreuen noch ein Block in der Defense.
Der kleine Wermutstropfen folgt: Gleich drei gute Gelegenheiten (zwei ganz freie Würfe und ein Tip-in) werden versemmelt. Pöltl ist aber auch ESPN-Kommentator Chris Webber aufgefallen: "He is the first Austrian ever to play in the NBA!"
Toronto gewinnt am Ende mit 119:94. Es folgen noch zwei Vorbereitungsspiele in Detroit und Washington, bevor am 26. Oktober die Saison daheim gegen Detroit eröffnet wird.
LeBron James hat bei den Cavaliers übrigens nicht mitgewirkt, der beste Spieler der NBA lag nur neben der Spielerbank und futterte Popcorn. Mit drei NBA-Titeln will er sich freilich nicht zufriedengeben. Zitat bei "Sports Illustrated": "My motivation is chasing the ghost. The ghost played in Chicago." (Florian Vetter aus Toronto, 14.10.2016)